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Ein Leben für schnelle Autos

STUTTGART. »All die anderen haben nicht für sich überlebt, alle dienen sie heute den Großen der Branche als Aushängeschild, als Vehikel - das war niemals das, was Ferry Porsche wollte.« Mit diesen Worten verabschiedete sich Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking in seiner Trauerrede im April 1998 vom Gründer der Sportwagenmarke Porsche, Ferdinand Anton Ernst (Ferry) Porsche. Mittlerweile ist klar, dass genau dieses Schicksal nun auch die kleine Sportwagenschmiede ereilt: Porsche verliert seine Unabhängigkeit, wird als zehnte Marke in den VW-Konzern integriert und soll in der Luxusklasse zum Zugpferd von Europas größtem Autobauer werden.

»Die Entwicklung, die sich jetzt ergeben hat, ist nicht die einfachste«, gab Ferry Porsches Sohn Wolfgang, Aufsichtsratschef der Sportwagenschmiede, am Rande der Automobilausstellung IAA offen zu. Mit der geplanten Verschmelzung im Jahr 2011 starten die beiden Hersteller in eine neue Ära ihrer langen gemeinsamen Geschichte. In der Porsche/Piëch-Familiensaga spielte der eher schüchtern und zurückhaltend auftretende Ferry Porsche jahrzehntelang eine Schlüsselrolle. Heute, am 19. September 2009, wäre der Vater von Wolfgang Porsche und Onkel von VW-Patriarch Ferdinand Piëch 100 Jahre alt geworden.

Durchbruch bei IAA 1963

Er baute den ersten Flitzer mit dem Familiennamen Porsche. Der »Ur-Porsche« 356 war aus Volkswagenteilen zusammengeschraubt. Möglich geworden war dies durch eine Vereinbarung mit VW. Der endgültige Durchbruch für die Marke Porsche kam 1963: Auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt präsentierten die Stuttgarter den Klassiker 911. »Mein Vater war ein guter Unternehmer und ist trotz des Erfolges immer auf dem Boden geblieben«, sagt Wolfgang Porsche. »Kontinuität und hohe soziale Verantwortung« seien wesentlichen Eigenschaften gewesen.

Ferry Porsche lenkte mehr als zwei Jahrzehnte lang die Geschicke des Familienunternehmens, bis er 1972 seinen Hut nahm. In der Unternehmensführung tauchen die Namen Piëch oder Porsche seitdem nicht mehr auf. Die Familie hatte beschlossen, dass künftig kein Familienmitglied mehr im operativen Geschäft bei Porsche mitmischen darf.

Im Porsche-Aufsichtsrat tummeln sich die Porsches und Piëchs aber bis heute. Auch Ferry Porsche wechselte nach seinem Aus als Firmenboss dorthin und blieb bis 1990 Chef des Gremiums. Am 27. März 1998 starb er im Alter von 88 Jahren. Sein Leben lang war er davon überzeugt, dass schnelle Autos nicht aus der Mode kommen: »Das letzte Auto, das gebaut werden wird, wird ein Sportwagen sein.« (dpa)