REUTLINGEN. Die Unternehmensgruppe, die er seit 1971 zusammen mit seiner Frau Ingeborg auf- und ausgebaut hat und bis heute überwacht, beschäftigt derzeit 320 Personen, darunter 52 Auszubildende. Morgenstern ist das führende unabhängige Dokumentensystemhaus in Baden-Württemberg. »Wir müssen sein wie Öl auf dem Wasser – also immer oben schwimmen«, erklärt er im Gespräch mit dem GEA.
Morgenstern ist in Sonnenbühl-Genkingen und Reutlingen-Ohmenhausen aufgewachsen. Er machte eine Lehre zum Groß- und Außenhandelskaufmann beim Eisenwarenhändler Ulrich Adam Knapp in Reutlingen. Seine Bundeswehrzeit in Bayern hat der »Flieger Bernhard Morgenstern« in guter Erinnerung. Danach sammelte er erste Erfahrungen in der Büromaschinen-Branche bei Olivetti (Stuttgart) und Danner (Wannweil).
Beginn in der Garage
»Ich hatte geplant, mich selbstständig zu machen. Mir fehlte aber zunächst die Idee dafür«, erzählt Morgenstern. Bei der Hannover Messe 1971 habe er einen Tischkopierer eines US-Herstellers als möglichen Nachfolger für die damals in Büros üblichen Durchschlagspapiere gesehen. Dies habe ihn dazu angeregt, im Alter von 27 Jahren ein Spezialunternehmen für Kopiersysteme zu gründen.
Seit 1968 verheiratet, war er gerade dabei, »mit viel Eigenleistung« ein Haus in Pliezhausen-Rübgarten zu bauen. Als er Mitte 1971 als Vertretung von Royal Imperial für die Kreise Reutlingen und Tübingen begann, wurde daher die neue Garage zum Büro und Ausstellungsraum. Morgenstern war im Vertrieb und Service von Kopierern ein Pionier in Deutschland. Das Unternehmen wuchs rasch. Mitte der 1970er-Jahre folgte der Umzug in gemietete Räume in Reutlingen, 1982 der Umzug in den eigenen Neubau im Industriegebiet Reutlingen-West.
Morgenstern wagte viel Neues. Das Unternehmen produzierte eine Zeit lang Computer und engagierte sich nach der Wende mit einer Firma in Chemnitz. Es nannte sich erst Fachhändler für Bürokommunikation, dann IT-Systemhaus, dann Dienstleister für Dokumentenmanagement. »Als der Markt rückwärtsging, haben wir Ostdeutschland wieder aufgegeben«, erinnert sich Morgenstern.
Aus Morgenstern sind 81 weitere Firmen entstanden
Heute konzentriert sich die Firmengruppe auf analoge Dokumentenausgabe (kopieren, drucken, faxen), ergänzt um digitales Dokumentenmanagement (scannen, archivieren, wiederfinden). Sie hat neun Standorte in Baden-Württemberg, zwei in Bayern und einen in der Schweiz. 200 der 320 Beschäftigten arbeiten in Reutlingen. 2023 wurde ein Umsatz von 44,8 Millionen Euro erreicht.
»2000 war das einzige Verlustjahr unserer Unternehmensgeschichte«, berichtet Morgenstern. Dank eines starken Kundenstammes sei der Weg aus der Krise aber schnell gelungen. Tragende Säule des Erfolges sei die Aus- und Weiterbildung gewesen. Morgenstern schätzt, dass seine Betriebe insgesamt 600 Menschen ausgebildet haben.
Seine Firmenphilosophie? »Der Mitarbeiter muss wie ein Unternehmer denken, muss gucken, dass es vorwärtsgeht, dass man verkaufen kann, dass man Kosten spart.« Um so mehr freut es ihn, dass aus Morgenstern inzwischen 81 weitere Firmen entstanden seien: »81 unserer ehemaligen Mitarbeiter haben sich also irgendwann selbstständig gemacht.«
Im Firmenlogo ist zu erkennen, warum man auch von der »bm-Organisation« spricht – wobei die Abkürzung für Bernhard Morgenstern oder für Büromaschinen stehen kann. Seit 2003 wirkt der Gründer und langjährige Firmenchef an der Spitze des Aufsichtsrats. Vorübergehend war ein familienfremder Manager Vorstandsvorsitzender.
Inzwischen bilden aber längst Bernhard Morgensterns Söhne Robin, 46, und Thomas, 51 sowie sein ehemaliger Lehrling Erhard Wezel, 62, den Vorstand. Bernhard Morgenstern, seine Tochter Sabine, 47, und Fußball-Weltmeister Guido Buchwald, 63, gehören dem Aufsichtsrat der nicht börsennotierten AG an. »Natürlich halte ich technologisch nicht mehr bei allen Details mit. Aber was mir wichtig ist, sind die Zahlen«, sagt »bm«.
Sport hält ihn fit
Als junger Mensch hat er für den SV Ohmenhausen, den SSV Reutlingen und den SSV Rübgarten Fußball gespielt, wurde mit dem SSV Reutlingen württembergischer Juniorenmeister. Später übte er Ehrenämter im Fußball aus, war Vizepräsident des SSV Reutlingen. So entstand auch die Verbindung zu Buchwald.
Das Gros der Firmenanteile hat Bernhard Morgenstern mittlerweile auf seine drei Kinder übertragen. »Ich mache viel Sport und bin daher noch ziemlich fit«, sagt er und nennt Jogging, Gymnastik, Nordic Walking und Schwimmen. Seine Frau und er verbringen gerne Zeit mit ihren fünf Enkelkindern. Um den runden Geburtstag stünden nun mehrere Feiern mit vielen Wegbegleitern an, verrät Morgenstern noch. (GEA)