Logo
Aktuell Kultur

»WannDelbar« spielt im Tonfilm-Theater Münsingen

Aktueller denn je: Das Wannweiler Ensemble »WannDelbar« führt im Münsinger Tonfilm-Theater am 18. Oktober das Stück »Der Weltuntergang« aus dem Jahr 1936 auf.

Anstatt Kinofilm gibt es im  Münsinger Tonfilm-Theater eine Theateraufführung. Dafür wird die Bühne bespielbar gemacht.
Anstatt Kinofilm gibt es im Münsinger Tonfilm-Theater eine Theateraufführung. Dafür wird die Bühne bespielbar gemacht. Foto: Maria Bloching
Anstatt Kinofilm gibt es im Münsinger Tonfilm-Theater eine Theateraufführung. Dafür wird die Bühne bespielbar gemacht.
Foto: Maria Bloching

MÜNSINGEN-AUINGEN. Wenn Hansi Kraft in seinem Tonfilm-Theater Filme zeigt, braucht er die Bühne vor der großen Leinwand eigentlich nur, wenn ein Klavierspieler am Piano sitzt, um Stummfilme musikalisch zu begleiten. Ansonsten dient die Bühne eher als Abstellfläche. Jetzt aber wird sie wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt. Denn ganz zu Beginn seiner langen Geschichte im Jahr 1936, so erzählt Kraft, war das Kino ein Theatersaal. Das beweist auch der Soufflierkasten unter der Bühne. Dass nun das Wannweiler Ensemble »WannDelbar« an einem Ort, der sonst Filme zeigt, das Stück »Der Weltuntergang« oder »Die Welt steht auf kein' Fall mehr lang« von Jura Soyfer aufführt, passt ganz gut zum Tonfilm-Theater mit demselben Geburtsjahr.

Das Wannweiler Ensemble »WannDelbar« tritt im Tonfilm-Theater auf.
Das Wannweiler Ensemble »WannDelbar« tritt im Tonfilm-Theater auf. Foto: OTHMAR MAHLMEISTER
Das Wannweiler Ensemble »WannDelbar« tritt im Tonfilm-Theater auf.
Foto: OTHMAR MAHLMEISTER

Für die acht Amateurschauspieler und ihre Regisseurin Sabine Altenburger ist dieses Gastspiel an einem »charmantem Ort mit viel Geschichte« ein Experiment. Trotz des Aufwands - die Bühne muss leer geräumt und Scheinwerfer aufgebaut werden - freut sich das Ensemble auf seinen Gastauftritt. Zugutekommt ihm, dass die Kulisse lediglich aus vier Stellwänden mit Stühlen besteht, die während des Stücks häufig umgebaut werden. »Wir haben uns ein Jahr lang vorbereitet und seit April intensiv geprobt«.

Bewusst fiel die Wahl auf dieses Stück, das vom Landesverband für Amateurtheater gefördert und bereits dreimal erfolgreich in Reutlingen aufgeführt wurde. »Es passt in diese Zeit, auch wenn es schon 1936 uraufgeführt wurde. Die vielen Parallelen zur heutigen Gesellschaft sind deutlich sichtbar«, so Altenburger. Am Beginn der Produktion habe die Frage gestanden, wie mit den unterschiedlichen Bedrohungen durch Klimawandel und politische Radikalisierung umgegangen wird. Verändert sich deshalb im Alltag das menschliche Verhalten? Warum macht die Gesellschaft in vielen Fällen einfach so weiter wie bisher? Ist das nur in dieser Zeit so? Oder ist das einfach menschliches Krisenverhalten?

»Wir können lachen und sehen doch unser eigenes Verhalten gespiegelt«

»Soyfer bringt das Verhalten seiner Zeitgenossen so prägnant und witzig auf den Punkt. Wir können lachen und sehen doch unser eigenes Verhalten gespiegelt auf der Bühne. Das Stück hat uns mit seiner Analyse und seinem Wiener Humor aus der Seele gesprochen«, sagt die Regisseurin. Die Darstellenden im Alter zwischen 35 und 80 Jahren setzen den humorvollen und satirischen Inhalt ausdrucksstark und fantasievoll um. Die politischen Bedrohungen und Krisen aus dem Jahr 1936 passen genau ins Hier und Jetzt.

»Der Weltuntergang« zeigt, wie Figuren auf den drohenden Weltuntergang reagieren oder eben nicht: Weder Politiker, Beamte noch Bürger unternehmen etwas. Sie hören auch nicht auf die Wissenschaftlerin Professorin Guck, die die Lösung in Händen hält. Die Tatsache, dass ein Komet die Erde zerschmettern wird, interessiert weder die Oberen noch die Unteren auf der Erde. Ganz im Gegenteil: sie nutzen die Bedrohung, um ihre eigene Macht zu stärken und sich zu bereichern. Sie machen einfach weiter wie bisher, bequem und im Glauben, irgendjemand werde es schon richten.

Die turbulente Handlung zeigt schonungslos die drohende Apokalypse auf, bringt aber auch Hoffnung zum Ausdruck. Was sich ernst und düster anhört, ist ein turbulentes, komödiantisches Stück mit einer Menge trefflicher Figuren – Diktatoren, Beamte, Straßensänger, Diebe, Selbstmörder und Sparer - in einem verrückten Kosmos, serviert mit einer großen Portion Wiener Humor und einer Liebesgeschichte zwischen einem Kometen und der Erde. Jeder Darsteller schlüpft in dem rund eineinhalbstündigen Stück in mehrere Rollen.

Passend dazu hat Anna Ohlmann Lieder geschrieben, die am Synthesizer und auf dem Klavier sowie mit Gesang der Darstellenden wiedergegeben werden. So verspricht die Aufführung im Tonfilm-Theater ein Abend zu werden mit viel Unterhaltung und Tiefgang, mit Musik und schönen Kostümen, tollen Stimmen von Radiomoderatoren und schnellen Rollenwechseln. Es spielen Beatrice Bantlin, Anton Bauer, Susanne Dröge, Sabine Herbrüggen, Barbara Kärn-Wilk, Anna Ohlmann, Ute Schweikert und Cornelia Stöhr. Stimmen sind von Peter Binder, Julia Katterfeld, Theresa Krampfl, Bertram Schwarz, Magdalena Knöller und Roland Altenburger zu hören. (GEA)

Ticketreservierung

Die Aufführung im Tonfilm-Theater Münsingen beginnt am Freitag, 18. Oktober, um 19 Uhr. Kartenreservierungen sind online möglich unter www.tonfilm-theater.de. Tickets kosten 15 Euro für Erwachsene und 12 Euro für Kinder unter 16 Jahren. (in)