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Porsche will Hochleistungs-Batteriezellen in Tübingen bauen

Porsche stellt konsequent auf Elektro um. Nun will der Sportwagenbauer auch die entsprechenden Zellen fertigen. Im Jahr 2025 sollen in Tübingen bis zu 80 Personen beschäftigt sein.

Von links: Ministerpräsident Winfried Kretschmann (links), Porsche-Vorstandsvorsitzender Oliver Blume und Tübingens Oberbürgerme
Von links: Ministerpräsident Winfried Kretschmann (links), Porsche-Vorstandsvorsitzender Oliver Blume und Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer stehen bei der Bekanntgabe der Förderung für eine Fabrik für Hochleistungs-Batteriezellen von Porsche und Costumcells an einem elektrisch angetriebenen Porsche Taycan. Foto: Bernd Weißbrod/dpa
Von links: Ministerpräsident Winfried Kretschmann (links), Porsche-Vorstandsvorsitzender Oliver Blume und Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer stehen bei der Bekanntgabe der Förderung für eine Fabrik für Hochleistungs-Batteriezellen von Porsche und Costumcells an einem elektrisch angetriebenen Porsche Taycan.
Foto: Bernd Weißbrod/dpa

WEISSACH/TÜBINGEN. Porsche will im Jahr 2030 mehr als 80 Prozent seiner Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb ausliefern. Daher baut sich der Stuttgarter Sportwagenkonzern systematisch Know-how in der Hochleistungszellchemie auf. Für den Einstieg in die Fertigung von Hochleistungs-Batteriezellen werde die neue Porsche-Tochter Cellforce Group GmbH mit Sitz in Tübingen eine wichtige Rolle spielen, kündigte Porsche-Chef Oliver Blume gestern im Porsche-Entwicklungszentrum in Weissach (Landkreis Böblingen) an. Dem GEA sagte Blume, Porsche würde gerne in Tübingen eine Batteriefabrik bauen: »In sechs Wochen soll die Entscheidung darüber fallen. Da ist Zeitdruck dahinter.« Bei dem vorgesehenen städtischen Grundstück neben dem Siemens-Standort in Tübingen-Bühl sind allerdings noch baurechtliche Fragen zu klären, wie der Tübinger Oberbürgermeister Palmer (Grüne) mitteilte.

Die Produktionsanlage soll demnach in einem Gewerbegebiet entstehen. Eine Fabrik in der geplanten Größenordnung gehöre aber in ein Industriegebiet. Der Ältestenrat des Gemeinderats und die Stadtverwaltung als Baurechtsbehörde bejahten das Vorhaben von Cellforce Group, sagte Palmer: »Wir freuen uns, dass in unserer Stadt künftig ein weiterer Baustein für mehr umweltfreundliche Mobilität entstehen soll.« Nun müssten das Regierungspräsidium und das Landratsamt die Sache prüfen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte, das Problem sollte sich lösen lassen. Palmer zufolge war erst ein Standort an der Jopestraße für die Batteriefabrik angedacht. Dieser sei mit einem Hektar aber zu klein. Daher sei das doppelt so große Grundstück in Bühl angeboten worden.

80 Arbeitsplätze bis 2025

Die Produktion soll nach Angaben von Porsche im Jahr 2024 beginnen und in räumlicher Nähe zum Entwicklungszentrum in Weissach und dem Stammsitz der Porsche AG in Stuttgart-Zuffenhausen angesiedelt sein. Alternativstandorte zu Tübingen wollte Blume auf Nachfrage nicht nennen. Bis 2025 solle die Belegschaft von Cellforce Group von zunächst 13 Mitarbeitern auf bis zu 80 Personen wachsen, hieß es. »Ich gehe davon aus, dass mehr als 80 Arbeitsplätze möglich sind«, sagte dazu Palmer.

Die geplante Fabrik soll zunächst eine Kapazität für Batteriezellen für 1 000 Autos im Jahr haben, vor allem für Rennsportfahrzeuge. Blume verwies darauf, dass die Hochleistungs-Batteriezellen später auch in Serienfahrzeugen eingebaut werden könnten. Cellforce Group sei im Übrigen fester Bestandteil der Batteriestrategie des Volkswagen-Konzerns, zu dem Porsche seit 2012 gehört.

»Die Batteriezelle ist der Brennraum der Zukunft«, sagte Blume. Porsche investiere daher eine hohe zweistellige Millionensumme in Cellforce Group. Porsche (36 000 Beschäftigte) halte 83,75 Prozent der Anteile an dem neuen Unternehmen, die Fraunhofer-Ausgründung Customcells GmbH (Itzehoe/Schleswig-Holstein, 100 Mitarbeiter) den Rest. Customcells habe seit seiner Gründung 2012 wichtige Erkenntnisse in der Zellentwicklung mit vielfältigen Materialien gewonnen. Als weiterer Entwicklungspartner werde künftig das weltweit führende Chemieunternehmen BASF (Ludwigshafen) mitwirken. Die Stuttgarter Unternehmensberatung P3, die die Idee für eine Fertigung von Hochleistungs-Batteriezellen im Südwesten hatte, bleibe mit einem langfristigen Dienstleistungsvertrag Partner der Cellforce Group. Markus Gräf und Wolfgang Hüsken (beide Porsche) und Torge Thönnessen (Customcells Itzehoe) bildeten die Geschäftsführung von Customcells Group.

Der Staat fördert das Projekt von Cellforce Group mit 60 Millionen Euro. Davon kommen zwei Drittel vom Bund und ein Drittel vom Land Baden-Württemberg. Thomas Bareiß (CDU), parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, sagte in einer Videobotschaft: »Wir freuen uns, mit diesem Beitrag den nötigen Anschub leisten zu können, um in Deutschland eine weitere Batteriezellproduktion an den Start zu bringen.«

Ministerpräsident Kretschmann hob die Bedeutung der modernen Speichertechnologien hervor: »Wer diese Speichertechnologien beherrscht, der sichert Wohlstand und Arbeitsplätze.« An Baden-Württemberg führe beim Thema Batterie kein Weg vorbei. Dabei sei wichtig, dass es nicht die eine Batterie gebe, sondern unterschiedliche Anwendungen und entsprechend unterschiedliche Anforderungen. Der Ministerpräsident freute sich sichtlich für Porsche über den Erfolg des vollelektrischen Taycan: »Der ist gut für die Klima- und für die Unternehmensbilanz und macht seinen Fahrern offensichtlich viel Spaß.« (GEA)