»Zu mir kommen die Leute mit Tüten, um Schneckenhäuser zu sammeln«»Wir wissen von einem deutlichen Trend zum regionalen Baum«, erklärt Jürgen Goller. Dabei stützen sich die 140 Christbaumerzeuger in Baden-Württemberg auf eine Erhebung ihres Bundesverbandes. Demnach wird der Tannenbaum fürs Fest am liebsten beim spezialisierten Christbaumhändler gekauft, dicht gefolgt vom erlebnisorientierten Verkauf ab Hof oder ab Wald.
Der Umfrage zufolge ist und bleibt die Nordmanntanne mit einem Anteil von 72 Prozent die Nummer eins, gefolgt von Blaufichten (13 Prozent), Fichten (9) sowie Nobilistannen und Kiefern mit je zwei Prozent. Die restlichen Baumarten rangierten unter ferner liefen. Da Goller auch mit Exoten experimentiert, sind seine Kunden auch gerne bereit, für eine schöne Balsam-, eine Korea- oder eine Korktanne 20 bis 25 Euro für den laufenden Christbaummeter auszugeben. Der Preis gilt auch für besonders schöne Nordmanntannen. Den Standardnordmann gibt es für 15 bis 20 Euro pro laufendem Meter.
»Die Preise bleiben stabil«, sagt Goller. Obgleich der Würtinger in seiner Kultur - wie auch andere im Land - in diesem Jahr mehr Hand hat anlegen müssen, um die Schäden der Spätfröste zu beseitigen. Bei vielen Bäumen verzögere sich der Erntetermin dadurch um ein bis zwei Jahre. Mit dem Ertragsausfall muss ein Christbaumerzeuger leben.
Die 140 Christbaumerzeuger in Baden-Württemberg ernten jährlich eine Million Bäume. 2,5 Millionen Tannenbäume würden zum Fest gebraucht, erklärt Goller. Folglich werden 1,5 Millionen auf Lastwagen ins Land gekarrt. »600 bis 1 000 Bäume passen auf einen Lkw«, rechnet Goller vor. Die Bäume kämen aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen, dem Sauerland und Dänemark.
»Christbäume sind Sonderkulturen wie Hopfen, Erdbeeren und Wein«»Wir wären bereit, die Lücke zu füllen«, spricht der Christbaumerzeuger ein heikles Thema an. 2 000 Hektar zusätzliche Fläche müssten im ganzen Land für Christbaumkulturen genehmigt werden. Der Würtinger spricht von einem Klacks. »Das wäre kaum zwei Mal die Gemeindefläche von St. Johann, die hat 1 200 Hektar Land.« Schließlich würden sich die Kulturen auf zig Landkreise verteilen.
Für den Landkreis Reutlingen beziffert Elke Weidinger, Leiterin des Kreislandwirtschaftsamts, die Fläche der Weihnachtsbaumkulturen auf insgesamt 16 Hektar, wobei 9,5 Hektar in den vergangenen fünf Jahren dem Amt angezeigt und seit 2011 genehmigt werden mussten. Auf die Gesetzesänderung der grünen Landesregierung sind die Christbaumerzeuger nicht gut zu sprechen. Die Aufforstungsgenehmigung für die Sonderkultur könne, auch wenn vom Landwirtschaftsamt abgesegnet, noch von der Standortgemeinde verhindert werden.
Goller: »Für viele ist eine Christbaumkultur einfach nur Wald. Das ist aber eine Sonderkultur, wie Hopfen, Erdbeeren und Wein auch.« Dabei erfreue sich der Christbaum bei den Verbrauchern großer Beliebtheit. »Was wäre die Adventszeit ohne Weihnachtsbäume, Schmuck und Lichter.« (GEA)