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Volksbanken verlieren Mitglieder

Die Zahl der Geldhäuser der Volksbanken und Raiffeisenbanken im Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband schrumpft durch Fusionen.

Roman Glaser ist Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands.  ARCHIVFOTO: TRINKHAUS
Roman Glaser ist Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands. ARCHIVFOTO: TRINKHAUS Foto: Gerlinde Trinkhaus
Roman Glaser ist Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands. ARCHIVFOTO: TRINKHAUS
Foto: Gerlinde Trinkhaus

STUTTGART. Von 2010 bis 2018 ist die Zahl der Mitglieder und damit Miteigentümer der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg von 3,241 Millionen auf 3,772 Millionen gestiegen. Damit ist mehr als jeder dritte Einwohner des Bundeslandes dabei. Doch in den vergangenen beiden Jahren ging die Mitgliederzahl zurück, 2020 sogar deutlich um über 31 500 auf 3,739 Millionen, wie Roman Glaser, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands, in Stuttgart berichtete.

»Das ist eine Beruhigung auf hohem Niveau und hat eine Vielzahl von Motiven«, sagte Glaser. Der Rückgang hänge etwa mit der Geschäftspolitik einzelner Häuser (zum Beispiel höheren Gebühren für die Kontoführung), mit zuletzt ausgefallenen oder verringerten Dividenden und mit Doppelmitgliedschaften vor Fusionen zusammen. 2020 ist die Zahl der Genossenschaftsbanken im Land aufgrund von Verschmelzungen von 167 auf 159 geschrumpft. Fürs laufende Jahr wisse der Verband bislang von sieben geplanten Fusionen, teilte Glaser mit.

Trotz der herausfordernden Rahmenbedingungen hätten sich die Finanzinstitute im Coronajahr 2020 sehr ordentlich geschlagen, stellte der Präsident fest. Das zusammengezählte Betriebsergebnis vor Risiko der 159 Geldhäuser sei gegenüber dem Vorjahr um 4,6 Prozent zwar auf 1,17 Milliarden Euro gesunken. Der Jahresüberschuss dürfte aber in etwa auf Vorjahresniveau von 325 Millionen Euro liegen. Dahinter stehen nach Verbandsangaben ein um 3,1 Prozent auf 2,66 Milliarden Euro gesunkener Zinsüberschuss, ein um 1,7 Prozent auf 1,14 Milliarden Euro erhöhter Provisionsüberschuss und um 0,3 Prozent auf 2,65 Milliarden Euro gestiegene Verwaltungskosten.

500 Beschäftigte weniger

Da die Menschen während der Pandemie deutlich weniger Geld ausgaben, verzeichneten die Volksbanken und Raiffeisenbanken im Land im vergangenen Jahr ein Plus von 6,9 Prozent oder 9,1 Milliarden Euro auf 141,6 Milliarden Euro bei ihren bilanziellen Kundeneinlagen. Ihr bilanzwirksames Kreditgeschäft steigerten sie um 6,2 Prozent oder 6,7 Milliarden Euro auf 115 Milliarden Euro. Dabei legten sie bei den Krediten an Unternehmen um 5 Prozent oder 2,2 Milliarden Euro auf 46,6 Milliarden Euro zu. Die Kredite an Privatpersonen wuchsen um 6,6 Prozent oder 4,1 Milliarden Euro auf 65,8 Milliarden Euro. »Haupttreiber war einmal mehr der Neubau, die Renovierung oder der Kauf von Immobilien«, sagte Glaser.

Das Kundenverhalten habe sich durch die Coronakrise stark verändert. 60 Prozent der Kunden von Volksbanken und Raiffeisenbanken nutzten inzwischen Onlinebanking. Die Zahl der Bankstellen habe sich im vergangenen Jahr um 133 auf 2 374 verringert – davon seien 745 Selbstbedienungsstellen. Die Zahl der Beschäftigten bei den 159 Banken sei – umgerechnet auf Vollzeitstellen – um 500 auf 20 770 zurückgegangen.

Der Ausblick für die kommenden Monate bleibe mit großen Unsicherheiten behaftet, sagte Glaser. »Wenn wir nicht bald eine klare Perspektive haben, geht irgendwann vielen Unternehmen die Luft aus«, fügte er hinzu. Für 2020 habe es bei den Risikoaufwendungen der Genossenschaftsbanken im Südwesten keine Auffälligkeiten gegeben. Im laufenden Jahr könnte indes die Zahl der Insolvenzen steigen. (GEA)