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Gegenwind für Daimler

Konzern stellt die Weichen für die Zukunft mit neuer Organisationsstruktur. Ergebnis bricht im Halbjahr ein

Ein Mitarbeiter bei der Endkontrolle von Modellen der S-Klasse im Werk Sindelfingen.  FOTO: DPA
Ein Mitarbeiter bei der Endkontrolle von Modellen der S-Klasse im Werk Sindelfingen. FOTO: DPA
Ein Mitarbeiter bei der Endkontrolle von Modellen der S-Klasse im Werk Sindelfingen. FOTO: DPA

STUTTGART. Mit neuer Struktur, selbstständigen Sparten und Jobgarantien für alle Mitarbeiter in Deutschland formiert sich der Auto- und Nutzfahrzeugbauer Daimler neu. Für Autos und Vans soll es von 2020 an die Mercedes-Benz AG geben, teilte der Konzern mit. Die Daimler Truck AG wird das Geschäft mit Lastwagen und Bussen umfassen. Die dritte Sparte, Finanzdienstleistungen, ist bereits rechtlich eigenständig und soll schon 2019 in Daimler Mobility AG umbenannt werden. Den Mitarbeitern in Deutschland hat der Konzern zugesichert, ihre Jobs bis mindestens Ende 2029 zu erhalten.

Einen hohen dreistelligen Millionenbetrag soll das »Projekt Zukunft« einmalig kosten. Hinzu komme in der Spitze »ein sehr niedriger dreistelliger Millionenbetrag« an höheren laufenden Kosten. Über »umfassende Initiativen sollen diese mittelfristig ausgeglichen werden«. Über den Umbau müssen die Aktionäre im Mai 2019 noch abstimmen. Daimler hatte die Pläne für den Konzernumbau 2017 bekannt gemacht und seither eingehend geprüft, wie es hieß. Nun hätten Vorstand und Aufsichtsrat ihr Okay gegeben. Die Daimler AG soll es weiter geben – als Dachgesellschaft mit übergreifenden Funktionen. Welche Rolle Vorstandschef Dieter Zetsche im neuen Konstrukt spielen soll, ließ er offen. Darüber sei noch nicht gesprochen worden, sagte er. Zetsches Vertrag läuft Ende 2019 aus.

»Mit der neuen Organisationsstruktur stellt sich Daimler für den rasanten Wandel der Mobilitätsbranche und die damit verbundenen strategischen Herausforderungen auf«, erklärte Aufsichtsratschef Manfred Bischoff. Hintergrund ist, dass sich Daimler von eigenständigen Sparten mehr Beweglichkeit verspricht, wenn es darum geht, bei bestimmten Produkten Partnerschaften mit anderen Unternehmen einzugehen. Bisher muss da immer der Konzern zustimmen, auch wenn große Teile nicht betroffen sind. Immer wieder wurde auch über einen Börsengang der Truck-Sparte spekuliert. Zetsche und sein Finanzchef Bodo Uebber betonten, das sei derzeit kein Thema. Es sei auch nicht geplant, sich von einzelnen Geschäftsbereichen zu trennen.

»Daimler formiert sich technologisch, kulturell und jetzt auch strukturell bestmöglich für die Zukunft«, sagte Zetsche. Daimler investiert nicht nur viel Geld in die Entwicklung von Elektroautos und autonomes Fahren, sondern auch in alternative Mobilitätskonzepte.

Den Interessensausgleich mit den Mitarbeitern im Zuge des Umbaus hatten Vorstand und Betriebsrat vor einem Jahr ausgehandelt. Die Vereinbarungen seien in Deutschland einmalig, sagte Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht. Neben der Jobgarantie und der Fortsetzung der Ergebnisbeteiligung bis 2025 geht es darum, dass die Mitarbeiter bei Investitionen mitreden dürfen und bei der Frage, ob Komponenten selbst produziert oder zugekauft werden sollen. Zudem hat Daimler Investitionen in deutsche Standorte von 35 Milliarden Euro zugesagt.

Vergangenes Jahr hatte Daimler mit Rekordzahlen geglänzt, nun kämpft der Konzern mit Problemen. Im zweiten Quartal sank der Gewinn wegen hoher Sonderkosten – und die Aussichten in der Kernsparte Mercedes-Benz sind weiter mau. »Der Gegenwind ist enorm«, sagte Vorstandschef Dieter Zetsche. »Aber wir kommen voran.«

Zetsche geht davon aus, dass es im laufenden dritten Quartal weitere Belastungen gibt, weil der Konzern bei der Zertifizierung von Pkws und kleinen Nutzfahrzeugen nicht so weit ist wie gedacht. Teure Softwareupdates für Dieselfahrzeuge, Auslieferungsstopps und der neue Abgasteststandard WLTP sorgen dafür, dass manche Daimler-Modelle für Kunden vorübergehend nicht verfügbar sind. Zum Teil wurden Kunden weniger margenstarke Fahrzeuge angeboten. Mercedes-Benz musste höhere Rabatte gewähren, weil Kunden in China sinkende Zölle für Autos aus Europa für Preisverhandlungen bei den Händlern nutzten.

Erst im vierten Quartal soll wieder Besserung eintreten, Rückstände sollen dann abgearbeitet werden, sagte Zetsche. Die Gewinnprognose für 2018 hatte Daimler kürzlich nach unten korrigiert.

Im zweiten Quartal fiel der Nettogewinn um 27 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Vor Steuern und Zinsen ging das Ergebnis um fast ein Drittel auf 2,64 Milliarden Euro zurück. Rechtskosten für den Vergleich rund um das Mautsystem Toll Collect belasteten das operative Ergebnis mit 418 Millionen Euro. Der Umsatz sank trotz des höheren Absatzes von 41,2 auf 40,8 Milliarden Euro. (dpa/zim)

 

DAIMLER IN ZAHLEN

Konzern-Halbjahreszahlen in Millionen Euro für 2018 im Vergleich zu 2017 Umsatz:      80 54179 796- Autos:     45 57346 091- Lastwagen:       17 80416 981- Transporter:        6 6096 302- Busse:                  1 9252 140- Finanzdienste:   12 32711841Ebit:1                     5 9757 518- Autos:                   3 961 4 363- Lastwagen:           1 1931 210- Transporter:            324686- Busse:                      103150- Finanzdienste:         6141 046Nettoergebnis:      4 1795 164Absatz:2         1 639 9101 576 763- Autos:2          1 184 9891 163 248Nettoliquidität: 14 47218 382Beschäftigte:3  300 777290 867

1 Gewinn vor Zinsen und Steuern;

2 Verkaufte Einheiten, 3 Personenzahl zum 30. Juni.