ZWIEFALTEN/MÖSSINGEN. »Die Leute entscheiden sich für unser Bier, weil sie einen Schluck Heimat trinken wollen«, sagt Peter Baader, nach eigenen Angaben Inhaber der Zwiefalter Klosterbrauerei in sechster Familiengeneration nach den Benediktinern. Und die begannen mit der Braukunst bereits im Jahr 1521 in dem Örtchen am Fuße der Schwäbischen Alb. Und diese schlichte Jahreszahl ist der Name eines der beliebtesten Biere der Familien-Brauerei.
Die lokale und regionale Verbundenheit zwischen Brauerei und Verbraucher ist eine der großen Stärken seines Unternehmens, wie Baader betont. Die Nähe, die Verbundenheit, die Zuverlässigkeit – das sei es, was die Kunden schätzen und weshalb sie sich für sein Bier entscheiden. »Das ist viel wichtiger als ein paar Cent mehr oder weniger«, sagt Baader. Qualität statt Dumping-Preis – das ist es, worauf Zwiefalter setzt. »Auf einen Preiskampf mit den Großkonzernen können wir uns ohnehin nicht einlassen«, betont Baader und verweist kopfschüttelnd auf Münchener Groß-Brauereien, die gelegentlich zwei Kisten Bier für elf Euro anbieten.
Gutes Handwerk wird geschätzt
Eine Kiste Zwiefalter mit 20 Flaschen kostet laut Baader derzeit zwischen 18 und 19 Euro für den Endverbraucher, also unter einem Euro pro Fläschchen. Minimal teurer als noch vor einem Jahr. »Und das angesichts von so immensen Preissteigerungen, wie ich sie noch nie erlebt habe«, sagt Baader. Etiketten, Kronkorken, Flaschen, Kartonagen – überall seien die Preise enorm in die Höhe geschnellt. Baader: »Und wir sprechen hier nicht von 5 oder 10 Prozent, teilweise handelt es sich um Preissteigerungen von 100 Prozent. Das können wir natürlich niemals an den Kunden weitergeben«.
In diese Kerbe haut auch Hans-Jörg Strobl von Fischers Brauhaus in Mössingen. Rund 18 Euro kostet auch hier eine Kiste Bier. Mindestens 25 Euro müsste die lokale Brauerei pro Kiste verlangen angesichts der davon galoppierenden Kosten, heißt es in Mössingen. Aber Strobl winkt ab, »das zahlt dir doch niemand«. Auch hier waren die Preissteigerungen für den passionierten Biertrinker nur moderat. Neben den enormen Kostensteigerungen bei Material und Energie, auf die Baader hinweist, nennt Strobl außerdem noch Grundprodukte wie Hopfen, Malz und Gerste, für die die Preise signifikant angestiegen seien.
Auch Strobl schüttelt nur fassungslos mit dem Kopf, wenn er über Bier-Preise bei den Konzernen spricht. »Teilweise 10 Euro pro Kasten kosten die in den Supermärkten hier. Das ist doch nicht mehr nachzuvollziehen. Das kann man nicht kapieren, und das machen wir auch nicht mit. Das können wir auch nicht mitmachen. Wir würden kaputtgehen«. Auch in Mössingen ist man froh, dass bei vielen Bier-Liebhabern der Trend zu den lokalen Produkten geht. »Ein Bier aus der Region – das ist den Leuten wichtig. Nicht, wer das billigste Bier auf den Markt wirft«.
Baader aus Zwiefalten ergänzt an diesem Punkt, »und da ist es letzten Endes auch egal, ob die Leute Zwiefalter, Berg oder Fischer kaufen. Hauptsache, sie kaufen lokal und nicht die Produkte von den Großkonzernen«. Der Brauerei-Chef verweist auch darauf, dass die ganze Wertschöpfung in der Region bleibt, weil sein Unternehmen eben auch alle Produkte für die Bier-Herstellung so weit möglich aus der Region bezieht. »Und wir lassen unsere Etiketten auch ein paar Ortschaften weiter drucken und eben nicht in Polen.«
Treue Kundschaft
Die Preise für Rohstoffe und Energie steigen enorm, die Verkaufspreise nur minimal. Wie kann eine kleine Brauerei da überleben? Baader zuckt mit den Schultern und antwortet mit der Gelassenheit eines weisen Schwaben. »Es gibt Jahre mit besseren und mit schlechteren Erlösen. Die letzten Jahre gehörten sicher zu den schlechteren. Nicht zuletzt natürlich auch durch die Corona-Pandemie, aufgrund derer fast alle gastronomischen Betriebe lange Zeit geschlossen waren. Aber es werden auch wieder andere Zeiten kommen und solange uns unsere Kunden treu und gewogen bleiben, ist mir vor der Zukunft nicht bang«.
Außerdem haben die beiden genannten Brauereien, wie übrigens auch »Berg« in Ehingen, die unter den regionalen Brauereien eine feste Größe ist, wunderschöne Biergärten direkt vor der Produktionsstätte. Nun, da die Temperaturen hoffentlich bald wieder so steigen wie der Füllstand des Bierglases unterm Zapfhahn, werden die bald schon wieder brechend voll sein. Das Bier wird fließend, die Stimmung fantastisch sein – und alles sieht schon nicht mehr so trist aus. (GEA)