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Aktuell Verkehr

Motorradlärm im Lautertal ist kaum auszuhalten

MÜNSINGEN-GUNDELFINGEN. Verkehrsbelastung im Lautertal nimmt zu, insbesondere der Lärm durch Motorräder sorgt für Unmut bei den Anwohnern. Gemeinsam mit der Bürgerinitiative »Verkehrsberuhigung im Biosphärengebiet« fordern sie nun wirkungsvolle Maßnahmen. Wie diese aussehen könnten, erörterten gut hundert Besucher mit dem Landtagsabgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen, Thomas Marwein, der auch Lärmschutzbeauftragter der Landesregierung ist.

Würden alle Motorradfahrer so entspannt durchs Lautertal fahren, gäbe es dort sicherlich weniger Lärmprobleme. Und weniger Prote
Würden alle Motorradfahrer so entspannt durchs Lautertal fahren, gäbe es dort sicherlich weniger Lärmprobleme. Und weniger Proteste der Anwohner obendrein. Foto: dpa
Würden alle Motorradfahrer so entspannt durchs Lautertal fahren, gäbe es dort sicherlich weniger Lärmprobleme. Und weniger Proteste der Anwohner obendrein.
Foto: dpa
Thomas Marwein sprach von einer »schwierigen Situation mit vielen Emotionen«, bei der eine verhältnismäßig kleine Anzahl von Verursachern einer Vielzahl von Betroffenen gegenüberstehe. In vielerlei Hinsicht seien jedoch Bund und Land die Hände gebunden, denn Typengenehmigung von Motorrädern sei EU-Sache, eine nationale Verschärfung der Lärmbegrenzungsvorschriften deshalb nicht möglich.

Laut bis in die Abendstunden

»Motorradlärm ist nicht nur bauartbedingt, sondern wird auch durch individuelle Fahrweise, Manipulation des Auspuffs und durch konzentriertes Auftreten bei schönem Wetter und an Wochenenden beeinflusst«, weiß Marwein. Da helfen auch die seit Anfang dieses Jahres verbesserten EU-Messvorschriften für Motorräder zur Lärmbegrenzung nicht viel. Denn ein Praxistest habe ergeben, dass Motorräder tatsächlich mehr Lärm machten, als das Genehmigungsverfahren zeige. Insbesondere lärmintensives hochtouriges Beschleunigen und straßenübliche Geschwindigkeiten mit mehr als Tempo 80 fänden in den EU-Messvorschriften keine Berücksichtigung.

Deshalb müsse die Politik an der Regelung der Schalldämpfung dran bleiben, den Motorradmarkt streng überwachen, Geräuschgrenzwerte verschärfen sowie europaweit einheitliche und praxistaugliche Kontrollmessungen vornehmen. »Auf Landesebene wird durchaus wahrgenommen, dass hier in der Region etwas läuft. Es ist erfreulich, dass sich die Bürgerinitiative gemeinsam mit den Motorradfreunden LiLa (Leise im Lautertal) dieses Themas annimmt«, führte Marwein aus. Wie groß der Unmut der Anwohner tatsächlich ist, wurde bei der anschließenden Diskussion deutlich. »Uns ist bewusst, dass die gesetzliche Grundlage schwierig ist«, räumte Heike Schmidt-Scheub aus Gomadingen, Sprecherin des Grünen-Ortsverbandes Mittlere Alb, ein. Im Sommer sei es immer laut, nicht nur an den Wochenenden, sondern auch abends. »Es kann aber nicht sein, dass ein paar wenige Motorradfahrer so viele Leute tyrannisieren.« Vergrämen könne neben Geschwindigkeitsbegrenzungen, vermehrten Kontrollen und Fahrbahnschikanen eine Maßnahme zur Verringerung des Lärms sein.

Eine Bürgerbefragung hat laut Sibylle Hölz ergeben, dass sich nicht nur Ausflügler selbst, sondern die Mehrzahl der Anwohner stark vom Lärm belästigt fühlt. »Und sie haben Angst vor einem Wertverlust ihrer Häuser direkt an der Straße. Wer hier wohnt, der leidet.« Für Sibylle Hölz und für viele Anwohner ist die Verkehrssituation im Lautertal nicht mit der Philosophie des Biosphärengebiets vereinbar.

Strafe für alle anderen

»In der Kernzone gibt es Betretungsverbote für Menschen. Und gleich wenige Meter nebenan peitscht ein hoher Lärmpegel im engen Tal hoch«, kritisierte Uthe Scheckel aus Seeburg. Manfred Äugle aus Gundelfingen sprach von einem »Tribünenplatz« am Ortsrand von Gundelfingen und von einer »unzumutbaren Belastung von April bis Oktober«. Lob gab es von ihm für die Polizei: »Wenn sie regelmäßig kontrolliert, haben wir wenigstens zwei Stunden lang Ruhe im Tal.« Er sieht in einer Begrenzung auf Tempo 80 eine geeignete Methode, dieser Vorschlag kam jedoch nicht bei allen Einheimischen an: »Das ist eine Strafe für diejenigen, die jeden Tag die Strecke fahren müssen«, meinte Frank Siefert und forderte ein konsequenteres Vorgehen gegen rasende Motorradfahrer. Marwein schlug vor, das Problem über die Tourismusschiene anzugehen und Leitpfostenzählgeräte sowie Motorrad-Displayanzeigen aufzustellen. Landtagsabgeordneter Thomas Poreski versprach, beim Regierungspräsidium wegen einer Geschwindigkeitsbegrenzung vorzusprechen, außerdem will er klären, ob die Gesetzgebung eine Lärmmessung an bestimmten Spitzentagen statt lediglich im Durchschnitt hergibt.

Zwei anwesende Kreisräte der Grünen wollen das Problem im Kreistag vorbringen und nachfragen, welche Maßnahmen möglich sind. »Dieser Abend hat gezeigt, dass das Thema bei den Leuten drin ist«, fasste Rudolf Teuffel zusammen. (GEA)