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Metzinger Unternehmen Kamtec stellt Insolvenzantrag

Unternehmen in Metzingen mit 45 Beschäftigten ist offenbar wegen Fachkräfte- und Materialmangels in Schwierigkeiten geraten

Sitz der Kamtec GmbH in Metzingen. FOTO: SCHANZ
Sitz der Kamtec GmbH in Metzingen. FOTO: SCHANZ
Sitz der Kamtec GmbH in Metzingen. FOTO: SCHANZ

METZINGEN. Die Kamtec GmbH in Metzingen, ein Fachbetrieb der Sanitär-, Heizungs- und Klimabranche, hat beim Amtsgericht Tübingen Insolvenzantrag gestellt. Das Gericht hat den Reutlinger Rechtsanwalt Jürgen Sulz zum vorläufigen Insolvenzverwalter ernannt. Sulz sagte auf Anfrage des GEA, Kamtec habe 45 Beschäftigte. »Aufgrund des Auftragsbestands und der Kundenbeziehungen gehe ich davon aus, dass der Betrieb weitergeführt und eine Lösung für einen dauerhaften Erhalt gefunden werden kann«, fügte er hinzu. Die Löhne und Gehälter für die Monate Mai bis Juli seien über das Insolvenzgeld von der Bundesagentur für Arbeit gesichert.

Nach ersten Gesprächen im Unternehmen nannte Sulz zwei Gründe, die zu dem Insolvenzantrag geführt hätten. Zum einen habe Kamtec zahlreiche gute Fachkräfte verloren. Zum anderen sei Kamtec stark vom Lieferkettenproblem betroffen, das durch die Corona-Pandemie aufgetreten sei. »Etliche Aufträge konnten wegen Materialmangels nicht komplett erledigt und damit nicht schlussabgerechnet werden«, erklärte Sulz. Entsprechend sei es zu hohen Forderungen gegenüber Kunden gekommen – und zu stark gestiegenen Bankverbindlichkeiten, um selbst Material und Personal bezahlen zu können. Wie der GEA hörte, ist ein ausgelaufener Kredit nun nicht verlängert worden.

Es war wohl ein Zufall, aber durchaus ungewöhnlich ist auch der Umstand, dass am vergangenen Freitag einerseits unter »insolvenzbekanntmachungen.de« der Insolvenzantrag und andererseits unter »bundesanzeiger.de« der Jahresabschluss von Kamtec für 2021 veröffentlicht wurden. Es ist von einem Jahresüberschuss von 205 681 Euro die Rede. Es findet sich der Satz: »Die Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage ist insgesamt sehr gut.« Sulz zufolge weist auch die vorläufige Bilanz für 2022 keinen Verlust aus.

Weitere Firmen nicht betroffen

Geschäftsführerin Andrea Kammerer, 55, hob im Gespräch mit dem GEA hervor, dass die beiden weiteren Firmen der Kamtec-Gruppe in Nürtingen und Schlierbach (Landkreis Göppingen) nicht von der Insolvenz betroffen seien. Es handele sich um durch Gesellschafter verbundene, aber unabhängige Unternehmen.

Demnach ist ihr Mann Frank Kammerer, 58, Mehrheitsgesellschafter und sie Minderheitsgesellschafterin der nun insolventen, vor allem für gewerbliche Kunden tätigen Kamtec GmbH in Metzingen; beide Ehepartner sind in der seit dem Jahr 2003 bestehenden Firma Geschäftsführer. In der vorwiegend für Privatkunden arbeitenden Kamtec Nürtingen GmbH (Nürtingen, 8 Beschäftigte) ist Andrea Kammerer alleinige Geschäftsführerin und Gesellschafterin. Der auf Schwimmbad- und Saunabau spezialisierten Stiber-Kamtec GmbH (Schlierbach, 10 Beschäftigte) steht Frank Kammerer als alleiniger geschäftsführender Gesellschafter vor.

Die Gruppe tritt überwiegend in den Kreisen Reutlingen, Tübingen, Esslingen, Stuttgart, Böblingen und Göppingen auf. Noch 2021 hatte sie laut Andrea Kammerer 130 Mitarbeiter – ohne den 2022 übernommenen Betrieb in Schlierbach. Nun ist sie auf 63 Personen geschrumpft. In Zeiten des Fachkräftemangels seien Beschäftigte »teilweise auf den Baustellen« abgeworben worden. (rog)