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Aktuell Altstadtlauf

Altstadtlauf kurz und knapp vor dem Fußball

REUTLINGEN. Eine Hitzeschlacht wie im Vorjahr wurde der 24. Reutlinger Altstadtlauf nicht. Im Gegenteil: Noch in der ersten Runde blies dem Pulk von 481 Teilnehmern am Hauptlauf hinter der Nikolaikirche ein kühler Südwest ins Gesicht. Weniger des Wetters wegen als zum nahenden EM-Schicksalsspiel gegen Angstgegner Italien leerten sich die Straßen und Plätze am Rand der Zehn-Kilometer-Strecke dann doch schnell von vielen anfeuernden Zuschauern.

Die Bambini waren die ersten Läufer, die sich auf die Strecke machten. GEA-FOTO: PACHER
Die Bambini waren die ersten Läufer, die sich auf die Strecke machten. GEA-FOTO: PACHER
Die Bambini waren die ersten Läufer, die sich auf die Strecke machten. GEA-FOTO: PACHER
Das war am frühen Samstagabend eine knappe Stunde zuvor noch ganz anders. Unter frenetischem Jubel zahlloser Eltern, Kinder und Jugendlicher in der Kanzleistraße schaffte Marlene Grünwald von der LG Steinlach tatsächlich eine kleine Sensation: Nach den 1,5 Kilometern stürmte sie bei den unter zehnjährigen Schülern D mit 5.49 Minuten zwei Sekunden vor dem ersten Jungen, ihrem Vereinskameraden Emil Schmidt, ins Ziel am Marktplatz.

Die Gewinner des Hauptlaufes waren mit Lorenz Baum und Stefanie Kuhnert dieselben wie im Vorjahr, dank des idealen Laufwetters allerdings durchweg mit deutlich besseren Zeiten. Allerdings gab es diesmal zwei männliche Sieger: Lorenz Baum vom Tübinger Laufladen kam zeitgleich mit seinem Team-Kameraden Timo Göhler in 32.14 Minuten ins Ziel.

Bei den Frauen rannte Stefanie Kuhnert nach 36.37 Minuten mit gut drei Minuten Vorsprung vor Silke Holzmann über die Ziellinie, die für den SV Ohmenhausen an den Start gegangen war. Dort neben dem Rathaus hatten zunächst weniger die Spitzenläufer Probleme als die Massen des Hauptfeldes.

Erst lang nach der engen Passage der Spendhausgasse entflocht sich ganz allmählich der Stau, der viele zum Trippeln auf der Stelle zwang. Vor ihrem Tempel in der Oberamteistraße ließen sich sogar die festlich gekleideten Freimaurer der Reutlinger Loge das Spektakel nicht entgehen und fotografierten eifrig.

Noch oben an der südöstlichen Stadtmauer in der Jos-Weiß-Straße herrschte heilloses Gedränge im hinteren Feld. Die Black Men auf dem schweren Motorrad, die von den insgesamt wieder perfekt vorbereiteten IGL-Organisatoren gestellt worden waren, hatten zur besonderen Freude der jüngeren Jahrgänge schon bei den kürzeren Strecken den Besten den Weg freigemacht. Das Überrunden klappte trotz der engen Gassen auch im Hauptlauf meist recht gut.

Was dem Handel – neben der mehr in den Abend hinein verschobenen Startzeit – zupass kam, weil die Einkaufsmeile Wilhelmstraße nur zweimal auf ein paar kurzen Metern gestreift wurde, machte auch vielen der ehrgeizigeren Läufer Spaß: Nach den engen Schlangenlinien gab es auf der Metzgerstraße ein paar Hundert Meter kommoder Straßenbreite. Freilich säumten da auch weniger Zuschauer die Strecke als sonst im engeren Stadtzentrum.

Ungestümer Start

Von 14 Uhr an hatten die IGL-Helfer – rund die Hälfte der 180 Mitglieder der Läufer-Initiative waren zu ihren vielen Diensten angetreten – den Rundkurs von 2,5 Kilometern mit den rot-weißen Bändern abzusperren begonnen. In der Ecke um den Federnseeplatz und die Nikolaikirche hatte es ein paar Probleme gegeben mit Pfosten und Kindersitzen, die nicht zu entfernen waren.

Dort wurde die Strecke auch der Länge wegen noch einmal verändert gegenüber dem Plan. Neben den eigenen Leuten engagierten sich die Abteilungen der Reutlinger Freiwilligen Feuerwehr, vor allem der Jugendfeuerwehr, auch als Ordner und Verpfleger. Die erfrischende Dusche beim Friedrich-List-Gymnasium brauchten die Läufer diesmal kaum.

Mit 15 Frauen und Männern war das Deutsche Rote Kreuz dabei. Beim etwas ungestümen Start der Bambini gab es nach so etwas wie einem Massensturz ein paar Schürfwunden zu versorgen und fürsorglich zu trösten. Sonst meldeten die medizinischen Ersthelfer und Retter »keine besonderen Vorkommnisse«. Im Vorjahr hatte die Hitze noch mehrere Notfall-Einsätze wegen Kreislaufschwächen erfordert.

An wechselnden Standorten rund um den Marktplatz hoben auch wieder die Guggen-Musiker aus Großengstingen Stimmung und Motivation. Als »Lombekabell« waren sie »immer unterwegs im Namen des Königs«, unter dem alten württembergischen Leitspruch »Furchtlos und treu«.

Nicht nur bei den sogenannten Power-Races parallel zu den Schülerläufen waren auch die Behindertensportler von der TSG Reutlingen inklusiv wieder gut vertreten. Vier Läufer kamen beim Hauptlauf ins Ziel, zehn weitere liefen laut Leiter Martin Sowa eine der vier Runden mit dem Hauptfeld mit.

Die Siegerehrungen hielt man wegen des nahen Anpfiffs zum Italien-Spiel in Bordeaux ganz knapp, zumal die Reutlinger Stadtspitze auf Wochenend-Klausur war. Die Altersklassen-Pokale sollen laut IGL-Organisator Horst Jägel am kommenden Samstag ab 11 Uhr im Rathaus-Foyer übergeben werden. (GEA)