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Wieso Manfred Knoll der Musikkapelle Dapfen seit 60 Jahren die Treue hält

Manfred Knoll hat 1964 in der Musikkapelle Dapfen angefangen und ist der Musik bis heute treu geblieben. Er haut bei den Köhlermusikanten auf die Pauke.

Musik hält jung - Manfred Knoll kann's nicht lassen.
Musik hält jung - Manfred Knoll kann's nicht lassen. Foto: Steffen Wurster
Musik hält jung - Manfred Knoll kann's nicht lassen.
Foto: Steffen Wurster

GOMADINGEN/KOHLSTETTEN. Am Anfang stand der Zufall. Der noch junge Manfred Knoll war Gast bei einem Fest in Pfullingen und war angetan vom Auftritt der Musikkapelle Dapfen - und ließ sich anwerben. Die Musikkapelle war damals gerade mal zehn Jahre alt und am Wachsen, da kam der junge Musikfreund gerade recht.

Los ging's mit der Klarinette. Eine durchstrukturierte Ausbildung mit einer breiten Palette an Schulungsangeboten durch den Kreisverband gab es damals noch nicht. Fleiß und Eigeninitiative waren gefragt, und von der Stadtkapelle Münsingen kam der Lehrer, der dem Manfred die Flöten- beziehungsweise Klarinettentöne beibrachte. Der Lehrer war auch Dirigent in Dapfen, das hat also gepasst. Keine Musikschule, keine Prüfungen - ob einer seinen Ton wirklich halten konnte, kam erst bei der Probe auf. Die Musikvereine haben ihr Publikum trotzdem begeistert.

Seine Klarinette musste sich Manfred selbst kaufen, sie kostete 300 Deutsche Mark. »Das war damals eine Stange Geld«, erinnert sich Knoll: Das Durchschnittseinkommen betrug damals 700 D-Mark pro Monat, einen neuen VW Käfer mit 1.200-Kubik-Motor und 34 PS bekam man ab 4.200 Mark. Mit 15 Jahren war Knoll damals der jüngste in der Kapelle, in der Festschrift taucht er unter »In Ausbildung - Klarinette« auf: 1964 feierte die Musikkapelle Dapfen stolz ihr zehnjähriges Bestehen. In der aktiven Kapelle tauchen noch keine Klarinetten auf, es gab nur Blech und Schlagzeug. »Damals gab's noch nicht so viele Instrumente«, erinnert sich Knoll.

1. Deutsches Bundesmusikfest

1984 gab's bei der Musikkapelle einen großen Wechsel, die Band zog in den Musikerraum im Feuerwehrhaus um - Knoll war damals schon 20 Jahre dabei. An ein Erlebnis aus den 1980er-Jahren erinnern sich Manfred und Frau Maria besonders gerne zurück: an das Bundesmusikfest in Trier mit 400 Kapellen. »Schon allein das Hinkommen war nicht so einfach«, erinnert sich Knoll lachend. Mit dem Reisebus hat es aber geklappt, geschlafen wurde in einer Schule, für so viele Musiker gab es in der Moselstadt nicht genug Betten. Es war das erste Bundesmusikfest überhaupt, Schirmherr war Bundeskanzler Helmut Kohl, an die Öffnung der Mauer im November dachte oder glaubte noch keiner.

Gern erinnern sich Maria und Manfred auch an Gomadingens Partnergemeinde Buis-les-Baronnies. Reisen machen für Manfred Knoll einen wichtigen Teil des Musikerlebens aus, dass sich Gomadingen gen Südfrankreich orientiert, gefällt ihm. Wie kommt man sonst schon an einen Auftritt im schönsten Teil der Provence? Aber vor allem wird in der Region aufgetreten: natürlich beim Schlachtfest in Dapfen oder bei den Hengstparaden, bei den Kreismusikfesten oder bei den zahlreichen Gastauftritten bei einem der Feste befreundeter Musikvereine.

Von der Klarinette zur Pauke

1974 wurde geheiratet, ein eigenes Abenteuer: Maria Knoll stammt aus Aichelau und ist katholisch, Der Dapfener Manfred evangelisch. Kennengelernt haben sie sich auf »evangelischem Terrain«, erinnert sich Maria schmunzelnd. Gemischt-konfessionelle Ehen waren noch in den 1970ern eher selten. »Aber der Aichelauer Pfarrer hat uns reingelassen«, erzählt Maria Knoll. Und die Dapfener hätten gestaunt, dass Katholiken und Protestanten das gleiche Vaterunser beten: »Die Ökumene war damals noch nicht so weit fortgeschritten.« Seither haben die beiden viel zusammen erlebt, auch dank der Musik, die einen auch dahin führt, wohin man von alleine vielleicht nicht gekommen wäre. Das Ehepaar ist fast an jedem Wochenende unterwegs, die fünf Kinder sind in die Musikwelt reingewachsen, alle fünf haben selbst mindestens ein Instrument erlernt, und alle spielen aktiv.

Und zwei davon in Kohlstetten. Mit Folgen: Der treue Dapfener ging fremd und spielt seit 2009 bei den Köhlermusikanten. Von der Klarinette war er schon 1975 zur Pauke gewechselt, »erst die kleine, dann die große«, und die Köhler brauchten einen, der den Schlegel schwingen konnte. Fünf Jahre paukte Knoll in beiden Vereinen, dann wurde es im Kalender zu voll, und es kam zu vielen Terminüberschneidungen - »zwei Kapellen, welche kommt zuerst?« - und er entscheid sich schweren Herzens für die Köhlermusikanten.

Dort ereilte ihn dann beim Köhlerfest im April die ungewöhnliche Ehrung: die Ehrennadel in Gold mit Diamant des Blasmusikverbands Baden-Württemberg »für 60 Jahre aktive Tätigkeit zur Förderung der Musik«. Die 70 Jahre könnte Manfred Knoll noch voll machen, er geht nach wie vor jede Woche zur Probe und zu allen Auftritten. Maria Knoll gefällt's, Musik hält ihren Manfred fit. (GEA)