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Gewerkschaft NGG rügt Bäckerbubs Tarifflucht

Tochterunternehmen von Edeka will den Anfang Mai vereinbarten Entgeltabschluss nicht anwenden

Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten
Ein Mitglied der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) trägt eine Streikweste. Foto: Jens Büttner
Ein Mitglied der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) trägt eine Streikweste.
Foto: Jens Büttner

OFFENBURG/REUTLINGEN. Anfang Mai war es zu einem Tarifabschluss für die Brot- und Backwarenindustrie Baden-Württemberg gekommen. Nun hat Edeka Südwest (Offenburg) angekündigt, mit seinem Tochterunternehmen Bäckerbub GmbH, das auch einen Standort in Reutlingen-Betzingen hat, in die Mitgliedschaft ohne Tarifbindung im Arbeitgeberverband zu wechseln – und den vereinbarten Entgelttarifabschluss nicht anwenden zu wollen. Ein Sprecher von Edeka Südwest bestätigte auf GEA-Nachfrage diese Darstellung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Er führte wirtschaftliche Gründe dafür an.

Uwe Hildebrandt, Landesbezirksvorsitzender der NGG, kritisierte in einer Pressemitteilung die angekündigte Tarifflucht scharf: »Edeka Südwest beabsichtigt, die Entgelte dauerhaft zu senken und entzieht sich seiner sozialen Verantwortung gegenüber seinen Mitarbeitern. Das werden wir keinesfalls zulassen!«

Der Edeka-Sprecher schrieb dem GEA: »Wir können bestätigen, dass wir dem Verband Deutscher Großbäckereien e. V. künftig als Mitglied ohne Tarifbindung angehören und damit unseren Status als Tarifkommissionsmitglied aufgeben. Die Regelungen des Manteltarifvertrags gelten jedoch weiterhin.« Das Unternehmen wolle weiterhin ein Werteverständnis pflegen, das einen zuverlässigen, fairen und verantwortungsvollen Umgang mit den Mitarbeitenden gewährleiste, »wozu auch die Vergütung gehört«. Ziel sei, »unsere Produktionsbetriebe für Backwaren nachhaltig auf eine wirtschaftlich tragfähige Basis zu stellen und damit den Fortbestand des Unternehmens sowie Arbeitsplätze langfristig zu sichern«.

Der Sprecher wies darauf hin, dass die Entwicklung von Großbäckereien mit einem Schwerpunkt auf die industrielle Produktion von Backwaren für Selbstbedienungsregale sich von Bäckereien unterscheide, »wie unserer, die frische Backwaren in handwerklicher Tradition für Bedientheken fertigen«. Bis heute hätten die Umsätze von Bäckerbub nicht das Vor-Corona-Niveau erreicht. Zudem sei die Konsumbereitschaft der Verbraucher durch gestiegene Lebenshaltungskosten gesunken, während sich sich die Produktionskosten signifikant erhöht hätten.

Die NGG stellte unterdessen fest, bisher seien seitens des Unternehmens keine unabhängig überprüfbaren Geschäftszahlen vorgelegt worden. Er könne nur raten, den Tarifvertrag wie abgeschlossen anzuwenden, so deren Landesbezirksleiter Hildebrandt. Dadurch könnten juristische Auseinandersetzungen und Arbeitskampfmaßnahmen verhindert werden. Der Arbeitgeberverband, der Verband Deutscher Großbäckereien, in dem die Bäckerbub GmbH Mitglied ist, habe zugesichert, dass der Tarifabschluss rechtsverbindlich und der Blitzwechsel der Mitgliedschaft nicht kurzfristig möglich sei.

Bei Bäckerbub in Reutlingen, Neuenburg, Mannheim und Bexbach arbeiten 750 Beschäftigte, davon 210 in Reutlingen. Das zwischen NGG und Arbeitgeberverband vereinbarte Tarifpaket sieht bei einer Laufzeit von 13 Monaten eine Anhebung der Entgelte im Juni um 7 Prozent Prozent und im Oktober um weitere 1,5 Prozent sowie eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1 250 Euro vor, die im Mai fällig war. Wie der GEA erfuhr, zahlte Bäckerbub nur 200 Euro dieser Inflationsausgleichsprämie. (rog)