80 Bands, 100 000 Fans, vier Tage Ausnahmezustand: »Stressig wird’s bestimmt«, sagt Pilger. Doch die Erfahrungen, die noch lange in Erinnerung bleiben werden, sind die Strapazen wert, glauben er und seine jungen Mitstreiter. Mit seinen 46 Jahren ist Pilger »der Opa« im Mägerkinger Metal-Team. Ob er auf Musik der heftigeren Gangart steht? Die Antwort ist ein entschlossenes »Nö, überhaupt nicht.« Aber als er vor einigen Jahren einen Bericht über die freiwilligen Einsatzkräfte im Sanitätsdienst des Mega-Festivals gelesen hatte, ließ ihn der Gedanke nicht mehr los.
Feldbett-Quartier in der Turnhalle
2012 brachte Pilger die Idee, sich zu bewerben, in der Bereitschaft vor: »Sie wurde positiv aufgenommen, sechs sagten spontan Ja.« Trotzdem hat’s im ersten Anlauf nicht geklappt. Jedes Jahr wollen weit mehr Rettungsorganisationen mithelfen als gebraucht werden. Der zweite Versuch war ein Volltreffer: Im Juni kam die Zusage, am Donnerstagmorgen, 31. Juli, werden Eberhard Pilger, James Frambach, Simon Bez, Bernd Schoser, Evelyn Kauffmann und Thomas Belger um fünf Uhr in der Früh losfahren, um nachmittags in Wacken zu sein.Der DRK-Kreisverband Reutlingen stellt einen Mannschaftswagen für die lange Anreise zur Verfügung: 800 Kilometer – einfache Strecke. Auch für den Dachverband der Organisation ist der Mägerkinger Einsatz eine Premiere: Eine DRK-Delegation aus Reutlingen gab’s in Wacken noch nie, entsprechend wohlwollend, so Pilger, sei seine Anfrage um Unterstützung aufgenommen worden.
Nach der Ankunft werden erst mal Formalitäten geregelt, dann beziehen die Einsatzkräfte Quartier. Sie dürfen auf Feldbetten in einer Turnhalle schlafen, dort soll es richtige Toiletten und sogar Duschen geben – ein Luxus, von dem die Fans auf dem riesigen Festival-Camping-Platz nur träumen können.
Erste Festivalerfahrungen
Am Samstag und Sonntag geht’s für die Mägerkinger dann voraussichtlich »im Infield«, also unmittelbar im Bühnenbereich, zur Sache. Das klingt nach Insider-Jargon, und tatsächlich sind Pilger und seine Kollegen nicht ganz unerfahren, was Festivals angeht. Bernd Schoser war schon mal als Gast in Wacken. Drei Leute des Mägerkinger Bereitschaftsteams halfen 2013 bei »Rockenheim« und bei einem Konzert der »Böhsen Onkelz« in Hockenheim. Eine Ahnung davon, was in Wacken auf sie zukommt, haben sie deshalb schon.So viele Bier- und Schnapsleichen, wie der Laie vermuten mag, sind’s wohl gar nicht, sagt Pilger. Stattdessen haben die Sanitäter bei Rock-Großveranstaltungen oft mit Kreislaufproblemen zu tun – dichtes Gedränge, zu wenig Wasser und zu viel Hitze hauen die Fans um. Auch zu Stürzen kommt es öfter mal, und nicht wenige klagen über Probleme mit dem Rücken. Warum? Weil Pogo im Mosh-Pit eher eine Vollkontakt-Sportart als ein Tanz ist. Das kann schon mal aufs Kreuz gehen. (GEA)