REUTLINGEN. Mit 2,607 Millionen Menschen sind 165.000 mehr arbeitslos als noch vor einem Jahr. Obwohl Unternehmen regelmäßig Arbeitskräftemangel beklagen, geht ihre Arbeitskräftenachfrage insgesamt zurück. Die übliche saisonale Belebung in den Monaten September und Oktober ist in diesem Jahr sehr bescheiden ausgefallen.
In Erinnerung an die Zeit der Massenarbeitslosigkeit vor 20 Jahren mit über 4 Millionen Arbeitslosen ist die aktuelle Situation noch eher stabil. Viele Unternehmer hoffen, dass sich die Lage in absehbarer Zeit wieder bessert. Sie halten daher (noch) an bewährten Kräften fest. Aufgrund der alternden Bevölkerung befürchten sie, im Falle eines Wiederanspringens der Konjunktur unbesetzte Stellen nur sehr mühselig oder gar nicht wiederbesetzen zu können. Aber der Arbeitsmarkt gerät immer mehr unter Druck, je länger die Auftragslage in den Betrieben schwach bleibt. Zudem wird der Strukturwandel – durch Digitalisierung und in der Autoindustrie – Stellen kosten.
Mit langsamen Planungs- und Genehmigungsverfahren verbessern sich die Auftragseingänge der Firmen nicht. Hohe Steuern und Abgaben sind keine Wachstumsimpulse. Energiepreise auf internationalem Spitzenniveau benachteiligen hiesige Unternehmen in ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Übermäßige Lohnvereinbarungen erfreuen Arbeitnehmer und Gewerkschaften – sie können aber auch zu Stellenabbau führen. Allmählich sollte an einigen wichtigen Stellschrauben zur Sicherung von Arbeit gedreht werden.