SONNENBÜHL-GENKINGEN. Es ist eher ungewöhnlich in diesen gesamtwirtschaftlich schwierigen Zeiten: Der Sondermaschinen-Hersteller Schiller Automation in Sonnenbühl-Genkingen erwartet in diesem Jahr dank eines hohen Auftragsbestands ein deutliches Umsatzwachstum.
Dies berichtete Geschäftsführer Jochen Meinhof in einem Gespräch mit dem GEA. Die Belegschaft, derzeit 150 Personen, solle entsprechend aufgestockt werden, fügte er hinzu und sagte: »Wir wollen in diesem Jahr 18 neue Stellen schaffen und im nächsten Jahr 21.«
Das Unternehmen, 1978 von Sieghard Schiller (1939-2019) gegründet, sieht sich im Wesentlichen als Entwickler, Hersteller und Vertreiber von Montageanlagen und Maschinen, mit denen seine Kunden automobilelektronische und mechanische Produkte herstellen. Mit den Automatisierungssystemen von der Schwäbischen Alb entstehen bei namhaften Automobilzulieferern zum Beispiel Sensoren, Steuergeräte und Beleuchtungskomponenten. Dabei stehen Handhabung, Montage und Prüfung von Bauteilen im Vordergrund. Etliche Prozesse werden vollständig automatisiert ausgeführt: schweißen und löten, kleben und schrauben, abdichten und beschriften, sortieren sowie be- und entladen.
Schiller Automation sei auf Verbrennungsmotoren und auf Elektromobilität ausgerichtet, hebt der Ingenieur Meinhof hervor. Treiber des Geschäfts sei zuletzt »viel Elektromobilität« gewesen: »Wir bauen Anlagen und Maschinen, mit denen Bauteile des elektrischen Antriebs hergestellt werden.« Nach Auftragseingängen in Gesamthöhen von 23 Millionen Euro im Jahr 2022 und 30,5 Millionen Euro im vergangenen Jahr sei der Betrieb mit einem Auftragsbestand von 44 Millionen Euro in dieses Jahr gestartet. Besonders das Schlussquartal 2023 sei beim Auftragseingang stark gewesen.
Gruppe mit 1.500 Beschäftigten
Dies stimmt den Geschäftsführer sehr zuversichtlich, dass es bei Schiller Automation auch bei Umsatz und Ertrag wieder aufwärtsgeht. Für 2021 hatte das Unternehmen bei 20 Millionen Euro Umsatz im elektronischen Bundesanzeiger noch einen Jahresüberschuss von etwas über einer halben Million Euro ausgewiesen. In den Jahren 2022 und 2023 seien bei jeweils 19 Millionen Euro Umsatz »knapp rote Zahlen« geschrieben worden, erklärte Meinhof nun auf GEA-Nachfrage. Für das laufende Jahr rechnet er indes mit einem Umsatzanstieg von 19 Millionen Euro auf knapp 30 Millionen Euro – und als Folge auch mit der Rückkehr in die Gewinnzone.
Es sei gut gewesen, dass Schiller Automation das Personal in einer schwierigen Phase gehalten habe, so Meinhof. Das nicht tarifgebundene, sich aber an den Tarifverträgen für die Metall- und Elektroindustrie orientierende Unternehmen habe in der Zeit außergewöhnlich hoher Inflation auch die Löhne angehoben. Die Belegschaft habe inzwischen einen Betriebsrat gewählt – wie dies bei den anderen Unternehmen der Kurtz-Ersa-Gruppe üblich sei.
Wie berichtet, gehört Schiller Automation als Folge der Klärung der unternehmerischen Nachfolge in der Familie Schiller seit Anfang 2022 zu 100 Prozent zum traditionsreichen Technologiekonzern Kurtz Ersa mit Rechtssitz im unterfränkischen Kreuzwertheim (Bayern) und weltweit 1.500 Beschäftigten. Die Genkinger bilden zusammen mit der Kurtz Ersa Automation GmbH (Wertheim, 50 Beschäftigte) den Geschäftsbereich Automation des Konzerns, der strategisch – auch durch weitere Firmenübernahmen – zu einem wesentlichen Standbein ausgebaut werden soll.
Beginn im Jahr 1779 als Hammerschmiede
Als neuer Leiter dieses Geschäftsbereichs ist seit Anfang dieses Monats Hubert Baren, 58, auch Geschäftsführer von Schiller Automation. Er folgte auf den promovierten Physiker Michael Wenzel, 61, der die Übernahme und Integration von Schiller zu Kurtz Ersa maßgeblich begleitet hatte und nun das Unternehmen verlassen hat. Für das Tagesgeschäft in Genkingen sind neben dem Vertriebsgeschäftsführer Meinhold, 54, der technische Geschäftsführer und Ingenieur Martin Speidel, 54, und der kaufmännische Geschäftsführer und Betriebswirt Hans-Peter Hennig, 63, zuständig.
Die Geschichte des Familienunternehmens Kurtz begann bereits 1779, also vor 245 Jahren, als Hammerschmiede. Inzwischen wird es in siebter Generation geführt. Kurtz steht für Schaumstoff- und Gießmaschinen und damit für 21 Prozent des Konzernumsatzes im Jahr 2023 von 340 (Vorjahr: 360) Millionen Euro. Seit 1993 gehört die bis dahin eigenständige Firma Ersa (Abkürzung für deren Gründer Ernst Sachs) zum Konzern, die Anlagen für die Elektronikfertigung, vor allem Lötmaschinen, herstellt und 69 Prozent des 2023er-Umsatzes beisteuerte.
Die Hauptstandorte von Kurtz Ersa sind in der bayerischen Gemeinde Kreuzwertheim (4.000 Einwohner) und in der angrenzenden baden-württembergischen Stadt Wertheim (23.000 Einwohner). Auslandsstandorte, vor allem für Vertrieb und Service, gibt es in den USA, in China, Mexiko, Indien und Frankreich. Die Ertragslage von Kurtz Ersa bezeichnete Meinhof als »gut«. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) des Konzerns habe sich im vergangenen Jahr auf 25 Millionen Euro belaufen. 2022 sei bei dieser Kennzahl sogar der Rekordwert von 35 Millionen Euro erreicht worden. (GEA)