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Aktuell Ausstellung

Vernissage im Münsinger BT24 mit Werken aus der Kunstsammlung des Kreises

Zu seinem 40-jährigen Bestehen zeigt das Kreisarchiv im Kunstatelier BT24 in Münsingen eine Ausstellung mit Werken aus der von ihm betreuten Sammlung regionaler Kunstschaffender. Unter dem Titel »Kunstlinien – Spiegelbilder« werden Vergleiche zu aktuellen Werken gezogen.

Sehr gut besucht war die Vernissage im BT24 im Albgut.
Sehr gut besucht war die Vernissage im BT24 im Albgut. Foto: Gabriele Böhm
Sehr gut besucht war die Vernissage im BT24 im Albgut.
Foto: Gabriele Böhm

MÜNSINGEN. Wie verändert sich das künstlerische Schaffen von Malern, Zeichnern, Druckern oder Bildhauern im Lauf der Jahrzehnte in Motiven, Technik, Material, Abstraktionsgrad oder Farbgestaltung? Diese Frage thematisiert die Ausstellung »Kunstlinien – Spiegelbilder«, die am Sonntag in der Kulturwerkstatt BT24 im Albgut Münsingen eröffnet wurde. Gezeigt werden Werke von 25 Künstlerinnen und Künstlern, die der Landkreis Reutlingen für seine Kunstsammlung ankaufte. Die Künstler wurden gebeten, ein weiteres Werk auszusuchen oder neu zu gestalten, das die Veränderungen im eigenen Kunstschaffen dokumentiert. Die sehr gut besuchte Vernissage wurde von Sandra Steingraber (Klarinette) und Birgit Kugel (Querflöte) mit klassischer Musik musikalisch umrahmt.

Rund 1.000 Arbeiten in der Sammlung des Kreises

1986 begann der Landkreis Reutlingen mit dem Aufbau einer Kunstsammlung, damals war Dr. Edgar Wais Landrat (1985 bis 2005), der als Gast der Vernissage begrüßt wurde. Bis heute umfasst die Sammlung rund 1.000 Arbeiten von rund 300 Kunstschaffenden. Betreut wird sie vom Kreisarchiv, das in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiert. Durch den Ankauf der Werke sollen die zeitgenössischen Kunstschaffenden gefördert werden, so Daniel Stückle, der neue Leiter des Kreisschul- und Kulturamts. »Aber es geht auch um die Bewahrung der kulturellen Identität.« Stückle dankte der Gastgeberin Edith Koschwitz sowie der stellvertretenden Archivleiterin Annette Bidlingmaier, die die Ausstellung gestaltete, und ihren Unterstützern Antje Kochendörfer, Jacqueline Laci und Dr. Marco Birn.

Ausstellung im BT24

An der Ausstellung in der Kulturwerkstatt BT24 nehmen mit ihren Werken teil: Manfred Degenhardt, Andreas Felger, Ulrike Franz, Ulla Frenger, Eberhard Freudenreich, Renate Gaisser, Gudrun Gantzhorn, Susanne Gayler, CHC Geiselhart, Klaus Herzer, Silvia Hornig, Mathias Hornung, Susanne Immer, Gert Koch, Wolfgang Lumpp, Jochen Meyder, Tanja Niederfeld, Friedrich Palmer, Renate Quast, Karl Striebel, Ingrid Swoboda, Anita Wahl, Markus Wilke, Christian Wulffen, Helmut Anton Zirkelbach.

Sie ist geöffnet donnerstags bis sonntags sowie feiertags von 11 bis 17 Uhr. (gb)

Wichtig sei, so die Kunsthistorikerin Natalie Savas (KuneArts Tübingen) in ihrem Eröffnungsvortrag, die Kunst immer wieder in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Anhand der Kunstsammlung des Kreises seien Entwicklungslinien nachvollziehbar, die die Ausstellung im BT24 anhand von »Spiegelbildern« verdeutliche.

Edith Koschwitz berichtete, seit Gründung der Kulturwerkstatt hätten rund 200 Kunstschaffende ihre Werke in 40 Ausstellungen im BT24 präsentiert, das sie ins Leben gerufen habe, um regionalen Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform zu bieten.

Längere Arbeiten nehmen die Spontanität

Manfred Degenhardt, so Natalie Savas, habe seine Formensprache, in die keltische Elemente einflossen, beibehalten und dennoch immer wieder neu gestaltet. Von ihm ist die Zinkätzung »Stadtbild« zu sehen. Karl Striebel zeigt eine noch gegenständlich geprägte »Alblandschaft« von 2017 und stellt die abstrakte »Landschaft gerötet« von 2024 gegenüber. »Mir gefällt beides«, sagte er. Doch beim Betrachten des älteren Werks, das in relativ schnellen Strichen im Botanischen Garten Tübingen entstanden sei, habe er bemerkt, dass im längeren Arbeiten am abstrakten Bild viel Spontaneität verloren gegangen sei. »Dahin möchte ich wieder zurück.«

Viel Aufmerksamkeit bekam auch das Werk »Über dunklem Grund« aus der Reihe »Transitus«, das CHC Geiselhart aus Sand, Acryl und Kohle bereits 1991 schuf. Gegenübergestellt war der Farbholzschnitt »Schwarzbach-Tales-VI« aus derselben Werkreihe, doch 2022 geschaffen und von präsenter Farbigkeit. Gerne erworben hätte ein Gast auch das Relief »Raster auf Platane« (2002) von Mathias Hornung, das sich jedoch unverkäuflich in der Kunstsammlung des Kreises befindet.

Aus dieser Sammlung zeigt Renate Gaisser ihre Kreidezeichnung »Liegender mit langem Haar« von 2004 und dazu ein Ölbild ihrer Reihe »Sumpflilienkraut« von 2020. So unterschiedlich beide Techniken und Motive sind, verbindet sie doch der künstlerische Schaffensprozess vor der Natur sowie der Versuch, das Räumlich-Plastische herauszuarbeiten. Anita Wahl nimmt in ihrem Ölbild »ohne Titel« von 1990 und dem Acrylwerk »Licht« (2024) Bezug auf das Hubble-Teleskop und erarbeitete ein über Jahrzehnte gültiges Signet, in dem das in alle Richtungen strahlende Licht für den Ursprung des Universums steht.