Magna ist heute einer der größten Autozulieferer der Welt mit nach eigenen Angaben 247 Produktionsstätten und mehr als 74 000 Beschäftigten auf allen Kontinenten. Das Unternehmen mit Sitz im kanadischen Aurora entwickelt und produziert Teile für fast alle namhaften Autohersteller.
Angewiesen auf Staatshilfe
Magna bezeichnet sich selbst als den am breitesten aufgestellten Zulieferer der Welt. Das Unternehmen produziert nicht allein Komponenten, sondern entwickelt und montiert auch komplette Fahrzeuge für andere Hersteller. So stellt die österreichische Tochterfirma Magna Steyr unter anderem die Mercedes G-Klasse, den BMW X3 sowie das Saab 9-3 Cabrio her. Das Unternehmen erzielte 2008 nach eigenen Angaben einen Umsatz von 23,7 Milliarden US-Dollar. Der Nettogewinn lag bei 71 Millionen Dollar.Der Autozulieferer will nach dem zuletzt bekannt gewordenen Angebot gemeinsam mit der russischen Sberbank und dem russischen Autohersteller GAZ bei Opel einsteigen und benötigt 4,5 Milliarden Euro Staatshilfe. Das Konsortium will demnach 55 Prozent an Opel übernehmen. Magna und seine Verbündeten setzen vor allem auf eine Eroberung des russischen Marktes.
Die Bundesregierung und die Arbeitnehmervertreter setzten sich für Magna ein, weil sie sich nur von diesem Investor den Erhalt aller deutschen Opel-Werke erhoffen. Laut einem im Juli vorgelegten Businessplan könnten allerdings mehr als 10 500 der europaweit etwa 50 000 Jobs bei Opel und Vauxhall gefährdet sein. In den deutschen Opel-Werken könnten mehr als 3 000 Jobs gestrichen werden.
Nach Angaben von GM Europe müssen vor dem endgültigen Abschluss des Deals »noch einige wichtige Punkte abschließend geklärt werden«. Dabei gehe es um eine »schriftliche Bestätigung der Arbeitnehmervertretungen, die Vereinbarung mit den notwendigen Kostenanpassungen zu unterstützen«, sowie um den Abschluss eines »definitiven Finanzierungspakets der Regierungen von Bund und Ländern«. Die endgültigen Vereinbarungen sollten innerhalb der nächsten Wochen unterschriftsreif sein.
General Motors will das Know-how der Opel-Entwicklungsingenieure auch in Zukunft nutzen können. Die Rüsselsheimer Entwickler sind Spezialisten für genau jene kleineren und verbrauchsärmeren Fahrzeuge, die in der Modellpalette von GM bisher weitgehend fehlen.
Opel/Vauxhall bleibe weiterhin im globalen Produktentwicklungsverbund von GM integriert, erklärte der US-Konzern. Dies ermögliche es allen Seiten, »vom Austausch von Technologie zu profitieren«. Die Zusammenarbeit im »globalen Technologieentwicklungs- und Einkaufsverbund von GM« verschaffe Opel/Vauxhall und anderen GM-Marken zudem wichtige Skaleneffekte. Beispielsweise könnten Fahrzeuge wie das Elektrofahrzeug Ampera nur mit vereinten Kräften auf den Markt gebracht werden.
Die Briten zittern
Nach der Entscheidung von GM, Opel an Magna zu verkaufen, zittern die Briten um ihre zwei Werke. Magna habe der Regierung zwar zugesichert, die englischen Fabriken in Luton und Ellesmere Port weiterzubetreiben, sagte Wirtschaftsstaatsminister Pat McFadden der BBC am Donnerstag. Es gebe aber keine zeitlichen Zusagen. Die Regierung wolle dies mit Opels künftigem Hauptbesitzer klären. »Wir wollen sicherstellen, dass die Produktion erstmal weiterläuft.«Für den Erhalt der europäischen Opel-Werke gebe es »staatliche Hilfe der britischen und anderer Regierungen«, sagte McFadden. Es sei noch zu früh, zu sagen, »welches Werk überlebt«. Die Entscheidung des US-Konzerns sei nicht überraschend. »Magna war immer der bevorzugte Bewerber.« Britische Medien berichten, Magna wolle mittel- bis langfristig die englischen Werke dichtmachen. Mehrere Medien kritisierten den geplanten Verkauf als politische Entscheidung, die Bundeskanzlerin Angela Merkel helfe. (dpa/AP))