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Nahles bei Fachgespräch in Reutlinger VHS: »Entbürokratisierung find’ ich immer gut«

Agenturchefin Andrea Nahles bei Fachgespräch in der Reutlinger Volkshochschule

Andrea Nahles (Mitte), Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, zu Besuch in Reutlingen; links Landtagsabgeordnete Dor
Andrea Nahles (Mitte), Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, zu Besuch in Reutlingen; links Landtagsabgeordnete Dorothea Kliche-Behnke, rechts Bundestagsabgeordneter Martin Rosemann. FOTO: BERNKLAU
Andrea Nahles (Mitte), Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, zu Besuch in Reutlingen; links Landtagsabgeordnete Dorothea Kliche-Behnke, rechts Bundestagsabgeordneter Martin Rosemann. FOTO: BERNKLAU

REUTLINGEN. Andrea Nahles, Chefin der Bundesagentur für Arbeit, hat sich gestern in der Reutlinger Volkshochschule (VHS) zu einem Fachgespräch mit den regionalen Agentur-Chefs und Vertretern von Verbänden, der Wirtschaft, der Forschung und Gewerkschaften getroffen. In dem Austausch ging es um die Unterstützung von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine, das neue Bürgergeld sowie unter dem Stichwort »Transformation« um Weiterbildung von Arbeitnehmern. Fachkräftemangel war am Abend auch das Thema eines Podiums in Tübingen, zu dem ebenfalls der SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Rosemann eingeladen hatte.

VHS-Leiter Ulrich Bausch, SPD-Kandidat bei der vergangenen Bundestagswahl, begrüßte die Vorstandsvorsitzende der Nürnberger Bundesagentur, ehemalige Arbeits- und Sozialministerin, Generalsekretärin der Sozialdemokraten, Fraktionsvorsitzende und zeitweilige Vorsitzende der SPD und die Referenten mit Rosemann, der als Tübinger Abgeordneter auch die Interessen der Reutlinger Wähler vertritt. Neben den Berliner »Ampel«-Abgeordneten Beate Müller-Gemmeke von den Grünen und Pascal Kober (FDP) war die Landtagsabgeordnete Dorothea Kliche-Behnke (SPD) an Nahles’ Seite.

Zur Hilfe für die Ukraine-Flüchtlinge in der Region gab zunächst Jörg Würfel, Geschäftsführer des Jobcenters Zollernalbkreis, einen Lagebericht. Er beklagte den Mangel an qualifizierten Sprachlehrern, aber auch Mitarbeiter-Engpässe bei den Jobcentern, die durch die neue Weltlage verstärkt worden seien. Wie vor Ort das neue Bürgergeld und seine Regelungen angenommen und umgesetzt werden, die zum Jahreswechsel in Kraft getreten sind, erläuterte danach Alexandra Quernes, die Geschäftsführerin des Jobcenters Tübingen.

In der Diskussion wies Fabian Everding vom Tübinger Arbeitslosentreff auf verschärfte Sprachprobleme, aber auch – im Einklang mit Thorsten Würth vom Verband Südwestmetall – auf schlechte Ausstattung vor Ort und mangelnde Möglichkeiten hin, für die Belange der Jobsuche digitale Endgeräte zur Verfügung zu stellen. Nahles sicherte für die Agentur und ihre Jobcenter zu, dass »die Flächenpräsenz bleibt«. Man dürfe nicht, wie in den Niederlanden krachend gescheitert, »Digitales gegen Regionales ausspielen«, sagte sie. Die Verbesserung der Sprachangebote sei aufwendig, werde aber »sukzessive von Englisch auf weitere Sprachen ausgebaut«. Für die Stellung von Anträgen, versprach sie, »bekommt jeder digitalen Zugang«.

Rosemann wünschte sich »mehr Planungssicherheit für die Jobcenter« und war sich mit Müller-Gemmeke und Kober einig, dass die Bürgergeld-Gesetzgebung gemäß Koalitionsvertrag fortgeschrieben werde. Zur Frage der Fort- und Weiterbildung von Arbeitnehmern angesichts neuer Technologien und eines immer schärferen Fachkräftemangels waren als Kurz-Referenten Thorsten Würth, Referatsleiter Arbeitsmarktpolitik und Weiterbildung bei Südwestmetall Baden-Württemberg, sowie Kerstin Pätzold als Regionsgeschäftsführerin des DGB Neckar- Alb-Obere Donau eingeladen. Sie stellten gerade im Hinblick auf die Veränderungen in der Automobilindustrie vom Verbrenner zur E-Mobilität die Programme von Arbeitgebern (»Car 2.0.«) und Deutschem Gewerkschaftsbund (»Transformations-Charta«) vor.

Ein Futuromat

Nahles bot ihre Agentur als »neutralen Organisator für vernetzte Bildungsräume« an, wobei sie vor allem kleinere Betriebe im Blick hat. Gerade für sie sei eine Vereinfachung nötig: »Entbürokratisierung find' ich immer gut«, sagte die Agentur-Chefin. Sie appellierte auch an die Wissenschaft, etwa die Auswirkungen der künstlichen Intelligenz auf die Arbeit und ihre Organisation weiter zu erforschen und sorgte für Heiterkeit, als sie berichtete, ein sogenannter Futuromat habe errechnet, dass »ich selber zu 56 Prozent automatisierbar bin«. (GEA)