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Personalgespräch: »Ganz wichtig: Loben Sie!«

Alexander Groth erklärt im Industriedenkmal Alte Weberei in Mittelstadt, was stärkeorientiertes Führen ausmacht, und gibt Chefs einige Tipps

»Aus einem Dackel macht man keinen Rennhund«, sagt Alexander Groth. FOTO: KOZJEK
»Aus einem Dackel macht man keinen Rennhund«, sagt Alexander Groth. FOTO: KOZJEK
»Aus einem Dackel macht man keinen Rennhund«, sagt Alexander Groth. FOTO: KOZJEK

REUTLINGEN-MITTELSTADT. In Zeiten, in denen Führungskräfte mit immer weniger Mitarbeitern immer mehr leisten müssen, ist stärkenorientiertes Führen das Nonplusultra. Davon ist Leadership-Experte Alexander Groth überzeugt. Der Keynote-Speaker und Autor kam auf Einladung von Regioalbjobs und Reutlinger General-Anzeiger nach Mittelstadt in die Alte Weberei und sprach vor 150 Chefs und leitenden Angestellten beim vierten Personalgespräch über die vorherrschende Führungskultur in Deutschland – und darüber, was eine Führungskraft zur »guten Führungskraft« macht.

Mit Verlaub, die allgemeine Führungskultur scheint doch etwas verkümmert oder besser gesagt »stark ausbaufähig« zu sein, wenn man vorliegenden Zahlen Glauben schenken darf. In den acht größten Ländern Europas wurde gefragt: »Kriegst du Lob für deine geleistete Arbeit?« Auf Platz eins und zwei finden sich die Niederlande und Schweden. Das Schlusslicht ist Deutschland.

Konzentration auf Stärken

»Bei uns im Land bekommen drei von zehn befragten Menschen Lob und Anerkennung für ihre Arbeit«, löst Groth das wenig schöne Ergebnis auf. Doch: »Anerkennung ist der größte Motivator, es ist ein Grundbedürfnis der Menschen – von klein auf«, sagt Groth. Erfolgreiche Unternehmen wie Toyota, Media-Saturn und 3M zeigten eindrucksvoll, wie die Konzentration auf die Stärken von Mitarbeitern deren Motivation, Freude und Leistung steigere. »Nur Menschen, die ihren Talenten entsprechend eingesetzt werden, können dauerhaft Bestleistungen erbringen.«

Tatsache sei leider, dass eine Vielzahl deutscher Unternehmen und Vorgesetzter nach wie vor defizitorientiert führt. »Sie achten hauptsächlich auf die Schwächen der Mitarbeiter. Das Achten auf Defizite ist in der Führungspraxis weit verbreitet und gesellschaftlich akzeptiert«, bedauert der Experte. »Selbst bei der Einstellung neuer Mitarbeiter und in der betrieblichen Weiterbildung geht es hauptsächlich darum, Defizite abzubauen oder sie auszugleichen.« Besser führt, wer sich auf Stärken konzentriert.

Doch was sind Stärken? »Wenn Talent, Wissen und Können zusammenkommen, macht das den Herkules aus Ihnen«, zählt Groth auf. Das Talent machten individuelle Muster und Filter aus, die aus der Kombination Wahrnehmung, Denken und Verhalten bestünden, um möglichst viel PS auf die Straße zu bringen. Dass auch Willenskraft und Ausdauer gerne unter Stärken gelistet werden, ist weitverbreitet. Aber immer daran denken: »Aus einem Dackel wird kein Rennhund.« Groth rät: »Lernen Sie Ihre Mitarbeiter (wirklich) kennen, beobachten und reflektieren Sie Ihre Stärken und verteilen Sie die Aufgaben entsprechend. Ganz wichtig: Loben Sie!« (GEA)