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Rekordeinnahmen bei Gewerbesteuer in Gammertingen

Kämmerer Siegfried Hagg prognostiziert im Gemeinderat ein gutes Ergebnis 2023, der Haushalt 2024 wird enger werden.

Die Sanierung der Brücke über die Lauchert steht im Investitionsprogramm.
Die Sanierung der Brücke über die Lauchert steht im Investitionsprogramm. Foto: Steffen Wurster
Die Sanierung der Brücke über die Lauchert steht im Investitionsprogramm.
Foto: Steffen Wurster

GAMMERTINGEN. Gammertingens Kämmerer Siegfried Hagg ist bekannt dafür, vorsichtig in die Zukunft zu schauen. Dass sein für 2023 geplantes Ergebnis von minus 636.000 Euro sich jetzt auf rund plus eine Million Euro verbessert hat, dürfte aber auch ihn überrascht haben. Die Gründe seien erhebliche Steuernachzahlungen zweier Unternehmen, erklärte er im Gemeinderat, zusammen rund 1,1 Millionen Euro. Außerdem konnten nicht alle für dieses Jahr angesetzten Unterhaltungsmaßnahmen umgesetzt werden, das entlastete seine Kasse um 0,7 Millionen Euro, aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Das Jahr 2023 ist noch nicht vorbei, Hagg stellte den Gammertinger Gemeinderäten vor allem die Eckdaten für den Haushaltsentwurf 2024 vor.

Der Haushalt ist von Zurückhaltung geprägt. 5,1 Millionen Euro stehen für Investitionen bereit, 2019 und 2021 hatte Gammertingen die Acht-Millionen-Marke gerissen. Die Stadt hat ihre Hausaufgaben gemacht, die Schulgebäude sind auf Stand, die Kindergärten stellen die nötigen Plätze bereit - andere Kommunen haben da noch einiges vor sich. Hagg kann sich also auf klassische Aufgaben konzentrieren, der Löwenanteil am Invest geht in den Immobilienbereich.

Fünf Millionen für Investitionen

Für eine halbe Million Euro will die Stadt Flächen für Bauplätze und fürs neue Feuerwehrhaus in Feldhausen erwerben und 3,3 Millionen Euro gehen in den Tiefbau. Saniert werden die Inneringer Straße in Kettenacker, der Mühlburren entlang der Flächen für die auf Eis gelegte Stadt- und Kulturhalle sowie die Brücken über die Lauchert. Der Überweg über die Lauchert bei den Schulen wird allein eine gute halbe Million kosten, so ein Problem hat auch nicht jede Albgemeinde. Ob der Fußgängersteg beim Bahnviadukt repariert oder abgebrochen wird, muss der Gemeinderat noch entscheiden. »So kann er auf jeden Fall nicht bleiben«, sagte Hagg.

Außerdem brauchen die Friedhöfe mehr Platz und der Schlossplatz soll in neuer Pracht entstehen. Für die Neugestaltung beziehungsweise die Weiterführung der Arbeiten rund ums Rathaus sind 390.000 Euro eingestellt. Dass der historische gusseiserne Brunnen zurückkehren soll, hat der Rat ja bereits beschlossen. Nicht zu vergessen ist der Breitbandausbau. Der wird zwar zu 90 Prozent von Bund und Land gefördert. Bei geschätzten Gesamtkosten von 23 Millionen Euro bleiben trotzdem Mitfinanzierungsraten an der Stadt hängen, nämlich 576.000 Euro jährlich bis 2027. Dass das Geld für die Erschließung des Baugebiets Strassäcker mit dem Verkauf der Bauplätze zurückfließen wird, dürfte die Räte beruhigen.

Da fallen die beweglichen Güter kaum mehr ins Gewicht: Fahrzeuge für die Feuerwehr-Abteilung Harthausen und den Bauhof sind in der Beschaffung und Hagg hat eine halbe Million für Wohncontainer auf die Seite gelegt. Falls zugewiesene Flüchtlinge nicht mehr in den Gebäuden der Stadt untergebracht werden könnten, was Bürgermeister Andreas Schmidt bevorzugen würde.

Personalkosten steigen weiter

Wie wird's finanziert, fragte Hagg sich selbst. Aus dem ordentlichen Ergebnis nicht, Hagg richtet sich wieder auf ein Minus ein. Etwas höher als im Vorjahr, minus 881.000 Euro könnten es werden. Ein Grund sind gestiegene Personalkosten aufgrund der Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst. Außerdem hat der Stadtrat die Stellen eines Integrationsbeauftragten und eines Energiemanagers beschlossen, die allerdings erheblich gefördert werden. Aber das ist dann wieder ein anderer Topf.

Die Personalkosten sind mittlerweile auf 6,8 Millionen Euro gestiegen, 2020 waren es noch 4,7 Millionen. Haggs Erklärgrafik zeigt, womit die Kommunen landauf, landab zu kämpfen haben: Kindergartenbetreuung ab dem zweiten Lebensjahr und Ganztagsbetreuung kosten eine Menge Geld, die Löhne und Gehälter im Bereich »Kinder-, Jugend- und Familienhilfe« belaufen sich auf mehr als 2,5 Millionen Euro, deutlich mehr als für die Verwaltung selbst mit rund 1,7 Millionen Euro. Und »den Bauhof muss man mittlerweile in der Grafik mit der Lupe suchen«, sagte Hagg.

Weil die Ergebnisse in den vergangenen fünf Jahren durchweg positiv waren, können Hagg und auch die Kommunalaufsicht mit dem - hoffentlich - einmaligen Minus leben. Auch weil in der Rechnung eine gute Million Euro für den Erhalt des städtischen Betongolds steckt. »Das können wir uns mit unseren Rücklagen leisten«, meinte der Herr der Kassen.

Verschuldung wird steigen

Trotz Zurückhaltung bei den Investitionen muss Hagg rund 3 Millionen Euro aufbringen, entweder über Kredite oder von den Bankkonten. Über die Details oder den Mix aus Liquiditätsab- und Schuldenaufbau wird der Gemeinderat noch entscheiden. Die Fraktionen werden jetzt über das Zahlenwerk grübeln, der neue Haushalt soll am 23. Januar beraten und gegebenenfalls verabschiedet werden. (GEA)