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So geht es den überlebenden Hühnern aus dem Skandal-Stall in Sonnenbühl

In einem Hühnerstall in Sonnenbühl sind mehrere hundert Tiere qualvoll gestorben - 62 wurden gerettet und werden seitdem im Tierheim Reutlingen aufgepäppelt.

Gerettete Hühner aus Sonnenbühl im Tierheim Reutlingen
Die geretteten Hühner aus Sonnenbühl erholen sich im Tierheim Reutlingen. Foto: Tierheim Reutlingen
Die geretteten Hühner aus Sonnenbühl erholen sich im Tierheim Reutlingen.
Foto: Tierheim Reutlingen

SONNENBÜHL/REUTLINGEN. »Sie fühlen sich jetzt wie im Paradies«, sagt Markus Atorf, Kleintierpfleger im Tierheim Reutlingen, über die 62 Hühner, die vor einer Woche in Sonnebühl in einem völlig verwahrlosten Stall gerettet worden sind. Nachdem eine Spaziergängerin mehrere tote Hühner an dem Stall entdeckt hatte, stieß die Polizei auf zahlreiche verendete Tiere. Wieviele es genau waren, lässt sich auch heute noch nicht genau beziffern, da die Kadaver nicht gezählt worden sind, erklärt Kreisveterinär Thomas Buckenmaier. »Die Ställe waren für eine maximale Kapazität von etwa 925 Tieren ausgelegt. So viele verendete Tiere waren es nicht, aber mehrere hundert auf jeden Fall.«

Auch den Überlebenden ging es nicht gut, sagt Atorf: »Sie waren mehr tot als lebendig. An ihnen war nichts mehr dran.« Atorf, der beim Rettungseinsatz dabei war, ist immer noch schockiert von den Zuständen in dem Sonnenbühler Hühnerstall. »Es war einfach nur grausam. Wir sind auf zentimeterdicker Scheiße rumgerutscht. Sowas habe ich in diesem Ausmaß noch nicht miterlebt.« Besonders pervers fand der Kleintierpfleger die Schilder mit der Aufschrift »Artgerechte Haltung« an den mobilen Hühnerställen. Genau das Gegenteil sei der Fall gewesen.

Gerettete Hühner aus Sonnenbühl im Tierheim Reutlingen
Alle 62 aus dem Stall in Sonnebühl geretteten Hühner haben überlebt. Foto: Tierheim Reutlingen
Alle 62 aus dem Stall in Sonnebühl geretteten Hühner haben überlebt.
Foto: Tierheim Reutlingen

Die 62 geretteten Hühner wurden ins Tierheim Reutlingen gebracht. Bei einer Untersuchung von einem Tierarzt wurde eine extreme Abmagerung, zu lange Schnäbel und ebenso eine schwache Bemuskelung festgestellt, erzählt Atorf. Trotzdem haben sich die Tiere direkt nach der Ankunft förmlich auf das Futter und das Wasser gestürzt. Die Hühner sind im Hundehaus in acht Zwingern untergebracht und machen »einen Haufen Arbeit«, wie Atorf weiß. Pro Tag braucht es eine zusätzliche Fachkraft, die sich um die Hühner kümmert.

Aber der Einsatz lohnt sich. Keines der 62 überlebenden Hühner ist bislang gestorben. »Sie erholen sich überraschend gut und werden jeden Tag kräftiger«, erzählt Atorf. »Nichts ist vor den wachsamen Augen und den neugierigen Schnäbeln sicher. Sie schlagen sich die Kröpfe und Mägen mit leckerem Futter voll, beobachten neugierig die täglichen Reinigungsarbeiten und gackern fröhlich vor sich hin.« Ein Stein ist den Mitarbeitern des Tierheims vom Herzen gefallen, als die Ergebnisse der Geflügelpest- und Vogelgrippe-Tests gekommen sind: negativ. Damit müssen die Hühner nicht notgeschlachtet werden. Nur das Ergebnis einer Kotprobe steht noch aus. Eventuell müssen die Hühner noch gegen Würmer behandelt werden. Aber selbst bei einem positiven Befund können die Kleintiere neuen Besitzern weitervermittelt werden.

Darum kümmert sich Carmen Martinovic vom Verein »Rettet das Huhn«. Sie hat über das Wochenende für alle geretteten Hühner bereits Pflegefamilien gefunden. »Am nächsten Samstag können die Mädels umziehen«, freut sich Martinovic. Die Hühner kommen zu verschiedenen Tierhaltern. Vier kommen aus der Region Reutlingen und Münsingen, die restlichen aus Tuttlingen. »Auch die Frau, die den Hof in Sonnenbühl gemeldet hat, nimmt sechs Hühner auf«, weiß Martinovic.  (GEA)

VEREIN »RETTET DAS HUHN«

Für überlebende Hühner aus Sonnenbühl hat der Verein »Rettet das Huhn« bereits Patenfamilien gefunden, die sie aufnehmen. Dennoch werden – vor allem auch für planmäßige Übernahmen ausgedienter Legehennen aus großen Betrieben – ständig Lebensplätze gesucht. Wer helfen und Hühnern ein neues Zuhause bieten möchte, bekommt Informationen bei Carmen Martinovic. (GEA)

carmen@rettetdashuhn.de