TROCHTELFINGEN. Kreislaufstillstand, Bewusstlosigkeit, Schlaganfall, psychiatrischer oder kardiologischer Notfall, Fraktur, Sturz, schwere Verkehrsunfälle und vieles mehr: Wenn der Rettungsdienst gerufen wurde, ging es nicht immer, aber doch auch um Leben und Tod der Hilfesuchenden. Die ehrenamtlichen Helfer-vor-Ort (HvO) des DRK Mägerkingen-Hausen wurden 2023 zu 287 Einsätzen alarmiert, 41 mehr als 2022 und damit »so viele wie noch nie und mit der ganzen Bandbreite der Notfallrettung«, bilanzierte der Bereitschaftsleiter und Vorsitzende Eberhard Pilger in der Hauptversammlung des DRK-Ortsvereins, an der rund 80 Mitglieder teilnahmen.
Kurz blickte er auf das Datum 22. Februar 1969 zurück. »Da wurde der Ortsverein gegründet, uns gibt’s also seit 55 Jahren«. Was die Gründungsväter wohl gesagt hätten, wenn sie damals schon gewusst hätten, dass heute zwei Fahrzeuge in Mägerkingen stationiert sind, jährlich fast 300 Einsätze gefahren werden und der Ortsverein für das ganze Stadtgebiet zuständig sind, weil es die Ortsgruppe Trochtelfingen nicht mehr gibt, sinnierte Pilger ohne jede Polemik. »I hoff bloß, dass es uns no lang gibt und mir des durchhaltet.«
Zwei Minuten Ausrückzeit
Unter den Einsätzen seien auch einige seelisch belastende gewesen, beklagte Pilger, sechs Personen hatte nicht mehr geholfen werden können. Stolz könne die Gruppe darauf sein, dass die Ausrückzeit der Helfer gerade mal zwei Minuten betrage und sie schnell alle Einsatzorte erreichten. Leider habe es auch Anforderungen wegen Bagatellen gegeben, etwa wenn sich etwa jemand in den Finger geschnitten und bloß ein Pflaster gebraucht hätte, sparte der Vorsitzende nicht mit Kritik und stellte fest: »Der Mensch ist scheinbar nicht mehr in der Lage sich selbst zu helfen.« Um allen Anforderungen gerecht zu werden absolvierten die Aktiven 16 Übungsabende, wobei diese direkt nach Corona »sehr schleppend angelaufen sind, sich Gott sei Dank aber wieder eingependelt haben«. Zusätzlich führten die Helfer Übungen zur Personenrettung aus dem 2. oder 3. Stock gemeinsam mit der Feuerwehr Gammertingen und ihrer Drehleiter durch, durchliefen Migrationsschulungen für Digitalfunk oder vollzogen die HvO-Pflichtfortbildung und anderes. Nur für Aus- und Fortbildung errechnete Pilger rund 500 Stunden.
Sieben Erste-Hilfe-Kurse wurden in Mägerkingen angeboten, bei zwei Blutspendeaktionen im Sommer und Herbst wurden 462 Konserven gefüllt. Die Winternacht zu Jahresbeginn werde gut angenommen, die Fahrradbörse habe sich etabliert. In den Altkleiderannahmestellen in Trochtelfingen, Steinhilben und Wilsingen kämen regelmäßig acht bis neun Tonnen Bekleidung zusammen. Im Ortsteil Haid sei ein öffentlich zugänglicher Defibrillator bei der Schreinerei Hipp installiert worden. Alles in allem seien für diese Arbeiten rund 600 Stunden angefallen.
Sorgenkind der Ortsgruppe sei die Besetzung der Sanitätsdienste bei den zahlreichen Veranstaltungen in der Stadt, die zugegebenermaßen sehr personal- und zeitintensiv seien. »Allein in der Fasnet waren es letztes Jahr gut 200 Stunden, das Reitturnier erfordert sogar zusätzliche Qualifikationen der Sanis.« Es werde immer schwieriger, diese Dienste nur mit eigenen Kräften zu besetzen. Vielfach müsse man auf Helfer der Kreisbereitschaft zurückgreifen.
Mehr Passive erwünscht
Leider fehle es auch an Personal, um wieder eine Jugendgruppe ins Leben rufen zu können, bedauerte Pilger. Bei den Aktiven sei man derzeit zwar auf einem relativ guten Stand, aber bei den Passiven sei noch »Luft nach oben«. Neben 165 in Mägerkingen und Hausen gebe es in Trochtelfingen und den anderen Teilorten nur 439, also insgesamt 604 passive Mitglieder, »und das bei 6.277 Einwohnern«. Insgesamt hätten die Helfer rund 2.100 Stunden geleistet, was für eine so kleine Bereitschaft ganz beachtlich sei, sprach der Vorsitzende allen Helfern seinen Dank aus. Auch dankte er der Stadt und Bürgermeisterin Katja Fischer für die Unterstützung, dem Kreisverband oder anderen Rettungsdiensten für die gute Zusammenarbeit sowie Arbeitgebern für die Freistellung der HvOs.
Christel Hipp berichtete von einem kleinen Plus in der Kasse und dankte für Spenden in Höhe von rund 17.000 Euro. Diese würden sofort für die Erneuerung oder Beschaffung notwendiger Geräte oder Materialien eingesetzt, betonte Pilger. Zur neuen Schriftführerin wurde Jennifer Bez gewählt.
Die DRK-Ortsgruppe sei wie die Feuerwehr unbezahlbar für die Stadt, konstatierte der stellvertretende Bürgermeister Herbert Stelz. Als »hervorragend und großartig« beurteilte Matthias Schlautmann, Geschäftsführer des DRK Reutlingen und stellvertretender Kreisgeschäftsführer, die Leistung der Ortsgruppe. Dem stimmte der stellvertretende Kreisbereitschaftsleiter Michael Gulde uneingeschränkt zu.
Geehrt wurden einige aktive Helfer: für 20 Jahre Sabine Bauer und Simon Bez, für 35 Jahre Bernd Schoser und für sage und schreibe 55 Jahre Renate Kauffmann und Klaus Frank. Geehrt wurden außerdem Gerhard Pilger, Gerhard Trumpf, Siegfried Rukwid, Klaus Frank und Renate Kauffmann für 55 Jahre Mitgliedschaft. Fred Mader wurde nach 54-jähriger Aktivität in seinen »Ruhestand« verabschiedet. (lpt)