SONNENBÜHL-UNDINGEN. »Was lange währt, wird endlich gut«, sagt das Sprichwort, mit dem sich auch die im Werden befindende Ortsmitte in Undingen beschreiben lässt, die jetzt für alle sichtbar richtig attraktiv wird. »Dass das eine tolle Geschichte wird«, war Bürgermeister Uwe Morgenstern »von Anfang an klar«.
Der Sonnenbühler Gemeinderat hatte lange schon den mutigen Entschluss gefasst, viel Geld für die Sanierung der historischen Zehntscheuer samt Umgebungsgestaltung im Haushalt einzustellen, was im Laufe der langen Planungsphase dann Kostensteigerungen und Debatten nach sich gezogen hat. Doch demnächst ist die Erneuerung gleich neben dem Rathaus abgeschlossen, der Bauzaun kommt weg, und am Dienstag, 29. Oktober, um 15 Uhr, wird schon mal die Übergabe gefeiert. Die eigentliche Ortsmitten-Fete soll dann in der warmen Jahreszeit mit einem Hock rund um Zehntscheuer und Rathaus folgen.
Mit Leader-Geld ermöglicht
Dass die Sanierung der Zehntscheuer mit dem Drumherum einschließlich öffentlicher Toilette mit Behinderten-WC nur mit einer Förderung aus dem europäischen Leader-Programm möglich war, betonte Morgenstern mehrfach beim Baustellenrundgang. Von den 530 000 Euro Netto-Gesamtkosten bekommt die Gemeinde 60 Prozent aus dem europäischen Fördertopf. Im Juni 2018 hatte der Förderbescheid Sonnenbühl erreicht. Darüber dürften sich die Mitglieder des Kulturvereins Zehntscheuer Undingen am meisten gefreut haben. Zur 1 200-Jahr-Feier, die war im Jahr 2006, hatte sich eine Gruppe Undinger formiert, um die Rumpelkammer vor dem endgültigen Verfall zu retten. Bis das Haus allerdings als Kultur- und Kommunikationszentrum für die Sonnenbühler genutzt werden konnte, mussten die Ehrenamtlichen oft auf die Baustelle. Unter anderem mussten aufwändige Brandschutzauflagen erfüllt werden.
Inzwischen ist das Dach neu gedeckt, mussten zudem außerplanmäßig Balken des Dachstuhls ausgetauscht werden, ist der Südgiebel mit seinem Fachwerk saniert, sind die Außenwände verputzt, steht das Fertigtoilettenhäuschen demnächst für die Öffentlichkeit nutzbar an seinem Platz in der Schießgasse. Die aus Brandschutzgründen geforderte Fluchttreppe, die aus der oberen Etage zu den Parkplätzen hinter dem Rathaus führt, steht noch aus. Die installierte Infrarotheizung sei nicht winterfetentauglich, erklärte Morgenstern beim Rundgang. Das sei auch nie so vorgesehen gewesen.
Die von Leader geforderte Barrierefreiheit im historischen Haus konnte elegant überbrückt werden. Zwar bleibt das gemütliche Oberstübchen unter dem steilen Dach in ihrer Mobilität eingeschränkten Leuten verwehrt. – »Einen Aufzug einzubauen wäre ein Riesenaufwand gewesen,« sagte Morgenstern. – Dennoch wird allen Besuchern Teilhabe ermöglicht, indem Veranstaltungen oben per Video ins nicht minder kuschelig-bäuerliche Ambiente des Erdgeschosses übertragen werden.
Standesamtliche Trauungen
Dass sich in der Zehntscheuer, ist sie erst einmal aufgeräumt und endgültig betriebsbereit, Feste feiern lassen, haben die Sonnenbühler mit Public Viewing anlässlich der Fußball-WM, Weihnachtsmarkt und auch beim Hock erprobt. Sie soll öffentlichen Veranstaltungen vorbehalten bleiben. »Vorstellbar sind hier später auch standesamtliche Trauungen«, denkt der Bürgermeister schon mal laut über einen besonderen Ort für außerordentliche Anlässe nach. »Doch das muss zuvor mit dem Landratsamt geklärt werden.«
Hatte sich die Neugestaltungsplanung der Ortsmitte hingezogen, sei es mit der Baustelle, trotz der Dachbalkenüberraschung, relativ zügig vorangegangen, betonte Morgenstern. In sechs Monaten sei das meiste fertig geworden. Noch fehlt zwar die Feuertreppe und die Außenanlagen werden im Frühjahr bepflanzt. Die Hülse für den Maibaum vor dem Südgiebel der Scheuer ist zwischen Pflastersteinen eingelassen, dort befinden sich auch die Wasser- und Stromstationen für Vereinsfeste und Märkte. Bürgermeister Morgenstern ist sich sicher: »Wenn die Zehntscheuer erst richtig genutzt werden kann, wird die Begeisterung kommen.« (GEA)