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Sowitec plant Windpark auf der Alb mit zehn Anlagen

Der Projektierer Sowitec aus Sonnenbühl hat am favorisierten Windkraftstandort im Südosten des Trochtelfinger Teilorts Mägerkingen einen Park mit zehn Windrädern im Bild dargestellt.

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Blick auf den Windpark aus Richtung Mägerkingen. Der Ausschnitt entspricht dem menschlichen Blickwinkel, deswegen sind nicht alle zehn Windräder zu sehen. Foto: tro1030
Blick auf den Windpark aus Richtung Mägerkingen. Der Ausschnitt entspricht dem menschlichen Blickwinkel, deswegen sind nicht alle zehn Windräder zu sehen.
Foto: tro1030

TROCHTELFINGEN. »Hoch sind sie schon, das lässt sich nicht abstreiten«, sagte Bürgermeisterin Katja Fischer nach einer Präsentation des Projektierers Sowitec. Das Unternehmen würde gern in Trochtelfingen einen Windpark erstellen, die Stadt und Sowitec sind bereits seit 2013 im Gespräch. Seither hat sich vieles geändert, Auflagen wurden erst verschärft, jetzt machen Bund und Land mächtig Druck beim Ausbau der Windenergie. 1,8 Prozent der Landesfläche sollen dafür zur Verfügung gestellt werden, die Kommunen sind in der Pflicht. Totalverweigerung ist keine Option mehr, das wurde auch in Trochtelfingen bei diversen Veranstaltungen den Bürgern verdeutlicht. Nachdem die Erstellung eines Teilflächennutzungsplans Windenergie der Stadt im Juli gestoppt wurde - er wäre nicht rechtzeitig fertig geworden, bevor der Regionalverband Neckar-Alb seine Planungen fertigstellt -, entfiel ein Steuerungsinstrument.

Dem Regionalverband will die Stadt signalisieren, dass sie ihre 1,8-Prozent-Pflicht ernst nimmt: Wer wenigstens mitreden will, sollte Flächen zur Verfügung stellen, sonst droht der Wildwuchs. Entschieden ist noch nichts, weder Standorte noch Zahl der Windräder. Trochtelfingen würde gern an einer Stelle, südöstlich von Mägerkingen oben auf der Albhochfläche in Nachbarschaft zu den Gammertinger Teilorten Harthausen und Feldhausen, die Energiemaschinen konzentrieren.

Bürgermeisterin Fischer liegt daran, den Entscheidungsprozess möglichst transparent zu gestalten. Eine Themenseite Windenergie auf der Webseite der Stadt ist in Arbeit, dort sollen bald alle Informationen - auch die jetzt von Sowitec im Gemeinderat gezeigte Präsentation - einzusehen sein. Weitere Informationen wird es in den öffentlichen Sitzungen des Gemeinderats und bei Informationsveranstaltungen geben.

285 Meter Gesamthöhe

Patrick Hartung, Projektleiter Trochtelfingen von Sowitec, hat jetzt erste Ansätze auf den Beamer in der Mägerkinger Festhalle gebracht. Dargestellt wurde ein Windpark mit zehn Anlagen mit einer Nabenhöhe von je 199 Metern und einer Rotorlänge von 86 Metern, insgesamt stattliche 285 Meter. Zum Vergleich: Die Anlagen auf dem Hohfleck werden eine Nabenhöhe von 123 Metern haben. Das war Stand der Technik, als das langjährige Genehmigungsverfahren begonnen wurde, erklärte Hartung. Allerdings muss auch dort umgeplant werden, weil es die einst gewünschten Modelle nicht mehr gibt. Bildlich in Szenen gesetzt wurde der Park aus verschiedenen Perspektiven, aus Mägerkingen, Steinhilben und Trochtelfingen, aber auch aus der Perspektive der Gammertinger Alb-Teilorte. Den zahlreichen Bürgern boten sich durchaus eindrucksvolle Bilder. Besonders spektakulär wäre der Blick vom Augstbergturm, da zeigten sich alle Windräder unverhüllt in ihrer ganzen Pracht.

Verstecken kann sich der Park nicht, wegen der schieren Zahl der Räder, aber auch wegen der Höhe der Vestas-Anlagen mit 7,2 Megawatt Leistung. Die Räder seien mit den Jahren immer höher geworden, kritisierten mehrere Gemeinderäte. Hartung erklärte das mit dem technischen Fortschritt - kleinere Anlagen, wie vor zehn Jahren noch üblich, seien mittlerweile gar nicht mehr auf dem Markt. Außerdem wolle man - wennschon, dennschon - möglichst viel Leistung herauskitzeln. Hartung hat trotzdem den Auftrag mitgenommen, Visualisierungen auch mit kleineren Anlagen zu erstellen, in Stein gemeißelt ist also noch nichts.

So könnte es vom Trochtelfinger Tennisplatz her aussehen.
So könnte es vom Trochtelfinger Tennisplatz her aussehen. Foto: Sowitec
So könnte es vom Trochtelfinger Tennisplatz her aussehen.
Foto: Sowitec

Von den zehn Anlagen, so sie denn kommen, stehen acht auf Gemeinde-, zwei auf privatem Grund. Die klamme Kommune würde also direkt von Pachteinnahmen, indirekt von Gewerbesteuereinnahmen profitieren, Zahlen wurden in der Sitzung nicht genannt. Und die Beteiligung an der Gammertinger Energie- und Wasserversorgung (GEW) biete die Möglichkeit, Mitproduzent zu werden, ergänzte Fischer, oder günstigen »Bürgerstrom« zu vermarkten. Die Bürger sollen über Beteiligungsmodelle ebenfalls profitieren können, wie wird im Prozess noch ausgehandelt. »Bürger produziert mit« etwa über Genossenschaften, oder »Bürger finanziert mit« über Beteiligungen, Darlehen oder Sparbriefe seien denkbar, sagte Hartung.

Mit der Windhöffigkeit von 6,4 »könne man wirtschaftlich arbeiten«, so Hartung weiter. Die finale Prüfinstanz seien da letztlich die finanzierenden Banken. Sowitec denkt auch ans speichern von Energie, wenn die Leitungen die gelieferte Leistung nicht aufnehmen können. Etwa durch die Erzeugung von grünem Wasserstoff oder durch Batterien. Sowitec entwickle mit Bosch zusammen Lösungsansätze. Allerdings: »Zurzeit dürfen wir per Gesetz keine Kilowattstunde zwischen Anlage und Netz speichern«, ärgerte sich Enercon-Projektentwickler Falk Burkhardt, der mit Hartung auf dem Podium stand. Noch vor kurzem hätten nicht mal die Akkuschrauber der Monteure legal geladen werden dürfen.

Grenzwerte werden eingehalten

Die gut 140 Hektar bei Mägerkingen würden »sehr, sehr wahrscheinlich Vorrangfläche«, glaubt Bürgermeisterin Fischer, »hier kann weiter geplant werden.« Generell hält Sowitec den Standort für geeignet, verschiedene Untersuchungen wurden gemacht, die gesetzlichen Auflagen können mindestens erfüllt werden. Die Schall- und Schlagschattengrenzwerte könnten eingehalten werden, auch bei »Worst Case«-Betrachtungen: 365 Tage im Jahr ohne Schatten oder dass der schalltragende Wind ständig auf die Wohnbebauung zielt. Burkhardt verwies auch auf die technischen Möglichkeiten, die die Anlagen mittlerweile haben: »Wenn sie an die Grenzwerte kommen, werden sie eben abgeriegelt, die Leistung heruntergefahren.«

Zumindest bei den Wortmeldungen der Gemeinderäte überwogen aber kritische Fragen. Dass die Anlagen in die Höhe schießen, wurde angesprochen: »Wir wollen nicht den Ertrag, das ist nicht unser Hauptinteresse, wir wollen hier leben«, sagte etwa Rat Armin Zeiler. Jürgen Klingenstein rieb sich an der Zahl der Windräder: »Zehn Anlagen stehen noch nicht fest, aber mit drei werden wir nicht davonkommen.«

Im Dezember wird der Regionalverband Neckar-Alb den Regionalplan Windkraft vorstellen. Dann wird die Diskussion auch in Trochtelfingen weitergehen.