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Sechs Volksbank-Filialen in der Region schließen für immer

Volksbank Ermstal-Alb weist für Geschäftsjahr 2022 Bilanzgewinn von 1,545 Millionen Euro aus

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Auftakt zu den Tarifverhandlungen für Volks- und Raiffeisenbanken. Foto: Marijan Murat
Auftakt zu den Tarifverhandlungen für Volks- und Raiffeisenbanken.
Foto: Marijan Murat

METZINGEN. Die Volksbank Ermstal-Alb eG mit Sitz in Metzingen schließt zum 30. Juni sechs ihrer 26 Filialen. Es handelt sich um die Geschäftsstellen in Hohenstein-Bernloch, Sankt Johann-Gächingen, Trochtelfingen-Mägerkingen, Reutlingen-Mittelstadt, Metzingen-Neugreuth und Bad Urach-Wittlingen. Dies gaben Vorstandsvorsitzender Martin Schnitzler (52), Vorstandsmitglied Michael Stadelmaier (47) und Generalbevollmächtigter Daniel Schweizer (47) beim Jahrespressegespräch des Finanzinstituts bekannt.

Alle sechs betroffenen Bankstellen seien zurzeit nur in Teilzeit geöffnet und mit einer Person besetzt, erklärte Schweizer. In zwei Fällen gingen Beschäftigte in Ruhestand. Die weiteren Mitarbeiter würden an anderer Stelle benötigt, erläuterte Schnitzler. Er stellte fest: »Der wichtigste Grund für unsere Entscheidung war, dass es schwierig ist, Personal für diese kleinen Geschäftsstellen zu finden.« Junge Arbeitskräfte wollten in einem Team arbeiten. Zudem sei die Kundenfrequenz in den genannten Filialen schwach.

Die Immobilie in Gächingen sei gemietet, die fünf weiteren gehörten der Volksbank, so Stadelmaiers Antwort auf eine GEA-Frage: »Wir wissen noch nicht, was mit den Immobilien geschieht.« Einstweilen blieben die Geldautomaten in den sechs Filialen noch stehen. Die Führung des Finanzinstituts wies darauf hin, dass trotz der Schließungsbeschlüsse weiterhin eine vergleichsweise hohe Dichte im Geschäftsstellennetz bestehen bleibe.

Vorschlag: 1,5 Prozent Dividende

Mit einer Bilanzsumme Ende 2022 von 1,928 (Vorjahr: 1,9) Milliarden Euro und 252 (Vorjahr 267) Beschäftigten, darunter 28 (Vorjahr: 26) Auszubildenden, ist die Volksbank Ermstal-Alb die größte der vier Genossenschaftsbanken mit Rechtssitz im Landkreis Reutlingen. Für 2022 weist sie einen Bilanzgewinn von 1,545 Millionen Euro aus – nach 1,812 Millionen Euro im Vorjahr. Wenn die Vertreterversammlung am 22. Mai in der Gemeindehalle in Sankt Johann-Würtingen zustimmt, wird eine Dividende von 1,5 Prozent je Geschäftsguthaben gezahlt. Im vergangenen Jahr gab es 1,5 Prozent Dividende sowie 1,5 Prozent Bonus als Ausgleich dafür, dass die Dividende für das Geschäftsjahr 2019 auf Druck der Bankenaufsicht zu Beginn der Coronakrise ausgefallen war. Dividendenberechtigt sind 33 943 (Vorjahr: 34 531) Mitglieder und damit Mitinhaber der Bank, die mindestens einen Geschäftsanteil von 100 Euro gezeichnet haben. Der nun gemachte Vorschlag für die Dividende bedeutete eine Gesamtausschüttung von 332 639 (Vorjahr: 689 589) Euro.

Das vergangene Geschäftsjahr sei »operativ sehr stabil« verlaufen, berichtete Schnitzler. Er verwies auf ein Betriebsergebnis vor Bewertung von 17,9 (Vorjahr: 17,4) Millionen Euro. Die Kundenkredite sind um 9 Prozent auf 983 Millionen Euro gestiegen, die Kundeneinlagen um 1 Prozent auf knapp 1,6 Milliarden Euro. Der Zinsüberschuss wuchs um 2 Prozent auf 26,8 Millionen Euro, der Provisionsüberschuss um 1 Prozent auf 13,1 Millionen Euro. Die Ergebnisrechnung ist Schnitzler zufolge indes stark negativ durch Abschreibungen der Wertpapiere im Umlauf- und im Anlagevermögen beeinträchtigt worden. Dies hänge mit Kursverlusten dieser Wertpapiere durch den Zinsanstieg zusammen. Es handele sich dabei aber um Buchverluste, die bei Halten der Wertpapiere bis zur Endfälligkeit wieder aufgeholt werden könnten. »Die Ertragslage ist für 2022 unzureichend«, sagte Schnitzler dennoch.

Eine Dotierung der Rücklagen, wie in den Vorjahren, sei nicht möglich. Auch für 2023 erwartet die Bankspitze Abschreibungen bei Wertpapieren. Zudem sei es ein Gebot der Fairness, wieder Habenzinsen an Kunden zu zahlen, so Schnitzler. Entsprechend bleibe die Ertragsseite unter Druck, zumal niedrig verzinste Kredite teilweise noch lange liefen. (GEA)

 

Generalbevollmächtigter Daniel Schweizer, Vorstandsmitglied Michael Stadelmaier und Vorstandsvorsitzender Martin Schnitzler (von
Generalbevollmächtigter Daniel Schweizer, Vorstandsmitglied Michael Stadelmaier und Vorstandsvorsitzender Martin Schnitzler (von links) berichteten über die Lage der Volksbank Ermstal-Alb. FOTO: SCHANZ
Generalbevollmächtigter Daniel Schweizer, Vorstandsmitglied Michael Stadelmaier und Vorstandsvorsitzender Martin Schnitzler (von links) berichteten über die Lage der Volksbank Ermstal-Alb. FOTO: SCHANZ