SONNENBÜHL. »Wir leben in Sonnenbühl nicht auf einer einsamen Insel«, stellte Kerstin Raach am Donnerstagabend im Sonnenbühler Gemeinderat nüchtern fest. Bezogen hatte sie diese Aussage auf die »immer angespanntere Personalsituation« in den Kinderbetreuungseinrichtungen in allen vier Gemeindeteilen. Konkret heiße das: Die Nachbesetzung offener Stellen im Kindergartenbereich werde immer schwieriger, pädagogische Zusatzkräfte für Inklusion oder Sprachförderung zu finden ebenso, betonte die Sachgebietsleiterin Kindertagesstätten.
Selbst die Ausbildungsstellen für Erzieherinnen und Erzieher wieder zu besetzen sei nicht gelungen, führte Raach in der Gemeinderatssitzung aus. »Das Fass mit dem Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung in Grundschulen ab August 2026 machen wir heute lieber gar nicht auf.« Doch das Thema stehe natürlich weiter vor der Tür. Die Kinderbetreuung entwickle sich also auch in Sonnenbühl immer mehr »zur Mangelverwaltung von Betreuungsplätzen«.
»Hohe Belastung der pädagogischen Fachkräfte - Kerstin Raach, Sachgebietsleiterin Gemeinde Sonnenbühl«
Natürlich führe der Mangel an Fachkräften zwangsläufig zu »hoher Belastung der pädagogischen Fachkräfte und zu Einschränkungen im Betrieb«, so Raach. Hinzu komme, dass die Nachfrage nach Ganztagesplätzen in Sonnenbühl weiter stark ansteige – innerhalb der vergangenen drei Jahre sind Familien mit 51 Kindern im Kindergartenalter zugezogen. »Aktuell können wir diesen Bedarf nicht ausreichend bedienen.« Eine Maßnahme hat der Gemeinderat aber beschlossen: Das bisherige Betreuungsmodell A mit Vor- und Nachmittagsbetreuung wird in ein verkürztes Sechs-Stundenmodell zwischen 7 und 13 Uhr (ohne Mittagessen) umgewandelt.
Hiermit werde der Rechtsanspruch auf Kindergartenplätze erfüllt und das Personal könne effektiv eingesetzt werden. Außerdem soll geprüft werden, ob im Ortsteil Genkingen ein Neu- oder Anbau an das Kinderhaus Mäusenest für drei Kindergruppen möglich sei. Alternativ soll die Sanierung des Kindergartens Regenbogen untersucht und die dafür notwendigen Kosten ermittelt werden.
»Kostendeckungsgrad von nur knapp 9 Prozent - Kämmerer Sebastian Herrmann«
All das muss natürlich finanziert werden. Mit Geld, das die Gemeinde irgendwie aufbringen muss, wie Kämmerer Sebastian Herrmann während der Gemeinderatssitzung ausführte. Bislang habe sich ein Kostendeckungsgrad durch die Elternbeiträge von maximal knapp 9 Prozent ergeben.
Die Empfehlung der kommunalen Landesverbände wie auch der Kirchen, einen Kostendeckungsgrad von 20 Prozent anzustreben, wird in Sonnenbühl nicht verfolgt. 15 Prozent lautete bei einer Gegenstimme der Beschluss des Sonnenbühler Gemeinderats – wobei laut Herrmann ein Kostendeckungsgrad von 10 bis 12 Prozent eher realistisch sei. Weil nun mal nicht alle Kindergartenplätze vom ersten bis zum letzten Tag eines Kindergartenjahres belegt seien.
Aber: Durch die zu erwartende höhere Kostendeckung seien Mehreinnahmen von 100 000 Euro zu erwarten. Dieser Betrag müsse dann nicht aus allgemeinen Steuermitteln wie der Grund- und Gewerbesteuer gedeckt werden, so der Kämmerer. »Der tatsächliche Kostendeckungsgrad kann aber erst in der Nachbetrachtung genau ermittelt werden«, schlussfolgerte der Diplom-Finanzwirt.
Aus dem Rund des Gemeinderats heraus wurde zwar die »überdurchschnittliche Qualität der Kinderbetreuung in Sonnenbühl« betont. Gleichzeitig kam aber auch Kritik am Zuschuss des Landes auf. Der Betrag sei einfach zu gering – die Frage, wie die Kinderbetreuung in Zukunft von den Kommunen weiter finanziert werden soll, hänge wie ein Damoklesschwert über allen.
Wolfgang Aierstock fand allerdings angesichts von rund 40 Zuhörerinnen und Zuhörern im Undinger Rathaussaal doch noch etwas Positives an dem Thema: "Es ist heute eine Win-win-Situation, dass so viele Besucher da sind.. Die Bevölkerung könne dann mal selbst sehen, mit welchen Problemen die Gemeinde in der Kinderbetreuung zu kämpfen hat. Ablesbar sei daraus, "dass wir nicht aus Lust und Laune Gebühren erhöhen", so Wolfgang Aierstock. (GEA)