ENINGEN. Es war der erste Neujahresempfang des Bürgermeisters Eric Sindek in Eningen unter Achalm. Nun, zumindest im Bürgermeisteramt. In seiner Heimatgemeinde saß er schon im Gemeinderat und steht diesem seit vergangenem Juni auch vor. Und da er sein Eningen gut kennt, konnte niemand daran zweifeln, als er verkündete, die HAP-Grieshaber-Halle »noch nie so voll« gesehen zu haben. Als kaum noch Platz war, wurde kurzerhand die Empore geöffnet.
Es gab viel zu erzählen an diesem blau-kalten Sonntagmorgen. Sindek begrüßte den Bundestagsabgeordneten aus dem Wahlkreis Reutlingen, Pascal Kober (FDP) sowie den Landtagsabgeordneten Manuel Hailfinger (CDU), der für seinen Wahlkreis Hechingen-Münsingen in Stuttgart Politik macht. Wenngleich der nahbare Bürgermeister nicht jeden Menschen im Saal persönlich begrüßen konnte – die Reue darüber wirkte echt – bemühte er sich, jeden Verein und jede Organisation mit offenen Armen zu empfangen.
Ohne lange um den heißen Brei herumzureden, präsentierte Bürgermeister Sindek in seiner Neujahrsansprache souverän die wichtigsten Zahlen und Projekte, die in diesem Jahr – das er als »Jahr der Konzepte« bezeichnete – für die Gemeinde relevant sein werden.
So wird der Aufenthaltspunkt um das Viscope-Fernrohr auf dem Eninger Bürzlenberg mit einem Grill noch besuchens- und verweilenswerter gemacht. Die Kosten dafür werden jedoch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein, denn mit rund 35,2 Millionen Euro wird in diesem Jahr »der größte Haushalt, den wir je beschlossen haben« alle bisherigen Rekorde in der Achalmgemeinde sprengen. »Für die Aufgaben, die von Bund und Land kommen, braucht’s eben Geld«, sagte Sindek. »Wir sind immer auf Zuwendungen bei diesen wachsenden Aufgaben angewiesen«, wandte sich der Bürgermeister direkt an die anwesenden Abgeordneten von Bund und Land.
Geringe Pro-Kopf-Verschuldung
Trotz eines Defizits von 2,8 Millionen Euro im Ergebnishaushalt »stehen wir finanziell gut da«, versicherte Sindek. Die Pro-Kopf-Verschuldung der Eninger betrage gegenwärtig nur 25 Cent – im Gegensatz zu 1.408 Euro pro Kopf im Landesvergleich. Dabei machte er den versammelten Bürgern jedoch keine Illusionen: »Wir werden dieses Jahr wieder ein Defizit erwirtschaften.«
Es herrsche viel Investitionsbedarf, mit über 13 Millionen Euro rechnet die Gemeinde in diesem Jahr. Mit dem Geld soll der Bebauungsplan des Gewerbe-gebiets Kugeläcker umgesetzt und ein Bebauungsplan für das Areal um die Alte Weberei erstellt, die Innenraumnachverdichtung in Eningen für mehr Wohnraum vorangetrieben und nicht zuletzt die Projekte der neuen Ortsmitte realisiert werden. »Wir haben hier viel Potenzial, denn wenn man ehrlich ist, haben wir momentan gar keine Ortsmitte«, gibt Sindek zu.
Ebenso spielt der Katastrophenschutz eine bedeutende Rolle: Neben einem neuen Löschfahrzeug, investiert die Gemeinde in zwei Planennotdächer sowie Sirenen und Stromaggregate. Zudem fließt Geld in Bildungseinrichtungen, Radweg- und Parkraum-Konzepte und die Energiewende – Modernisierungsbedarf sieht der junge Bürgermeister in vielen Bereichen. Gegen Ende warnte Sindek mit Blick auf die anstehenden Europawahlen noch eindringlich: »Geht wählen und wählt keine Faschisten.« Nur durch Europa seien Deutschland – und damit auch Eningen – so stark. Der tosende Applaus lässt auf eine hohe Wahlbeteiligung hoffen.
Neben den Blutspendern und Sportlern wurde auch das ehrenamtliche Engagement honoriert. Das Team um den Bürgerauto-Service wurde dabei ausgezeichnet, ebenso wie der Arbeitskreis Asyl, der Menschen mit Migrationshintergrund bei der Integration hilft. Thomas Wagner wurde für sein Engagement als Finanz-referent des TSV Eningen öffentlich gedankt, so wie auch Karin Kapitel, die seit Jahrzehnten die Narrenzunft der Häbles-Wetzer prägt.
Musikalisch begleitet wurde der Neujahrsempfang vom Eninger Schlagzeuger Harald Wester mit Band, die sich an schwer zu performenden Songs von Mariah Carey und Lady Gaga versuchten – und brillierten. Aber keine Performance erntete mehr Applaus als die abschließende Darbietung des Songs »Anders sein«, die die Band zusammen mit dem Team inklusiv und dem Gesangverein Eningen aufführte. »Inklusion geht alle an«, sagte Sindek. »Wir sind auch als Gemeinde bestrebt, die Barrieren im Alltag abzubauen.« Dass das nicht nur leere Worthülsen waren, merkte man, als schließlich inklusionsbedüftige Menschen mit auf der Bühne standen und der ganze Saal aus vollen Kehlen »Wir gehör’n zusammen und sind nicht allein« sangen. (GEA)