MÜNSINGEN. Sie boten ein wunderbares Bild, die 19 Deutschen Schäferhunde, die am Wochenende zur Landesmeisterschaft der Landesgruppe Württemberg in Hundersingen und Trailfingen antraten und sich bei unterschiedlichen Prüfungen den Wertungsrichtern stellten. Dabei zeigte sich schnell: Diese Tiere sind hervorragend erzogen. »Einige dieser Hunde sind zum ersten Mal überhaupt bei einer überregionalen Veranstaltung dabei, andere bringen schon mehr Erfahrung mit«, erzählte Arnd Brändle, Vorsitzender und Zuchtwart bei der Münsinger Ortsgruppe. Er selbst hält zwei Deutsche Schäferhunde für die Hochzucht und besucht mit ihnen Ausstellungen. Diese Rasse hat es ihm angetan, weil sie in eine Familie passt. Schäferhunde gelten als intelligent, treu, anpassungsfähig und lernbereit. Eine gesunde Mischung aus viel Bewegung und abwechslungsreicher Beschäftigung für das Gehirn ist für sie genau das Richtige.
Erziehung ist Sache des Besitzers
Dass die Starter bei diesem Turnier bestens trainiert, lebhaft und energiegeladen, aber nicht übermütig oder laut sind, stellten sie eindrucksvoll bei verschiedenen Prüfungen unter Beweis. Zuvor hatten sie sich für die Teilnahme an der höchsten Prüfungsstufe bei der Landesmeisterschaft in ihren Ortsgruppen qualifizieren müssen. Im Alter zwischen drei und fünf Jahren galt es nun für sie, sich gegen eine starke Konkurrenz durchzusetzen und die Richter davon zu überzeugen, dass sie bei ihrer Erziehung viel gelernt haben. Wer es auf die vorderen drei Plätze mit der höchsten Punktezahl schaffte, darf sich jetzt Landessieger nennen. Die acht besten Platzierungen erhielten gleichzeitig die Qualifikation zur Bundessiegerprüfung, die im September in Meppen stattfindet. Vertreter aller 19 Landesgruppen nehmen an dieser Deutschen Meisterschaft teil.
Schon bei der ersten Disziplin, bei der Fährtensuche am Samstag, konnten gute Ergebnisse mit fast 100 Punkten erzielt werden. Dafür legte eine fremde Person mindestens eine Stunde vorher eine Fährte mit drei Gegenständen, die der Hund bei der Suche an der zehn Meter langen Leine auffinden musste. Das kühle, aber trockene Wetter bot perfekte Bedingungen für ein erfolgreiches Erschnüffeln in der nassen Wiese, die von einem Landwirt zur Verfügung gestellt wurde. Am meisten Punkte gab es für das Tier, das am intensivsten und gleichmäßigsten suchte.
»Fährtensuche fängt ganz am Anfang bei der Erziehung schon mit dem Futtersuchen bei Welpen an«, erklärte Daniele Strazzeri, Vize-Präsident beim Landesverband und für die Ausbildung zuständig. Er betonte, dass Erziehung immer Sache des Hundebesitzers sei. Hat sich ein Hund prägende Eigenschaften angeeignet, ließen sich diese kaum mehr weg-erziehen.
Die beiden Schäferhunde von Arnd Brändle stammen von Züchtern, die bei ständiger Überprüfung unter dem Dach des Verbandes bestimmte Bedingungen erfüllen müssen. Damit sind schon einmal gute Grundvoraussetzungen gegeben. Danach ist die Erziehung entscheidend. Die Ortsgruppe Münsingen bietet diese nicht nur für ihre 35 Mitglieder und deren derzeit 16 Hunde an, sondern für alle Hundebesitzer. »Wir haben in unserem Verein insgesamt sechs Trainer und können sogar selbst Trainer ausbilden«, so Brändle. Zwar halten sich immer weniger Menschen Deutsche Schäferhunde, nach wie vor sei die Art aber mit 9.000 Welpen pro Jahr in Deutschland am meisten gezüchtet.
Kommandos perfekt ausführen
Bei der Ausbildung wird nicht nur die Fährtensuche geübt, sondern auch »Bei Fuß gehen«, »Apportieren« oder »Sitz, Platz und Steh«. Bei den Hunden, die diese Kommandos perfekt eingeübt hatten, gab es eine hohe Punktzahl in der Teilprüfung, die am Sonntag auf dem Trailfinger Sportplatz absolviert wurde.
Im Bereich Schutzdienst galt es für den Hundeführer, seinen Hund auf die Suche nach einem sogenannten Scheintäter zu schicken, der sich in einem Versteck aufhielt. Durch Bellen zeigte der Hund an, dass er den Scheintäter gefunden hatte. Ein Fluchtversuch wurde durch Zupacken am Schutzärmel verhindert. Dabei kam es beim Hund auf hohe Konzentration und absoluten Gehorsam an, denn auf Kommando musste er sofort Ablassen. Wildes Zubeißen oder Nichtablassen wurde mit Disqualifikation bestraft. Eine echte »Königsdisziplin«, wie Daniele Strazzeri betonte. (GEA)
75-JÄHRIGES BESTEHEN
Die Ortsgruppe Münsingen des Vereins Deutscher Schäferhunde besteht seit 75 Jahren. Viele Hunde wurden von den Trainern der Ortsgruppe während dieser Zeit ausgebildet. Laut dem Vorsitzendem Arnd Brändle kommt es genau darauf bei der Hundehaltung an: »Erziehung macht den Hund, nicht die Rasse.« Brändle ist selbst einer von sechs Ausbildern bei der Ortsgruppe, die regelmäßig Kurse mit zehn Unterrichtseinheiten anbietet. Seit ihrer Gründung im Jahr 1948 wird oberhalb des Freibads auf dem Münsinger Hungerberg ein Übungsplatz betrieben, außerdem gibt es ein Vereinsheim, das Anfang der 1970er-Jahre mit viel Eigenleistung gebaut wurde. 35 Mitglieder gehören dem Verein derzeit an. Dank ihres Engagements können immer wieder überregionale Veranstaltungen und Meisterschaften ausgerichtet werden. (in)