REUTLINGEN-ROMMELSBACH. Generationenspielplätze sind en vogue und auch in Deutschland zunehmend nachgefragt. Vom europäischen Epizentrum der Outdoor-Bewegung – es handelt sich um die Schweiz – ausgehend, erobern Freizeitanlagen für alle Altersgruppen immer mehr Städte und Gemeinden. Und das, obschon besagte Geräteparcours deutlich kostenintensiver sind, als herkömmliche Spielplätze. Ein Aufpreis, der sich auszahlt?
Durchaus, wie zahlreiche Beispiele zwischen Boden- und Nordsee nahelegen. Wiewohl manch’ Generationenspielplatz an Akzeptanzproblemen kränkelt: in der Regel deshalb, weil an den Bedürfnissen der Bürgerschaft vorbeigeplant wurde. Wobei es in solchen Fällen nicht die Kinder sind, die Rutsche, Schaukel und Co. verschmähen, sondern Erwachsene – und hier insbesondere Senioren –, die sich mit den ihnen zugedachten Ertüchtigungsangeboten schwertun.
Natürliche Paravents bauen Hemmungen ab
Allem voran sind es Hemmungen, Befürchtungen, sich vor Dritten zu blamieren, die der Nutzung von Outdoor-Geräten im Wege stehen: und zwar immer dann, wenn Senioren-Bereiche zu sehr wie Präsentierteller wirken. Was Studien aus der Schweiz und aus Bayern belegen. Ihnen zufolge steigt die Akzeptanz von Fitness-Geräten für Erwachsene signifikant, wenn diese etwas abseits der Kleinkinder- und Jugend-Areale verortet sowie idealerweise durch natürliche Paravents – durch Sträucher oder Büsche – abgeschirmt sind.
Wichtig außerdem: eingängige Bedienungsanleitungen für die Trimm-Geräte. Zumal diese eben nur dann genutzt werden, wenn sich ihre Funktion erschließt. Weshalb es Gemeinden gibt, die Interessierten sogar Einführungskurse anbieten – organisiert und ausgerichtet von Ehrenämtlern für alle, die dem Nachwuchs beim Klettern, Toben und Sandeln nicht bloß von der Ruhebank aus zuschauen möchten.
Nicht zu weit ab vom Schuss
Wenn dann außerdem die Lage eines Generationenspielplatzes passt (tunlichst nicht zu weit ab vom Schuss), dann – so das Fazit etlicher im Internet eingestellter Erfahrungsberichte – erfüllt er zuverlässig seinen Zweck, ist attraktiv für Alt und Jung und entwickelt sich binnen Kurzem zu einer Art bürgerschaftlichem Treffpunkt; zu einem sportiven Ort der Begegnung, den sich auch in Rommelsbach viele Menschen wünschen.
Zwar verfügt die knapp 6.000 Einwohner zählende Bezirksgemeinde aktuell über neun konventionelle Spielplätze, nicht aber über eine ansprechende Freifläche für alle Generationen – wie sie übrigens schon mehrfach vom Rommelsbacher Ortschaftsrat beantragt wurde. Bislang freilich vergebens. Nicht einmal eine Planungsrate wurde bis dato in den kommunalen Etat eingestellt.
Perfekte Location fürs Zukunftsprojekt
Dessen ungeachtet bleiben die Räte – allen voran Ideen- und Impulsgeber Peter Meinhardt – unverdrossen am Ball. Zumal sie im Spielplatz an der Altenwaldstraße eine perfekte Location fürs Zukunftsprojekt gefunden zu haben meinen. Flankiert von Sportanlagen und Grundschule erscheint der Standort tatsächlich optimal: Er ist grün und weitläufig, verfügt über einen Schatten spendenden Baumbestand, hat sich als stark frequentierter Kinderspielplatz bereits bewährt und bietet eine Topografie, die förmlich nach einem Pumptrack für Mountainbiker schreit. Außerdem ist das Terrain dezent von der Wohnbebauung abgerückt. Weshalb es zu keinen lärmbedingten Konflikten zwischen Anwohnern und Generationenspielplatznutzern kommen dürfte.
»Wenn nicht hier, wo sollte es sonst klappen«, sagt Bezirksbürgermeisterin Gabriele Gaiser beim Vor-Ort-Termin. Derweil Peter Meinhardt und Vize-Schultes Markus Kern davon sprechen, die örtlichen Vereine und Kinderbetreuungseinrichtungen, die Schule, den Jugendtreff Beatbox, die Männerwerkstatt und gerne auch am Projekt interessierte Einzelpersonen mit ins Boot holen zu wollen. Beiden schwebt eine Art runder Tisch fürs erste Brainstormen vor, dem sich Workshops zur Konkretisierung anschließen könnten.
Tolles Thema für eine Master-Arbeit
Um den Kostenrahmen möglichst filigran zu halten wäre es für die Bezirksgemeinderäte außerdem denkbar, die Hochschule Esslingen beziehungsweise deren Filiale in Nürtingen mit einzubinden. Meinhardt: »Der Generationenspielplatz wäre unseres Erachtens ein tolles Thema für eine Master-Arbeit« – und ein lohnendes Projekt für Sponsoren mit sozialer Ader.
Solche zu finden, ist für Gaiser, Kern und Meinhardt ein weiterer Posten auf der To-do-Liste. Zumal in Zeiten knapper Kommunalkassen die Wahrscheinlichkeit gegen null tendiert, dass das Stadtparlament mal eben 100.000 Euro oder mehr für nicht zwingend Notwendiges lockermacht. »Wir sind uns dessen sehr bewusst«, betont Markus Kern. Was auch für die Tatsache gilt, dass so ein Generationenspielplatz, wenn er denn mal da ist, in Schuss gehalten werden muss.
Um die Mitarbeiter von Technischen Betriebsdiensten und Grünwesen zu entlasten, denkt man in Rommelsbach deshalb schon jetzt an ehrenamtliches Engagement. Patenschaften, heißt es, könnten übernommen werden – vom Heckenschnitt bis hin zur Abfallbeseitigung. Und was die Akzeptanz der Anlage für alle betrifft? Die, sind sich Gabriele Gaiser, Peter Meinhardt und Markus Kern sicher, wächst mit der Bürgerbeteiligung. Denn wer sich mit einer Sache tätig identifiziert, wird sie kaum links liegen lassen.
Ein Gewinn für Dettingen
So zu beobachten in Basel und St. Gallen, München, Rosenheim … und – um ein Beispiel aus der nächsten Nachbarschaft zu nennen – in Dettingen/Erms, wo sich der 2019 in Betrieb genommene Mehrgenerationenspielplatz einiger Beliebtheit erfreut.
Ja, die Anlage im Schlösslepark ist definitiv ein Gewinn. Dies auch, weil sich der TSV Dettingen mit kostenlosen Schnupper-Trainings einbringt und damit Akzeptanz-Probleme ausräumt. Hemmungen? Sie kommen in der Gruppe gar nicht erst auf. Und Fragen zur korrekten Bedienung der Trimm-Geräte? Die werden prompt und demonstrativ beantwortet. Ein Part, den in Rommelsbach die Jedermänner des SV übernehmen könnten – sollte das Wunschprojekt irgendwann Wirklichkeit werden. (GEA)