SONNENBÜHL. Der Hohfleck ist Anziehungspunkt. Auch für Teile der SPD-Landtagsfraktion, die auf der Alb Station machte und sich eben auch über den Windpark-Standort in Sonnenbühl, den ersten neuen im Landkreis Reutlingen, informierte, an dem die Vorarbeiten schon Anfang des Jahres begonnen haben. Über Sonnenbühls zweithöchste Erhebung führten sie Stefan Mauser vom Projektentwickler Sowitec, Förster Andreas Hipp und Bürgermeister Uwe Morgenstern.
Das war 2011 völlig neu, dass Windräder im Wald gebaut werden. Entsprechend lang zog sich der Prozess hin, auch weil der Denkmalschutz wegen Schloss Lichtenstein ein Veto gegen den Windpark-Standort Hohfleck einlegte. Der Projektentwickler Sowitec hat am Vorhaben festgehalten, nicht zuletzt sollen die von sieben auf fünf Anlagen reduzierten Windräder sich auf Heimatgemarkung der Firma drehen. Der Sonnenbühler Gemeinderat, berichtet Bürgermeister Uwe Morgenstern den Landes-SPD-Mitgliedern, sei von anfang an offen gewesen, 2013 stimmte er dem Bau eines 140 Meter hohen Windmessmastes zu. Kritik habe es gegeben, sie habe aber nicht so hohe Wellen geschlagen, wie sie es schließlich bis zuletzt taten. Nach mehreren Gerichtsverfahren und der Erteilung der Genehmigung für den Bau klagte noch eine Naturschutzinitiative, deren Klage im Dezember 2022 vom Verwaltungsgerichtshof Mannheim abgewiesen wurde.
Massig volle Ordner
Der gesamte Prozess hat zig Ordner gefüllt, »der Dachboden ist voll, 50 bis 60 Ordner« gefüllt mit Dokumenten & Co., sagt Stefan Mauser. Was die SPDler davon mitnehmen? Dass man auf Verfahrensvereinfachung drängen muss. Dass Bürokratie abgebaut werden muss. Dass Unterlagen digital eingereicht werden können, statt alles auf Papier in zigfacher Ausfertigen vorzulegen. Und natürlich müsse man schauen, dass man Windparks so naturverträglich wie möglich gestaltet, sagen die Politiker aus Stuttgart.
Auch nach Beteiligungsmöglichkeiten fragten die Gäste. Die werde es geben, sagt Mauser, »wir wissen aber noch nicht, wie sie ausgestaltet werden«. Für die Gemeinde immerhin kommen Pachteinnahmen in die Kasse, und dieses Geld kommt wiederum allen Bürgern zugute.
Wie viel eigentlich so ein Windrad kostet? »Fünf Millionen Euro«, sagt Mauser. Fünf davon werden auf dem Hohfleck Strom erzeugen, vier im Gemeindewald, eines im Staatsforst. Zum Thema Naturverträglichkeit konnte Förster Andreas Hipp Auskunft geben. Man müsse den Eingriff in den Wald minimieren, ein Windrad auf dem Acker sei einfacher zu realisieren. Aber der Windradbau im Forst ist mit hohen Auflagen belegt, er erläuterte die Ausgleichsmaßnahmen und Aufforstung.
Die Hohfleck-Windräder sind nicht die größten, die es mittlerweile gibt, auch das ist dem langen Verfahren geschuldet. Sie haben 150 Meter Rotordurchmesser, sind 123 Meter hoch und haben eine Leistung von 4,2 Megawatt, versorgen 10.000 Haushalte mit Strom. »Heute wäre ein Typ gewählt worden, der 50 Meter höher wäre«, sagt Mauser. Auch der Abstand zu den nächsten Wohnhäusern interessierte: Er beträgt 2.500 Meter, »ein unschlagbares Argument« für den Standort, sagt Morgenstern.
Apropos Genehmigungsverfahren: Auch für den Schwerlastverkehr sind sie länger geworden. Den Transport der Windrad-Bauteile und die Zufahrt plant der Hersteller, Sowitec ist Bauherr. Die Fertigstellung ist fürs erste Quartal 2025 geplant. Der Wegebau startet Ende September und wird noch bis 2024 dauern. Auch hierbei ist viel Bürokratie im Spiel – was Schürfungen oder Bodenschutzgutachten betrifft. »Das kostet Zeit und Geld«, sagt Mauser. Was er sich wünschen würde? »Die Ordner digital abzugeben.«
Verfahren vereinfachen
Bürgermeister Uwe Morgenstern bekräftigt das. »Genehmigungsverfahren müssen schneller gehen. Und eine Erleichterung muss dauerhaft rechtssicher und verlässlich sein.« Und auch Andreas Hipp kritisiert: »Elf Jahre Vorlauf hatte das Projekt, und dann sollten die Rodungen und Ausgleichsmaßnahmen in kurzer Zeit passieren.« Drei Tage vor dem Schmotzigen kam die Genehmigung für die Rodungen am Hohfleck – und die mussten bis Ende Februar abgeschlossen sein – also vom 16. bis 28. Februar, in noch nicht einmal 14 Tagen. Eine kleine Verlängerung von drei Tagen wurde genehmigt.
Noch ist Luft nach oben beim Windkraftausbau im Land. »Wir wissen von 43 Anlagen im Genehmigungsverfahren«, sagt Katrin Steinhülb-Joos, schulpolitische Sprecherin. »Uns ist das Thema wichtig, zu erfahren, wo es hakt, und wir nehmen Ihre Erfahrungen mit«, sagt Gernot Gruber, Sprecher für Energie- und Klimaschutz. (cofi)