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Geldpolitik der EU: Zeit für Zinspause noch nicht reif

Europäische Zentralbank
Die Europäische Zentralbank (EZB) erhöht zum zehnten Mal in Folge die Leitzinsen. Foto: Andreas Arnold/DPA
Die Europäische Zentralbank (EZB) erhöht zum zehnten Mal in Folge die Leitzinsen.
Foto: Andreas Arnold/DPA

Die Europäische Zentralbank (EZB) kämpft unbeirrt gegen die nach wie vor viel zu hohe Inflation an. Sie hat zum zehnten Mal in Folge die Leitzinsen erhöht. Damit hat sie angemessen darauf reagiert, dass die Teuerung in der Eurozone mit einem Ist-Wert von 5,3 Prozent immer noch weit weg vom Soll-Wert liegt, den sie mit 2,0 Prozent festgelegt hat. Erfreulicherweise lässt sie sich dabei auch nicht von der Sorge um die schwächelnde Konjunktur von ihrem Weg abbringen. Hauptziel ihrer Entscheidungen muss die Preisniveaustabilität sein.

Beim Bezahlen im Supermarkt oder an der Tankstelle wird vielen Menschen bewusst, warum sich die EZB weiterhin gegen das unsoziale Phänomen einer hohen Inflationen stemmt. Der Nutzen einer künftigen, länger anhaltenden niedrigeren Inflation dürfte den Schaden einer vorübergehenden kleinen Rezession volkswirtschaftlich übersteigen – auch wenn dies für einzelne Branchen, beispielsweise die Bauwirtschaft, schmerzhaft ist.

Die EZB hat es nachvollziehbar als zu früh eingestuft, eine Zinspause einzulegen. Sie hat stattdessen einen weiteren kleinen Erhöhungsschritt um 25 Basispunkte bekannt gegeben. Die Äußerungen von EZB-Chefin Christine Lagarde können indes durchaus so gedeutet werden, dass es in der nächsten Entscheidungsrunde eine Zinspause geben könnte – hauptsächlich, um die weitere Entwicklung der Inflation zu beobachten; nebensächlich, um die Konjunktur nicht noch stärker abzuwürgen und um Staaten und Unternehmen mit hohen Schulden nicht noch weiter in Bedrängnis zu bringen. Es gab jedoch noch keine Aussage der EZB-Verantwortlichen, dass nun der Zinsgipfel erreicht sei. Bei Bedarf wird und muss die EZB nochmals nachlegen.

uwe.rogowski@gea.de