SONNENBÜHL. Seit er das alte Schulhaus in Sonnenbühl 2012 erworben hat, hat Johann Hölz das Gebäude zu einem Hotspot für Künstler aus der Region gemacht. Selbst nach Ausstellungswilligen suchen muss der 73-Jährige nicht mehr. Es hat sich längst herumgesprochen, dass es die Galerie-Räume im ersten Stock gibt, und die Ausstellungen auch rege Besucher anziehen. Schon 2013 hatte Hölz das Haus für eine erste Ausstellung geöffnet, damals, es war November, befand es sich noch im unrenovierten Zustand. Heute, zehn Jahre später, ist die Galerie in der heimischen Kunstszene gefragt. Die Warteliste ist gut gefüllt.
Während Johann Hölz das Jahr über Malern und Bildhauern Raum zum Ausstellen ihrer Bilder und Objekte bietet, ist er - wie schon vor zehn Jahren - in der aktuellen Schau mal wieder selbst mit einigen seiner Motive vertreten, darunter natürlich eines, das er zigfach aus verschiedenen Perspektiven und zu allen unterschiedlichen Jahreszeiten auf die Leinwand gebannt hat: das Schloss Lichtenstein. In einer Version leuchtet der Grafensitz ganz in Gold. Passt gut zum Motto »Bilder erzählen Geschichten«. Sie erzählen natürlich auch die Geschichte vom Kunsthaus und von einem einzigartigen Projekt, das Johann Hölz begonnen hat, das er weiterführen will und in dem er im eigenen Atelier unermüdlich arbeitet.
Neben dem Lichtenstein sind außerdem viele der Motive zu sehen, die die beiden Auflagen der 2024er-Kalender von Johann Hölz zieren: Es sind Motive aus aller Welt unter dem Titel »In die Ferne schweifen ... und doch so nah ...« sowie Ansichten von Hölz' Heimat: »Über die Alb«. Hier ist er verwurzelt, geboren in Eglingen, er lebt seit 50 Jahren in Trochtelfingen und hat sich einen Traum mit dem Kunsthaus Alte Schule in Sonnenbühl-Undingen erfüllt.

Bei der Ausstellung, die am Sonntag, 10. September, beginnt, kommt posthum noch einmal ein Trochtelfinger Künstler zu Ehren. Siegfried Hauser war von 1968 bis 1996 Kunstlehrer in Trochtelfingen. Nach seiner Pensionierung widmete er sich intensiv der Malerei. Seine Witwe Inge hat nach Hausers Tod im Januar 2022 viele der mehreren Hundert Gemälde an Freunde und Bekannte verschenkt. 1936 in Stuttgart geboren, verbrachte Hauser seine Kindheit und Schulzeit in Waiblingen. Auf eine Lehre als Schaufenster- und Werbegestalter folgten Studienjahre an der Freien Kunstschule Stuttgart und der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste. Seine Arbeiten waren in zahlreichen Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen zu sehen.

Zur Gemeinschaftsausstellung im Kunsthaus Alte Schule steuert Inge Hauser 27 Bilder ihres Mannes bei. Es sind spätimpressionistische Werke, Bilder aus der Heimat sowie Reise-Erinnerungen. »Wir haben die ganze Welt bereist«, sagt Inge Hauser. Sie und ihr Mann waren aber auch viel auf der Alb unterwegs. Fotografiert wurde alles, was Siegfried Hauser dann auf die Leinwand brachte. Nicht immer so, wie die Landschaft in der Realität ist, die Komposition erforderte mal Zusätze, mal Weglassen. Grundsätzlich aber hat Hauser Stimmungen eingefangen, die Farbe flirrt mal sommerlich, mal klirrt sie nahezu in Schneelandschaften. Apropos Leinwand: »Das sind zum Teil ausgemusterte Landkarten aus der Schule«, sagt Inge Hauser. So sind auch die Rückseiten der Bilder echte Unikate.
Auch die Staffelei des Künstlers ist in der Alten Schule zu sehen, sie zeigt noch Malspuren, verweist auf die lange Schaffenszeit Hausers, der im Alter von 86 Jahren starb. »Störungen mochte er nicht«, sagt Inge Hauser. Oft nahm er ein Bild aus dem Atelier mit zum Mittagessen und betrachtete es, um herauszufinden, was nicht stimmt, und arbeitete danach weiter daran. Manchmal war der Malprozess auch nach Jahrzehnten nicht abgeschlossen: An ein 1985 entstandenes Gemälde legte er 1998 noch einmal Hand an. »Er war manchmal schon ein komplizierter Mensch«, sagt Inge Hauser. Hölz und Hauser kannten sich. Die drei Töchter von Johann Hölz gingen bei Hauser in den Unterricht. Und so lag es nah, nach Hausers Tod noch einmal seine Werke zu zeigen.
Ausstellung im Kunsthaus Alte Schule
Die Eröffnung der Ausstellung im Kunsthaus Alte Schule, Hauptstraße 30, in Sonnenbühl-Undingen mit Bildern von Siegfried Hauser, Johann Hölz und aus der Kunst-AG der Grundschule Willmandingen ist am Samstag, 10. Dezember, um 15 Uhr. Es werden Sekt, Glühwein und Rote Wurst angeboten. Der Erlös kommt der Vereinsjugend des SV Steinhilben zugute. Die Akkordeongruppe aus Erpfingen spielt weihnachtliche Lieder und andere Stücke. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 8. Januar 2024 immer samstags, sonntags und an Feiertagen jeweils von 13.30 bis 17 Uhr. (cofi)
Komplettiert wird die Ausstellung mit Bildern aus Kinderhand. Johann Hölz leitet seit Jahren jeden Montagmittag Erst- bis Viertklässler der Grundschule Willmandingen in einer Kunst-AG im Malen an. »Wenn der Lehrer eine Aufgabe gibt, dann müssen alle Kinder das Gleiche malen«, sagt Hölz. Er lässt es ihnen frei, ihr eigenes Motiv zu wählen und auch selbst zu entscheiden, in welcher Technik sie arbeiten. Aquarell oder Buntstift? Wie funktioniert die richtige Perspektive? Wie wird ein Motiv lebendig? »Ich gehe gern in die Schule und arbeite mit den Kindern. Sie nehmen davon etwas fürs Leben mit, und auch für mich ist es schön zu sehen, was dort entsteht«, sagt Johann Hölz. Das inspiriert dann auch ihn selbst. (GEA)