ST. JOHANN-WÜRTINGEN. Betreutes Wohnen und Tagespflege: So ist das Planungskonzept überschrieben, das Architekt Ingo Horvath und Projektentwickler Jannis Rotar vom Reutlinger Architekturbüro Dreher + Horvath gemeinsam mit dem Bauherrn Gangolf Foditsch nun im Gemeinderat vorstellten. Foditsch betreibt bereits ein Altenpflegeheim in Würtingen, mit Kauf und Bebauung des Farrenstall-Areals auf der gegenüberliegenden Straßenseite sollen neue Wohn- und Betreuungsangebote für Senioren entstehen.
Bereits vor einem Jahr hatte Foditsch seine Pläne in Grundzügen vorgestellt - damals noch in Konkurrenz zu einem Konzept der Geschwister Sonja und Stefan Döhler, die sich ebenfalls um das 2.100 Quadratmeter Areal beworben hatten. Anders als Foditsch hätten sie auf dem Grundstück gerne ein Projekt realisiert, das zukunftsweisende Wohnformen nicht nur für Ältere, sondern für Menschen in allen Lebensphasen bietet und mit Einheiten für verschiedene Dienstleistungen kombiniert.
Im Juni vergangenen Jahres fiel dann die Entscheidung: Der Gemeinderat erteilte Foditsch den Zuschlag. Seitdem haben Bauherr und Architekturbüro ihre Pläne weiter vertieft - und in einem zentralen Punkt auch grundlegend verändert. Die Bestandsgebäude - Farrenstall und Lagerhaus - werden nicht wie ursprünglich geplant abgerissen und durch Flachdachneubauten ersetzt. Sie bleiben in ihrer alten Kubatur erhalten, wie Architekt Ingo Horvath erläuterte. Viel mehr als die äußere Hülle wird allerdings nicht stehen bleiben: Innen werden die Gebäude komplett entkernt, energetisch auf Stand gebracht und räumlich völlig neu aufgeteilt.
Auch die Fassaden werden von allen Seiten einen ganz anderen Eindruck machen als bisher. Die großen Dachvorsprünge, wie sie für landwirtschaftlich genutzte Gebäude typisch sind, sollen verschwinden. Stattdessen werden Gauben und Balkone das »neue Gesicht« (Horvath) der Bauten prägen. Das bringt den Menschen, die künftig hier wohnen sollen, auch mehr Lebensqualität.
26 kleine Apartments und ein Tagespflege-Bereich
Apartments für Senioren, die grundsätzlich noch selbstständig leben, aber auf etwas Hilfe im Alltag angewiesen sind, sollen vor allem im ehemaligen Farrenstall entstehen. Sie sind, wie Rotar erläuterte, rund 35 bis 40 Quadratmeter groß und alle mit eigenem Bad und Küche ausgestattet. So sollen die künftigen Bewohner selbst entscheiden können, inwieweit sie sich noch selbst versorgen oder den Essens-Service und weitere Hilfsangebote des benachbarten Pflegeheims in Anspruch nehmen möchten.
Auch in einem Teil des Lagerhauses werden Apartments entstehen. Allerdings sind es in Summe nicht wie im ersten Entwurf geplant 39, sondern insgesamt nur noch 26 kleine Wohnungen. Dafür werden das Erdgeschoss des Lagerhauses sowie ein neuer Zwischenbau, der die beiden großen Gebäude verbindet, für ein weiteres Angebot genutzt: Auf einer Fläche von rund 300 Quadratmetern will Foditsch einen Tagespflege-Bereich schaffen, in dem bis zu 20 Menschen Platz finden.
Lob aus dem Gemeinderat für den Erhalt des dörflichen Erscheinungsbilds
Der Gemeinderat war angetan von den vorgestellten Plänen - auch, weil der Ausschuss »Neue Wohnformen« sich grundsätzlich dafür ausgesprochen hatte, dass der dörfliche Charakter auch bei einer Neuordnung des Farrenstall-Areals grundsätzlich bleibt. Mit dem Erhalt der Bestandsgebäude sehen die Räte diesen Wunsch erfüllt, wie aus etlichen Wortmeldungen hervorging. »Hut ab, genial gelöst« - so formulierte es beispielsweise Enzian Schneider.
Was den Zeitplan angeht, soll ein vorhabenbezogener Bebauungsplan dazu beitragen, dass das Projekt möglichst zügig vorankommt. So können die Planungen und das Baugenehmigungsverfahren parallel zur Aufstellung des Bebauungsplans laufen, wie Bürgermeister Florian Bauer erläuterte. (GEA)