ENGSTINGEN/ST. JOHANN. Wer sein Zuhause zu Weihnachten mit einem grünen Bäumchen schmücken will, diesen aber nicht im Supermarkt kaufen möchte, der hat dazu auch in diesem Jahr verschiedene Möglichkeiten – trotz Corona.
Mehr als tausend Nadelhölzer in den verschiedensten Größen stehen zum Beispiel bei Inge und Helmut Heinzmann in Kohlstetten in Reih’ und Glied: Ganz frisch geschlagen und aus heimischer Gemarkung die einen, die anderen aus dem Schwarzwald, von Oberschwaben oder dem Sauerland. Am Samstag machten sich auch prompt schon die ersten Käufer auf die Suche nach einem passenden Exemplar.
Schon seit über 40 Jahren bietet das Kohlstetter Ehepaar Bäume zum Verkauf an. Qualität ist ihnen wichtig, deshalb achten die Heinzmanns unter anderem auf den richtigen Zeitpunkt des »Erntens«: »Immer drei Tage vor dem elften Mond ist genau richtig«, erläutert Heinzmann, dass diese Bäume sinnvollerweise bei zunehmendem Mond und am besten kurz vor Vollmond geschlagen würden, weil die Stämme in diesem Augenblick voll im Saft stünden. Wichtig wäre dann, dass die ausgesuchten Bäume nicht direkt aus der Kälte in ein warmes Wohnzimmer gestellt würden. »So ein rapider Temperaturwechsel schlaucht einen Baum enorm.«
»Ich rechne mit weniger Verkauf«
Nach dem Aufstellen benötige ein knapp zwei Meter hoher Baum außerdem täglich etwa eineinhalb Liter Wasser. Eingeteilt in verschiedene Güteklasse gehen sie dann an die Kunden. »Nur Bäume, die gleichmäßig gewachsen sind und ein harmonisches Bild geben, erhalten die erste Klasse«, erklärt Heinzmann.
Leichter geworden sei das Geschäft in den letzten Jahren nicht. »Die großen Verkaufsmärkte bieten inzwischen Christbäume an, manche Vereine wollen mit dem Christbaumverkauf Geld in ihre Kassen verdienen, zudem gehen die Gemeinden selbst mit verschiedenen Aktionen gegen uns in den Wettbewerb«, erklärt Inge Heinzmann. Auch, dass mehr Kunstbäume gekauft würden und Wohnungen zu klein seien, trage dazu bei, dass der Verkauf zurückgehe. Eine Preiserhöhung im Vergleich zum Vorjahr gibt es – auch deshalb – nicht.

Der Verkauf, so der Firmenchef, sei auch in Corona-Zeiten gut machbar: Kunden können entsprechend der Hygieneregeln mit Abstand durch das Angebot schlendern, ohne vorher einen Ladenrundgang absolvieren zu müssen, dabei direkt vor dem Haus parken und sich den ihrer Meinung nach schönsten Baum in aller Ruhe aussuchen. Auch bieten die Heinzmanns einen Service an: »Im Bedarfsfall bringen wir den Baum nach Hause zum Kunden oder stellen ihn sogar auf.« Der Verkauf findet direkt in Kohlstetten in der Uracher Straße täglich außer sonntags von 10 bis 19 Uhr statt, zudem in Reutlingen am Markt an der Kreuzeiche oder vor einzelnen Supermärkten in umliegenden Gemeinden.
Wie die Nachfrage dieses Jahr sein wird, sei derzeit nicht abzusehen, so Helmut Heinzmann. »Ich rechne mit weniger Verkauf«, räumt er ein, weshalb er weniger Bäume geordert hat. Falls der Bedarf doch größer sein sollte, wäre das kein Problem. »Ich kann bei meinem Partnern auch kurz vor Weihnachten noch mal Bäume holen.«
Auch außerhalb von Kohlstetten bieten sich Gelegenheiten, sich einen Baum fürs Fest zu besorgen.
Bei der Familie Goller in St. Johann können die Kunden auch in diesem Jahr ihren Traumbaum noch lebend aussuchen und mit der eigenen oder einer geliehenen Säge zur Strecke bringen. Auf der Gollerschen Plantage am Wanderparkplatz an der Landesstraße 380 zwischen Eningen und Würtingen finden sich Bäume in allen Größen und Sorten.
Wichtiger als rundum symmetrischer Wuchs ist bei Gollers traditionell das Gemeinschaftsgefühl. In den vergangenen Jahren gab es in Würtingen die Gelegenheit, bei Punsch und Glühwein den noch ungeschmückten Baum zu loben. Dass wird es im zu Ende gehenden Coronajahr nicht geben.
»Wir sind an der frischen Luft, das ist schon mal gesund«, sagt Jürgen Goller. Damit sich die »Holzfäller« nicht zu nahe kommen, gibt es ein Wegekonzept mit separatem Ein- und Ausgang. Masken sollen getragen werden, falls es irgendwo doch mal eng wird – und ansonsten setzt Goller auf den gesunden Menschenverstand seiner Kunden. Gollers Christbaumkultur ist am 11., 12., 18., 19. und 20. Dezember von 10 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit geöffnet.
»Wir sind an der frischen Luft, das ist schon mal gesund«
Bei den Gemeinden auf der Alb gibt es weitere Möglichkeiten zum Christbaumkauf. Auch die Hohensteiner können ihren Baum selber schlagen. In Ödenwaldstetten hat die Kommune ein Christbaumwäldchen mit Nordmanntannen und Blaufichten. Weil in den Hohensteiner Forsten eher Fichten wachsen, werden hier für den Eigenbedarf der Gemeinde auch andere Sorten ausgebaut, in überschaubarem Rahmen. Viel Werbung möchte Förster Stefan Hägele deshalb gar nicht machen. Der genaue Termin wird noch im Amtsblatt bekannt gegeben.
Die traditionellen Christbaumverkäufe in den Teilorten Ödenwaldstetten, Bernloch und Meidelstetten wird es wieder am dritten Adventswochenende am Samstag, 18. Dezember, geben. In Oberstetten und Eglingen hat die Gemeinde wenig Wald und lässt hier engagierten Privatanbietern den Vortritt, so Hägele. Hier gibt es vor allem Fichten aus dem Gemeindewald, »garantiert nicht gespritzt, natürlich aufgewachsen und regional erzeugt«, verspricht Hägele.
Gomadingen hat sich nach langen Diskussionen beschlossen, auf die Christbaumversteigerungen, bei denen auch Bürgermeister Klemens Betz symbolisch den Hammer in die Hand nahm, zu verzichten: »Wenn alles abgesagt ist, wollen wir da keine Sonderrechte«, sagt Horst Reiner von der Gemeindeverwaltung. Damit es in der Lautertalgemeinde trotzdem festlich zugeht, bleibt aber eine andere Tradition am Leben: Für Gomadinger, die einen Baum gut sichtbar in ihren Vorgärten stellen, hat die Gemeinde etwa 65 Bäume kostenlos zur Verfügung gestellt. Auch das eine gute Tradition, um den Ort weihnachtlich zu machen, meint Reiner.
Förster Reiner Czanek, der in Gammertingen für die Albgemeinden zuständig ist, möchte auf jeden Fall ein paar Bäume an die Familien bringen. Er denkt darüber nach, im eigenen Garten mit »schmalem Zugang« in Kettenacker Fichten, Nordmann- und Weißtannen aus der Gammertinger Christbaumkultur zu verkaufen. Am Samstag, 18. Dezember, um 13 Uhr soll es dort losgehen. (GEA)