SONNENBÜHL. Stecker rein, Strom fließt. Ganz so einfach ist es aber nicht. Dafür, dass Kaffee- und Waschmaschine, Fernseher, Elektroherd & Co. zuverlässig ihren Dienst tun, sorgt die Netze BW GmbH in Sonnenbühl. Regionalmanagerin Christina Schanne und Kommunalberater Stefan Dangel erklärten dem Gemeinderat, was das Unternehmen macht, um den Strombedarf der Sonnenbühler zu decken und die aus der Energiewende entstehenden Herausforderungen zu bewältigen.
Das Sonnenbühler Stromnetz ist 206 Kilometer lang. Immer mehr der Mittel- und Niederspannungsleitungen verlegt die Netze BW Jahr für Jahr unter die Erde. »Erstens sieht es besser aus«, sagt Christina Schanne, wenn die Freileitungen abgebaut werden, und zweitens sind Kabel weniger havarieanfällig bei Sturm, Schnee, umfallenden Bäumen. Die Kabelanteil-Quote stieg von 2019 bis 2021 bei den Mittelspannungsleitungen von 60,9 auf 68,5 Prozent, bei der Niederspannung von 69 auf 70,8 Prozent. In 1.384 Häuser fließt der Strom über Freileitungen, 1.484 Hausanschlüsse sind unterirdisch verkabelt. Mit Strom versorgt werden die Sonnenbühler aus dem Umspannwerk Trochtelfingen über das Schaltwerk in Erpfingen.
Rund um die Uhr in Bereitschaft
Störungen sind trotz doch einiger Freileitungs-Kilometer eher selten. Im Bundesdurchschnitt blieb’s 2021 in deutschen Haushalten 12,7 Minuten dunkel. Die Sonnenbühler mussten im gleichen Jahr 33,89 Minuten im Dunkeln ausharren. Grund für den hohen Wert waren am 15. Juli defekte »Betriebsmittel«. Folge war ein Erdschluss. 46 Stationen waren außer Betrieb, die Störung galt als großflächig.
Auch 2019 gab’s einen längeren Stromausfall, nachdem am 8. Januar ein Baum eine Freileitung streifte. Zwar war die Störung nicht großflächig, aber die Verhältnisse waren schwierig: Bei Sturm und Schnee dauerte es, bis das Team den Schaden beheben konnte. Erst nach 34,56 Minuten waren die Haushalte wieder am Netz. Aufs Jahr gerechnet gab es 35,7 Minuten Stromausfall. Das ist nicht die Regel. In den übrigen Jahren 2018 bis 2022 lag der SAIDI – System Average Interruption Duration Index – bei 1,12 bis 3,51 Minuten. »Wir haben das Netz 24 Stunden, sieben Tage die Woche im Blick«, sagt Schanne. Moderne Technik macht’s möglich. Und auch die 40 Mitarbeiter, die in der Region leben, sind täglich rund um die Uhr in Rufbereitschaft. In ganz Baden-Württemberg gibt es 300 Teams, die bei Störfällen ausrücken.
Fortwährend investieren die Netze BW ins Netz. Zwei Millionen Euro waren es von 2019 bis 2020. Zu den Projekten gehören neue Erschließung von Gebieten, Erneuerungen von Umspannstationen, Leitungen, Verkabelung von Hausanschlüssen. In den Folgejahren ging’s unter anderem zusätzlich noch um Netzverstärkung. Außerdem verlegen die Netze BW, wo immer es geht, Lehrrohre mit, wenn die Gemeinde Straßen saniert und den Untergrund öffnet. »Die Kommunikation funktioniert gut«, sagt Bürgermeister Uwe Morgenstern. Auch in diesem und den nächsten Jahren machen die Netze BW weiter. Zum Beispiel steht die Erschließung des Baugebiets in Erpfingen auf der Agenda, in der Gottlieb-Sauer-Straße in Willmandingen wird saniert, Netze BW sind mit im Boot. Außerdem lief seit 2019 die Suche nach einem Standort für eine Trafostation für das »Quartier der Generationen«. Sie soll gebaut werden.
Das Netz der Zukunft wird anderen Ansprüchen genügen müssen. Es wird weniger zentrale Kraftwerke (bisher 80 Prozent, bis 2050 nur noch 10 Prozent) geben, die Strom erzeugen und einspeisen. Das übernehmen dann sechs Millionen Anlagen, die aus Wind und Sonne Energie gewinnen. Bislang gibt’s zwar noch keine Windräder in Sonnenbühl, das soll sich mit dem Windpark Hohfleck ändern, der so viel Stromertrag bringen soll, dass 10.000 Haushalte versorgt werden können. Bisher gibt es in Sonnenbühl 478 Fotovoltaikanlagen, die Strom für die Versorgung von etwa 131 Haushalten (vier Personen) einspeisen.
Klimaneutral fahren?
Das wird alles nicht reichen, denn, sollen die Klimaziele erreicht werden, müsste ein Vielfaches von Elektrofahrzeugen auf Sonnenbühler Straßen fahren. Im Moment sind die Erpfinger, Willmandinger, Undinger und Genkinger noch konventionell unterwegs, bewegen sich in 5.027 Verbrennern von A nach B. Elektro- und Hybridfahrzeuge zählen die Netze BW nur 124. Schon 2024 sollten es laut den Zielen des Landes 1.020 sein und 3.833 im Jahr 2040. Und damit wird auch mehr Strom benötigt, um die Klimaflitzer zu laden.
Doch diese Zahlen wirken eher unrealistisch. Die Netze BW versuchen, das Netz so auszubauen, damit kein Nachteil für die Verbraucher entstehe, bei Ladesäulen geht das Unternehmen aber Schritt für Schritt vor, und in ländlichen Gebieten, in denen die Menschen wegen mangelnder ÖPNV-Alternative aufs Auto angewiesen sind, eher in der Fläche zurückhaltend. (GEA)