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Aktuell Zukunft

Stuttgarter Innovation-Kongress zeigt revolutionäre Antriebstechnik

Topleistungen in einem schwieriger werdenden Umfeld. Land will weitere Impulse setzen

Steffen Breuninger (links) erklärt Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut das revolutionäre Antriebssystem von Senti Mot
Steffen Breuninger (links) erklärt Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut das revolutionäre Antriebssystem von Senti Motion. Rechts neben der Ministerin Susanne Hahn, geschäftsführende Gesellschafterin von SKV Invest, sowie Petra Püchner, Leiterin des Steinbeis Europa Zentrums und Europabeauftragte der Wirtschaftsministerin. FOTO: RAHMIG
Steffen Breuninger (links) erklärt Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut das revolutionäre Antriebssystem von Senti Motion. Rechts neben der Ministerin Susanne Hahn, geschäftsführende Gesellschafterin von SKV Invest, sowie Petra Püchner, Leiterin des Steinbeis Europa Zentrums und Europabeauftragte der Wirtschaftsministerin. FOTO: RAHMIG

STUTTGART/TÜBINGEN. »Innovationen sind der Motor einer starken Wirtschaft, denn sie schaffen Lösungen für die Zukunft«, sagte Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) zur Eröffnung des 9. Open Innovation-Kongresses in Stuttgart. Der Open-Innovation Kongress ist deutschlandweit die größte öffentlich finanzierte Veranstaltung dieser Art.

Die Wirtschaft stehe vor aktuellen Herausforderungen wie geopolitische Spannungen, zunehmend protektionistische Tendenzen, einem wachsenden Wettbewerbsdruck, insbesondere aus Asien, und dem demografischen Wandel. »Wir als Exportland und Industriestandort sind davon überproportional betroffen.« Hoffmeister-Kraut spricht von ungünstigen Rahmenbedingungen und hausgemachten Problemen am Standort Deutschland, darunter die hohen Arbeits- und Energiekosten, relativ hohe Steuern und Abgaben und der Bürokratie, »die unseren Unternehmen immer mehr die Luft zum Atmen nehmen«.

KMU leisten wichtigen Beitrag

Sie verweist auf das Wachstumschancengesetz auf Bundesebene als einem ersten Schritt in die richtige Richtung. Er könne aber nur ein Anfang sein. »Seit Jahren verfolgen wir auch eine umfassende Innovationsstrategie«, sagte die Ministerin und nannte in dem Zusammenhang besonders das Thema Künstliche Intelligenz. In Konkurrenz zu den USA oder China sieht sie Chancen für Deutschland und speziell Baden-Württemberg. Sie verweist auf die Programme zur Unterstützung von Innovation im Lande, die vor allem für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ausgerichtet seien, also dem unternehmerischen Mittelstand im Land.

»Mit diesen wollen wir Impulse setzen und es damit auch KMU ermöglichen, am wirtschaftlich-technischen Fortschritt zu partizipieren.« InvestBW sei das größte einzelbetriebliche Förderprogramm in der Geschichte Baden-Württembergs mit insgesamt 330 Millionen Euro. Sie ist stolz darauf, dass das »Ländle« 5,6 Prozent unseres Bruttoinlandsproduktes für Forschung und Entwicklung ausgibt.

Unternehmen muss innovativ sein

Lucia Schmid, geschäftsführende Gesellschafterin der Emil Schmid Maschinenbau GmbH & Co. KG mit fast 300 Beschäftigten, hielt als Panel-Teilnehmerin auf dem Podium die Fahne der klein- und mittelständischen Betriebe hoch. »Es war mir wichtig zu demonstrieren, dass nicht nur die Start-ups und die Forschungsinstitute, sondern auch die KMU ihren Beitrag zur Innovation leisten«, sagte sie dem GEA. Das werde meistens stiefmütterlich behandelt. Ein Unternehmen wie die Emil Schmid Maschinenbau kann sich nur halten, »wenn es sich neben den laufenden Projekten weiterentwickelt und innovativ ist«. Und dies, obwohl sie bislang keine Forschungsgelder erhalten hätten, wie sie betonte. Open Innovation bedeutet für Schmid, »dass man sich niemals den neuen Technologien verschließen darf«.

Veranstaltungen wie der Open Innovation Kongress sollen den Austausch fördern und Innovationspartnerschaften aufzeigen. Der Schlüssel liegt dabei laut Ministerium bei Kooperationen. In diesem Jahr standen unter anderem die Themen Künstliche Intelligenz, Batterietechnologie, Medizintechnik, Robotik, Cybersicherheit, Automatisierung und Digitalisierung im Mittelpunkt.

Das I-Phone der Antriebstechnik

Susanne Hahn ist geschäftsführende Gesellschafterin der SKV Invest GmbH und vormals CEO des Lab1886 bei Mercedes-Benz. Sie gab auf dem Kongress Einblicke in ihre Arbeit, für die sie 2023 den Womens Leadership Day Award als Investorin des Jahres erhalten hatte. Hahn stellte die nachhaltige Förderung von Innovationen durch SKV Invest vor. Dazu gehört das Unternehmen Senti aus Stuttgart mit seiner revolutionären Antriebstechnologie.

Senti-Mitgründer und -Geschäftsführer Steffen Breuninger nennt diese Erfindung »das I-Phone der Antriebstechnik«. Das Unternehmen Senti Motion steht für »mehr Muskeln für Maschinen«. Was das bedeutet, erklärte er in Stuttgart: Es geht um eine neue Ära der Antriebstechnik. Senti sei ein Universalantrieb mit der höchsten Leistungsdichte, der alle modernen Funktionen der Antriebstechnik in einem System vereint.

Dabei gehe es um die Miniaturisierung aller wichtigen Funktionen in einer Maschine. »Wir haben mit unserer langjährigen Erfahrung einen Technologietransfer gemacht von dem Allerbesten, dieses miteinander verbunden und weiterentwickelt.«

»Made im Ländle«

Breuninger ist gleichzeitig Geschäftsführer der Gearcon GmbH in Tübingen, die Getriebelösungen der Zukunft anbietet. Gearcon hat die Einschränkungen des Antriebsstranges und vorgegebener Getriebearten verlassen. Bei diesen Getrieben werden die Vorteile des Planetengetriebes mit denen des Schneckengetriebes kombiniert. Smarte Getriebelösungen werden demnach mit Leistungseigenschaften kombiniert, die bisher nur im Hochpreissegment zu finden waren.

Die so entwickelte Senti-Verzahnung ermöglicht es, dass »Sie heute ein Getriebe haben, dass Sie beispielsweise in der Robotik einsetzen können. Was bisher 400 Euro gekostet habe, können Sie nun unter 50 Euro machen.« Und bei Servicerobotern könne nun endlich der Milliardenmarkt geöffnet werden. »Sie können heute einen KI-Roboter kaufen, der kann auch Schwäbisch schwätzen, der räumt Ihnen die Spülmaschine ein und aus, kostet aber noch 45.000 Euro.« Das Ziel sei es nun, ihn unter 10.000 Euro zu bringen.

Jede einzelne Funktion des Senti-Antriebs »Made im Ländle« übertreffe die Fähigkeiten der führenden Konkurrenzkomponenten auf dem Markt, verspricht Breuninger. Die bemerkenswerte Leistungsdichte ermöglicht eine Größenreduzierung um den Faktor 4 bis 10 im Vergleich zu aktuellen Technologien. (GEA)