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Aktuell Genussweg

Mit allen Sinnen genießen: Aktionstag in Erpfingen

Lebensmittel und mehr: Erpfingen zeigt sich von seiner vielfältigen Seite im Ort und drumherum. Bis 10. November ist der sieben Kilometer lange Genussweg mit 14 Stationen geöffnet.

Klein und doch so fein: Gärnter Benedikt Schmid präsentiert den Knollen-Ziest, der erstmals angebaut wurde.
Klein und doch so fein: Gärnter Benedikt Schmid präsentiert den Knollen-Ziest, der erstmals angebaut wurde. Foto: Kirsten Oechsner
Klein und doch so fein: Gärnter Benedikt Schmid präsentiert den Knollen-Ziest, der erstmals angebaut wurde.
Foto: Kirsten Oechsner

SONNENBÜHL-ERPFINGEN. Von wegen karge Schwäbische Alb: Auch wenn es dort oben bekanntlich einen Kittel kälter ist, wächst und gedeiht es auf den Feldern und Wiesen. Und das über das vermeintlich Normale hinaus, weil Produzenten mutig und innovativ sind: Linsen, Safran und nun auch der Knollen-Ziest gehören unter den Lebensmitteln zu Besonderheiten – in und um Erpfingen wachsen sie. Der Knollen-Ziest, der in Fachkreisen auch chinesische Artischocke genannt wird, wächst nur noch vereinzelt in Frankreich und der Schweiz: »Im Geschmack ähnelt er dem Topinambur«, weiß Benedikt Schmid, der beim Biolandbetrieb Werner als Gärtner arbeitet.

Er hat auch gleich Zubereitungstipps parat: Einfach in Butter anbraten oder wie Trüffel über die Speisen reiben. Ähnlich hochpreisig ist das Gewächs auch, wie Schmid weiß. Die Gärtnerei Werner hat den Versuch des Anbaus in enger Zusammenarbeit mit Spitzenkoch Gerd Windhösel gewagt, die Premieren-Ernte fällt zufriedenstellend aus – beim gestrigen Genuss-Aktionstag in Erpfingen war das winzig kleine, aber edle Produkt sehr gefragt: Benedikt Schmid gab gerne Auskunft über diese alte Sorte.

Sieben Kilometer lang

Windhösel ist’s auch, der die Spitzenprodukte seiner Heimatregion in Szene setzten möchte und den Genussweg initiiert hat: Der führt bis Sonntag, 10. November, über sieben Kilometer hinweg, an der Strecke liegen unzählige Genusswirte und 14 Stationen, an denen etwas erlebt oder bestaunt werden kann. Da passieren die Wanderer Ziegenweiden und Bienenstände, laufen durch Streuobstwiesen und an Versuchsfeldern vorbei, im Kurgarten duften die Kräuter und auf weiter Flur wachsen selten gewordene Älbler Heckenfrüchte wie Schlehe, Kornelkirsche und Ziebart.

Am Aktionstag gab's nun zusätzliche Angebote, die Lust auf mehr machen sollen – ein Wiederkommen lohnt sich. Denn auf dem eigens von Frank Bahnmüller angelegten Safranfeld bei der Erpftalhalle wird sich, so seine Hoffnung, in etwas einer Woche etwas tun und werden die Blüten zu sehen sein: »Jetzt muss nur das Wetter besser werden«, erklärt er. Das zeigte sich zunächst von seiner typischen Albler-Seite: Bewölkt war’s und ziemlich kalt bei gerade Mal sechs Grad um 11 Uhr. Aber die Erpfinger nahmen’s gelassen hin: »Da sind wir mal unter uns«, meinte Gisela Maier lachend. »Es ist schön, wenn wir füreinander Zeit haben.« Dennoch blieb sie nicht lange in der Ortsmitte, sondern machte sich gemeinsam mit Helga Bez auf den Genussweg: »Wir schauen vor Ort, ob alles läuft«, erklären die beiden Helferinnen. 

Rund 30 geschmnückte Trecker warane in Erpfingen unterwegs
Rund 30 geschmnückte Trecker warane in Erpfingen unterwegs Foto: Kirsten Oechsner
Rund 30 geschmnückte Trecker warane in Erpfingen unterwegs
Foto: Kirsten Oechsner

Rote und Currywurst

Unterwegs trafen sie auf viele Mitbürger aus dem Ort und den umliegenden Gemeinden, die sich zum Teil in großen Gruppen zunächst auf den Genussweg gemacht hatten und sich später gemütlich in der Ortsmitte niederließen. Beim Sportverein gab’s aus der Bushaltestelle heraus Rote und Currywurst, das italienische Lokal La Massimo bot kleine Pizette an, den Teig warf Marco Contino formvollendet in die Luft und der Tierschutzverein bot knallbunte, selbst gemachte Limonade an. Auch das Backhaus war angeheizt, Backfrau Martha Schweikardt schob einen Zwiebelkuchen nach dem anderen in den Ofen, hergestellt hatte ihn Bäcker Michael Haug.

Kein Fest im Herbst ohne Zwetschgenkuchen: Auch beim Aktionstag durfte die leckere Köstlichkeit nicht fehlen
Kein Fest im Herbst ohne Zwetschgenkuchen: Auch beim Aktionstag durfte die leckere Köstlichkeit nicht fehlen Foto: Kirsten Oechsner
Kein Fest im Herbst ohne Zwetschgenkuchen: Auch beim Aktionstag durfte die leckere Köstlichkeit nicht fehlen
Foto: Kirsten Oechsner

Zu tun gab’s letztlich doch viel und die Erpfinger blieben nicht lange unter sich: Sobald der Himmel etwas aufriss, kamen die Ausflügler ins Albdorf. Als solche bezeichnet sich ein Ehepaar aus dem Sauerland schon lange nicht mehr: 17. Mal waren die beiden bereits in der Sonnenmatte im Urlaub und haben viel erlebt. Genussweg und Aktionstag finden die beiden klasse, aber eines betonen sie und beißen herzhaft in ihren Zwiebelkuchen: »Jeder Urlaubstag ist ein Genuss.«

Zusammenarbeit vieler Kräfte

Viele Kräfte wirken dabei zusammen, wie Gerd Windhösel erklärt: »Wir haben hier noch eine vielfältige Gastronomie und Produzenten, aktive Vereine und eine schöne Landschaft.« Alle miteinander habe es seiner Ansicht nach verdient, mit dem Genussweg und dem Aktionstag gewürdigt zu werden: »Diese Vielfältigkeit gibt es sonst in dieser Dichte nicht«, ist der Hirsch-Wirt überzeugt, die Safran-Produktion sei sogar einmalig. »Und wo gibt es denn sonst die Möglichkeit, auf freiem Feld eine Kürbissuppe zu essen.« Ebenfalls unter freiem Himmel wurde den Besuchern ein Safran-Risotto kredenzt: »Die Grundzutaten sind aus der Region«, so Windhösel, in dessen Pop-Up-Biergarten unter anderem ein Hirschburger aus pulled Pork angeboten wurde. Die edlen Weine waren indes weniger gefragt, wärmende Getränke wie Tee oder Kaffee jedoch eher. Oder, wie es eine Gruppe Jung-Senioren ankündigte: »Wir laufen zuerst und dann haben wir sicher Durst.«

Bis Sonntag, 10. November kann in und um Erpfingen mit allen Sinnen genossen werden: »Der Genussweg ist ganzheitlich angelegt«, unterstreicht Initiator Windhösel, denn Genuss sei vielfältig und beschränke sich nicht auf die Kulinarik – die Landschaft zu erleben sei ebenso ein Genuss wie der Korso mit geschmückten Traktoren. (GEA)