ENGSTINGEN. Seit nunmehr 23 Jahren gibt es die Künstlergemeinschaft Atelier32 – Verein für Kunst und Kultur e.V. in Engstingen-Haid, die derzeit aus acht bildenden Künstlerinnen und Künstlern, der Marionettenbühne Kassandra und dem Kunsthistoriker Clemens Ottnad besteht. Das Atelierhaus bietet vielfältige räumliche Möglichkeiten für Ausstellungen, Workshops für Jugendliche und Erwachsenenbildung, aber natürlich stellt es in erster Linie Arbeits- und Lagerräume für die jeweils aktiven Künstler zur Verfügung. Und viele Kunstfreunde nutzen am Sonntagnachmittag gerne die Gelegenheit, sich in diesen unterschiedlichsten Kreativitätszentralen umzusehen und einen Einblick in die Arbeit der Künstler zu erhalten.
Für Clemens Ottnad, Kunsthistoriker und Geschäftsführer des Künstlerbundes Baden-Württemberg (Stuttgart), war es wahrscheinlich gar nicht so leicht, die erfreulich große Besuchermenge durch die Treppenhäuser und engen Flure zu den einzelnen Ateliers zu lotsen. Er ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen und stellte die einzelnen Künstler und deren Werke und Arbeitsweisen mit der Kompetenz eines studierten und versierten Kunstkenners vor. »Besser hätte ich es nicht formulieren können«, sagte beispielsweise Susanne Michel anerkennend, nachdem Ottnad anschaulich geschildert hatte, wie sie ihre Kunstwerke unter anderem aus Naturfundstücken und Papier (gerne altem, das selbst bereits Geschichten erzählt) gestaltet.
Acht Künstler und ein Märchen
Insgesamt öffneten acht Künstler an diesem Nachmittag ihre Ateliers: Peter Barth (Zeichnung), Eva Doelker-Heim (Malerei, Objekt), Astrid Hille (Malerei, Installation), Carmen Kübler (Mixed Media), Ramona Meissner (Malerei), Susanne Michel (Zeichnung), Antonio Robinia (Malerei) und Christa Schäfer (Ton, Porzellan). Auch die Marionettenbühne Kassandra, die aus zehn Frauen besteht, hat ihre Arbeitsräume im Atelier32, wo alle ihre farbenprächtigen Marionetten und Kulissen selbst angefertigt werden.
Zur Freude nicht nur der vielen Kinder im Publikum präsentierten die Puppenspielerinnen, unterstützt von einer Märchenerzählerin und einer Live-Musikerin, in zwei Vorstellungen das orientalische Märchen »Ali und das Allem Kallem Zauberspiel«. Um die Prinzessin des Landes heiraten zu können, erlernt der Straßenfeger Ali darin das Zaubern von einem bösen Dschinn und liefert sich mit diesem am Ende ein Zauberduell, das verblüffenderweise einer ähnlichen Auseinandersetzung zwischen Meister und Schüler in Otfried Preußlers Jugendroman »Krabat« gleicht. So vereinen sich sorbische Sage und orientalisches Märchen zu einem Kunstwerk, wie in den anderen Ateliers Naturpigmente und Leinwand zu abstrakten Bildern, alte Fotos, Wasser und Farben zu Gemälden oder handgetöpferte Schalen und zahlreiche einzeln aufgetragene Stoffschichten zu Objektkunst.
Am Ende konnten die Besucher voll neuer, spannender Eindrücke nach Hause gehen – und gestärkt noch dazu, denn mit einem guten Dutzend hausgebackener Kuchen, Kaffee und kalten Getränken hatten die Veranstalter auch für das leibliche Wohl bestens gesorgt. (GEA)