TROCHTELFINGEN. Für den Kulturverein ging das Konzept »Zuschauer-Hopping« auf. Bedeutete, große Nachfrage auf ihr pfiffiges Livemixture in verschiedenen, außergewöhnlichen Räumlichkeiten in der Stadtmitte. Erst wurden die Künstler vorgestellt, dann folgten drei Veranstaltungsrunden von jeweils 40 Minuten Dauer. Während der 20-minütigen Pausen mit Bewirtung wechselten die Zuschauer dann zur nächsten Bühne. »Wir machen uns einen schönen Abend und lassen uns auf was Neues ein«, hat sich Besucherin Martina Klingenbeil für die Kulturnacht vorgenommen. Und die hatte es in sich. »Kulturelle Vielfalt ist uns wichtig und deren Qualität. Das ist eine ganz gute Mischung heute Abend. Die beste Kulturnacht, die wir je hatten«, stand für Vorstandsmitglied Eberhard Hack fest.
Euphorie beim Cross-over-Konzert der Virtuosinnen
»Wir rocken den Laden mit Perlen der Rockmusik«, kündigen Jogge, Sons and Friends ihren Auftritt im Pulverturm an. Unter anderem mit Chuck Berry und Elvis-Hits beglückten sie die Fans der 1960er- und 1970er-Musikszene. Mit frenetischem Beifall quittierten die Zuhörer das klassisch-moderne Cross-over-Konzert des Streichquartetts La Finesse im Glitzerlook. Die Virtuosinnen füllten die Kirche St. Martin mit Klängen eines Mozart-Medleys, ließen »die Königin der Nacht« durchhuschen und Vivaldi aufleben. Unnachahmlich ihre Interpretation der »Bohemian Rhapsody« der Popgruppe Queen. Für sie eine Liebeserklärung an die Oper, sehr romantisch, sehr kunstvoll. »A cappella trifft auf die perfekte regionale Gewürzmischung für wild-romantische Balladen, feurigen Tango und pikanten Bebop«: Das versprachen die fünf glänzend und kariert gekleideten Sängerinnen und Sänger von Pepper & Salt im Schlosssaal. Erst die Begrüßung in unterschiedlichen Sprachen, bevor sie sich auf Schwäbisch-Hochdeutsch besannen und in einem Liederkarussell jede Menge Worte mit derselben Endung preisgaben. Das Ende vom Lied: »Sensationell, gell«.
Lachen und Spaß haben
Eckard Grauer aus Reutlingen präsentierte Leibssle als »Urgestein der schwäbischen Comedy«. Er deckte auf, dass sich hinter manchen Sportaktivitäten ein Mogelpaket versteckt. »Sie laufen schwätzend durch den Friedhof, kürzen überall ab, das versteh ich nicht«, zweifelt er. Wenn schon aus dem Haus gehen zur Unterstützung des Bewegungsapparates, wieso dann abkürzen? Über die Sparmaßnahmen der Wirtin vom »Schwanen« wusste er einiges zu berichten, was es dort mit dem Stammtisch auf sich hat und was er von den uralten Witzen seiner Tischnachbarn, vor allem denen von Schlotterbeck, hält. Die Zuschauer hatten ihren Spaß, hier war herzhaftes Lachen und Klatschen der Beweis dafür, das Leibssles Ausmalungen ins Schwarze trafen. »Hier in Trochtelfingen ist es super, einwandfrei«, bestätigt er. »Je nach Publikum passe ich mein Programm an, Sie sind ja hier zum Spaß haben.« Seine Bühne war im Modehaus Schoser aufgebaut, »Wir sind schon immer dabei«, bemerkt Bernhard Schoser. Der Kulturverein zeige so viel Engagement, so viel Leidenschaft, dafür würden sie gerne Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. »Es war voll heute Abend, einfach toll.«
Mit politischem Kabarett überzeugte Inflagranti in der Stadtbücherei. In den mehr als 30 Jahren ihrer Bühnenpräsenz haben sie ihr Publikum aufgeklärt über die politischen Machenschaften und gängigen Praktiken im Weltgeschehen. So auch bei ihren Szenen in Trochtelfingen, in denen Rhetorik eine nicht unwichtige Rolle spielte, moderne Technik nicht zu kurz kam, alles in Theorie und Praxis für Zuhause und im Job. Live-Musik gab es auch bei der After-Show-Party, bei der die Workaholics mit ihrer 100 Prozent handgemachten Musik die Gäste in Bewegung hielten. (GEA)

