MÜNSINGEN. »Es muss nach Weihnachten riechen. Und das tut es, wenn es Waffeln gibt«, sagt Annegret Tress. Die 50-Jährige ist nicht nur die Frau vom Albgut-Chef Franz Tress, sondern jetzt auch ihre eigene Chefin. Im Bâtiment 13 hat sie sich mit einem Laden einen Traum erfüllt, dessen Name nicht passender sein könnte: In »Annegrets Welt« macht sie sich alles so, wie es ihr gefällt. Es ist eine Wohlfühlwelt, in der sich alles nach Kindheit anfühlt, aussieht und riecht. Wie die Waffeln, die Annegret Tress und ihre Mitarbeiter backen und den Albgut-Besuchern »to go« auf die Hand geben. Dazu gibt’s Eier- oder Kräuterpunsch.
Die Inneneinrichtung, die sich aus nostalgischen Möbeln und Fundstücken zusammensetzt, bildet eine heimelige Kulisse für Bücher und Kinderkleidung, Accessoires, Leckereien wie aus Großmutters Küche und Naturkosmetik, liebevoll in Handarbeit hergestellt. Annegret Tress arbeitet mit kleinen Manufakturen zusammen, die Waren im Sortiment sind so fantasievoll wie die Kunsthandwerker und die Chefin selbst.
Das Ursprüngliche, das Einfache und Anfassbare habe wieder an Bedeutung gewonnen, sagt die 50-Jährige, die sich gerne an ihre Kindheit erinnert: An die »privaten Modenschauen für Mama und meinen Hund und besten Freund Ratzi« ebenso wie an die Tage, an denen das Leben im großen Garten stattfand. »Ich sehne mich nach dieser Zeit«, gesteht Annegret Tress, die diesem Gefühl auch im Logo ihres BT 13 Ausdruck gibt: Das kleine Mädchen mit Hund ist sie selbst, gemalt von ihrer Tante Doris aus Ludwigsburg, die ihr das Bild vor 40 Jahren ins bis heute geliebte Poesiealbum gemalt hat.
Die »Sternenweihnacht«, ein Markt im Albgut über die gesamte Adventszeit hinweg, musste wegen Corona abgesagt werden. Die Atmosphäre von »Weihnachten wie früher« ist dennoch zu spüren – zumal der erste Schnee das denkmalgeschützte Ensemble romantisch verzuckert hat. Von Mittwoch bis Samstag haben die Manufakturen derzeit geöffnet, die Alteingesessenen wie die Neuen.
In nächster Nachbarschaft zu »Annegrets Welt« hat ein weiteres Familienmitglied, Markus Tress, nun seine Nudelmanufaktur eröffnet. »Ich möchte zeigen, wie Nudeln gemacht werden«, sagt der Mann, der das Unternehmen seines Vaters Franz weiterführt. Im Werk in Münsingen werden täglich 80 Tonnen Nudeln produziert. In der Manufaktur sind’s nur rund 200 Kilo exklusiver Pasta, die in Handarbeit gefertigt, über Nacht 14 Stunden lang getrocknet und ansprechend verpackt wird. Besucher können den vier Mitarbeitern in der gläsernen Produktion zusehen, getrennt durch eine Scheibe. Das wird, allein schon aus Hygienegründen, auch nach Corona so bleiben.
Rund 200 000 Euro hat Markus Tress in die Manufaktur investiert und sich damit selbst einen Wunsch erfüllt: »Das ist auch eine Art Experimentierküche für mich – ich kann hier in kleinen Mengen Neues ausprobieren.« Derzeit können Gäste die Manufaktur-Pasta nur mitnehmen und zu Hause genießen. Wenn die Gastronomie wieder öffnen darf, werden im Bistro »Leib und Seele« auch Nudelgerichte serviert. Langweilig wird es Andrea Rudolph, die sonst dort in der Küche steht, trotzdem nicht: Die gelernte Bäckerin macht jetzt eben militärisch-kerniges Kommissbrot, das es in »Annegrets Welt« hübsch verpackt im Stoffbeutel gibt. (ma)
ÖFFNUNGSZEITEN
Das Albgut und seine Manufakturen im Alten Lager sind in der Regel von Mittwoch bis Freitag zwischen 13 und 17 Uhr sowie samstags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. An den Adventssonntagen bleiben die Tore geschlossen. (ma)