Mehrstetter Künstler will »Lächeln des Landkreises Reutlingen« erschaffen

KREIS REUTLINGEN/MEHRSTETTEN. »Kunst und Kultur sind Bindemittel für die Gesellschaft.« Das ist ein Satz, den Reutlingens Landrat Dr. Ulrich Fiedler bei Anlässen wie beispielsweise Ausstellungseröffnungen immer wieder sagt – und auch so meint. Im ganz konkreten Sinne bewahrheitet er sich nun in Gestalt eines Projekts anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Landkreises Reutlingen. Gemeinsam mit dem Mehrstetter Foto- und Multimedia-Künstler Wolf Nkole Helzle lädt der Kreis alle Bürgerinnen und Bürger ein, Teil eines Kunstwerks zu werden, das die Identifikation der Menschen mit dem Landkreis, in dem sie leben, stärken soll.

Einen Titel hat das Bild schon: Es heißt »Der Landkreis lächelt«. Entstehen wird es nach und nach – und wie es letztlich aussieht, hängt allein von denjenigen ab, die sich daran beteiligen. Wolf Helzle ist bekannt durch seine ganz eigene Arbeitsweise: Er überlagert Hunderte Porträtfotos in »hochtransparenter Schichtung«, wie er erklärt. Dafür hat er sogar eine eigene Software entwickelt. Aus vielen Gesichtern ergibt sich so ein einziges: Das Einzel- geht im Kollektivporträt auf, das sich als »das« Gesicht eines bestimmten Landes, einer Firmenbelegschaft oder eben eines Landkreises herauskristallisiert. »Inzwischen konnte ich über 60 000 Porträts sammeln, in 32 Ländern auf vier Kontinenten«, berichtet der Künstler. Seine Arbeiten sind im Internet unter www.faces-of-humankind.org zu sehen.

Für sein Kreis-Projekt wird er sein mobiles Fotostudio an mehreren Orten aufschlagen, um möglichst viele Bewohnerinnen und Bewohner des Landkreises Reutlingen zu erreichen und ihre Porträts zu sammeln. Start ist am Sonntag, 18. Juni, beim Tag der Kreisgeschichte (siehe Info-Box). Danach reist Helzle in fünf weitere Städte im Landkreis.

Mindestens tausend Gesichter hofft er, zu einem Kreis-Gesicht verschmelzen lassen zu können. Gefragt sind alle – Senioren und Junioren, Erwachsene, Jugendliche und Kinder jeden Alters und Geschlechts. Eben alle, die den Landkreis zu dem machen, was er ist. Einzelne Besucher sind genauso willkommen wie Gruppen aller Art, zum Beispiel Kirchengemeinden, Hausgemeinschaften, Mitglieder eines Gemeinderats, Kolleginnen und Kollegen einer Firma, Vereine oder andere Einrichtungen.

Es dauert nur eine Minute

Wer dabei sein möchte, kann an einem der Termine im mobilen Studio Platz nehmen. Das ist im Vorbeigehen oder in der Mittagspause möglich und kostet weder Geld noch viel Zeit. Wie lange man für ein Foto Modell sitzen muss? »Eine Minute«, sagt Helzle, der nur ein einziges Mal auf den Auslöser drückt. Die Idee dahinter: »Das Bild zeigt die Qualität der Begegnung, das ist das Wesentliche. Wenn ich nicht jeden fotografieren, sondern bitten würde, auf den Selbstauslöser zu drücken, wäre das Ergebnis ein ganz anderes.« Dieser menschliche Moment, wenn sich Fotograf und Modell gegenüber sitzen, wird offenbar überall auf der Welt gleich empfunden – auch in Kulturen, die im Ruf stehen, Menschen mit Kameras zunächst mit Misstrauen zu begegnen. »Die Einladung, einfach zu kommen und Teil von etwas Ganzem zu sein, wird überall verstanden«, schildert Helzle seine Erfahrungen aus inzwischen 25 Jahren.

Öffentlich enthüllt wird das Kunstwerk anlässlich der Kunst- und Kulturmesse des Landkreises Reutlingen am 21. Oktober im Achalm-Hof in Reutlingen. Darüber hinaus erhalten alle Teilnehmenden zum Dank Ende 2023 eine Postkarte mit dem Kunstwerk, dem Gesicht des Landkreises. (pm/ma)