GAMMERTINGEN. Ohne Überhangmandate zählt der Gammertinger Gemeinderat 15 Köpfe, drei Listen – CDU, Gleiches recht für Alle und Grüne/SPD/Unabhängige – kämpfen um den Wiedereinzug. Die Laucherttalstadt steht vor Herausforderungen. So hat kaum eine andere Kommune noch ein städtisches Alten- und Pflegeheim. Der Neubau von St. Elisabeth wird in der Amtszeit der jetzt zu wählenden Räte fertig sein, das letzte Planungswort ist noch lange nicht gesprochen. Aufreger, vor allen in den Albgemeinden, sind die Standorte für Windkraftanlagen, der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben mutet Gammertingen hier einiges zu tun. Besonders die Älbler beschäftigt auch die Frage künftiger Feuerwehrstandorte. Als Schulstandort schultert die Stadt Lasten für die Region. Ebenso bei der Versorgung, die Ärzteknappheit ist hier ein wichtiger Punkt. Dazu kommen die Innenentwicklung – Stichpunkte Modernisierung der Stadtmitte und Reiser-Stoll-Areal – oder die Umwidmung der Europastraße. Langweilig wird es dem neuen Gemeinderat nicht werden.
- CDU
Die CDU ist bisher mit acht Räten vertreten, sechs davon – Walter Bollmann, Karl-Heinz Hebeisen, Thomas Schmid, Karl Endriß, Gerhard Jaudas und Franz Hanner – stehen wieder auf der Wahlvorschlagsliste. Insgesamt hat die Liste 20 Kandidaten gewinnen können, zehn in der Kernstadt, je zwei in den Teilorten.
Die Union wirbt mit einem Zehn-Punkte-Programm. Der Neubau des Pflegeheims St. Elisabeth, soll zügig abgeschlossen werden, um eine moderne und würdevolle Betreuung zu gewährleisten. Die Küche im bestehenden Gebäude soll weiterbetrieben werden, um Kontinuität und Servicequalität sicherzustellen.
Für den Bestandsbau steht die Entwicklung einer langfristigen und realistischen Strategie zur Nachnutzung, die wirtschaftlichen und sozialen Anforderungen gerecht wird, auf dem Programm. Die CDU will das Potenzial des Altbaus maximieren und Mehrwert schaffen. Für den Nachwuchs soll die Erweiterung des Kindergartens in Feldhausen, um eine hochwertige frühkindliche Betreuung zu ermöglichen, vorangetrieben werden.
Gemeinsam für bezahlbaren Wohnraum: Die Bebauung des Reiser-Stoll-Areals mit dem Ziel, eine attraktive, nachhaltige Wohn- und Arbeitsumgebung für die Gemeinschaft zu schaffen, soll beschleunigt abgeschlossen werden.
Erneuerbare Energien, vor allem Windkraft, sind in Gammertingen ein Thema. Die Union will den Ausbau der erneuerbaren Energien kritisch-konstruktive begleiten – wirtschaftlich, ökologisch und sozial ausgewogen, ohne Überforderung der Anwohner. Die Bevölkerung müsse in die Energiewende einbezogen werden – die kommunale Planungshoheit dürfe vom Bund nicht unverhältnismäßig beschnitten werden, meint die CDU.
Die medizinische Versorgung müsse gesichert und verbessert werden. Etwa durch das Anwerben von Ärzten und den Ausbau der medizinischen Infrastruktur.
Erschwingliche Bauplätze in der Kernstadt und den Teilorten sowie die Fortführung städtischer Bau-Förderprogramme, um die Nachverdichtung voranzutreiben, bleiben wichtig. Ebenso die Bereitstellung attraktiver, vollständig erschlossener Gewerbeflächen für Investoren, Unternehmen und Handwerksbetriebe, um den Wirtschaftsstandort weiter zu stärken und Arbeitsplätze zu sichern.
Zur Attraktivität der Stadt gehört nach Meinung der Union die umfassende Modernisierung und Sanierung des Alb-Lauchert-Schwimmbads, der Ausbau des Kleinkindbereichs sowie Umgestaltung des Außenbereichs, um Familien, Kindern und Jugendlichen ein verbessertes Freizeit- und Badeerlebnis zu bieten.
Und last, not least soll der Feuerwehrbedarfsplan zügig umgesetzt werden.
- Gleiches Recht für Alle (GRfA)
Gleiches Recht für Alle, das Gammertinger Pendant zu den Freien Wählern, stellt bisher sechs Räte. Fraktionssprecher Wolfgang Lieb, Iris Vojta, René Bogenschütz und Karl Josef Bögle wollen wieder ins Gremium einziehen. Und Gammertingen für Jung und Alt gleichermaßen zu einer attraktiven Heimat und eine Wohlfühlgemeinde für alle Generationen machen.
Altersfreundlichen Kommunen gehört die Zukunft, meint die GRfA, mit altersgerechten Wohnformen und gesicherten Pflegeplätze. Dazu brauche es Quartiere, in denen Wohnen und Altern in gewohnter Umgebung möglich ist. Familien und ältere Mitbürger sollen hier miteinander wohnen und voneinander profitieren. Und von Barrierefreiheit profitierten nicht nur ältere Menschen, sondern auch Familien mit Kindern und Menschen mit Beeinträchtigungen.
Die knappe ärztliche Versorgung ist in Gammertingen Thema. Die GRfA-Fraktion will sich um eine verlässliche ärztliche Versorgung vor Ort bemühen, die vorhandenen Arztsitze langfristig erhalten und jungen Ärzten Anreize und Perspektiven für eine Niederlassung bieten.
Jungen Menschen gehört die Zukunft. Sie brauchen von Beginn an moderne Kindertageseinrichtungen und gut ausgestattete Schulen für bestmögliche Bildungschancen. Bildung setzt sich für die GRfA in außerschulischen Angeboten wie Jugendzentrum, Schulsozialarbeit, Bü-cherei, Akademie Laucherttal fort.
Das Thema erneuerbare Energien betrifft die Stadt mehr denn je, mit dem Schutz von Mensch und Natur an erster Stelle. Der Ausbau eines kommunalen Nahwärmenetzes soll vorangetrieben werden.
Digitale Infrastruktur werde immer wichtiger. Der stockende Breitbandausbau müsse weiter forciert werden, um die Attraktivität der Gemeinde für Industrie, Handwerk und für die Bürgerinnen und Bürger zu steigern.
Elementarer Bestandteil der Gemeindearbeit sei sowohl der Erhalt von Straßen, öffentlichen Einrichtungen und Plätzen, als auch die Schaffung von neuen Begegnungsstätten für Jung und Alt. Dabei spielen auch der Ausbau des ÖPNV und das Einrichten barrierefreier Zugangsmöglichkeiten im Nahverkehr und zu Gebäuden eine wichtige Rolle.
Für die Feuerwehr der Stadt und der Ortsteile ist es wichtig, sicher und schnell handeln zu können. Eine entsprechende technische Ausstattung und geschultes Personal sind die grundlegenden Voraussetzungen dafür. Die GRfA steht dafür, dass die notwendigen Mittel für eine funktionierende Feuerwehr zur Verfügung gestellt werden.
- Grüne/SPD/Unabhängige
Die gemeinsame Liste stellt sich neu auf. Jörg Scham und Birgit Bauer treten bei den Kommunalwahlen am 9. Juni nicht mehr an. Hans Hübner wird wieder auf dem Wahlzettel stehen, sonst dominieren neue Gesichter.
Das Ziel ist klar: Fünf Sitze dürften es ruhig werden, meint Wolfgang Schreiber, einer der Kandidaten. Um das zu schaffen, muss das Angebot passen. Weiblich und jung wird das Angebot sein, dafür stehen zum Beispiel Hannah Deißinger, noch Schülerin und Spitzenkandidatin, oder Anne Ziegler, die besonders bei den Themen Elternschaft, Kinder und Bildung Expertise mitbringt.
Die Kandidaten sind bereits in der Kommunalpolitik beschlagen. Der Unterstützerkreis der amtierenden Fraktion trifft sich vor den Gemeinderatssitzungen und spricht über Politik. 15 Personen kämen da jedes Mal zusammen, die Kandidaten rekrutieren sich aus dem Unterstützerkreis.
Die Liste sieht sich sozial-ökologisch platziert, ohne Fundamentalopposition zu betreiben: Etwa bei den Themen Nahwärmegebiet, Photovoltaik auf städtischen Dächern, der ökologischen Gestaltung neuer Baugebiete oder der Nutzung des Gammertinger Forsts als umweltfreundlicher Brennstoff- und Bauholzlieferant. Dass das Altenpflegeheim St. Elisabeth in städtischer Hand bleibt, hat die Fraktion unterstützt, an Konzepten für die Nachnutzung des Altbaus wird in der Arbeitsgruppe InovaGa-St. Elisabeth bereits gearbeitet, in der Wolfgang Schreiber federführend ist.
Dazu kommen neue Themen. Eine Alternative für die nicht gebaute Stadthalle sei dringend notwendig. Auf Kindergartengebühren sollte verzichtet werden. Nicht nur mit einem Amtsblatt in einfacher Sprache sollen Gammertinger Bürger mit Einschränkungen verstärkt eingebunden werden. Hannah Deißinger, beziehungsweise die Gammertinger Jugend, treibt der Nahverkehr um, die Ganztagsbetreuung der Schüler braucht mehr Personal. Unter den Nägeln brennt auch die Ärzteversorgung und das Projekt »Leben und Älter werden in Gammertingen« braucht neue Impulse – Deißinger hat Ideen, wie junges Engagement hier genutzt werden kann.
Belebung der Innenstadt, Wirtschaftsförderung und natürlich das Thema Windkraft, dem sich Simon Schutz schon bei der Bürgerinformation des Regionalverbands gestellt hat – die nicht immer einfachen Themen werden künftigen Räten nicht ausgehen. 13 Kandidaten stehen auf der Liste, sieben davon kandidieren auch für den Kreistag. (GEA)