MÜNSINGEN. Samstag, 17.58 Uhr: Am Alten Rathaus in Münsingen ertönt die Glocke. Das ist das Zeichen, dass das zweitägige Münsinger Stadtfest offiziell eröffnet ist. Wie schon die vorangegangenen zehn Mal ist als »Glöckner von Münsingen« Erwin Niederstraßer im Einsatz. Übrigens das letzte Mal, denn er geht im Herbst in Ruhestand. Kurz waren drei laute Böllerschüsse zu hören. Auch das gehört zum Stadtfest. Reinhard Krehl feuert seit 2001 mit seiner Schreckschusspistole in die Luft.
Zum Auftakt in diesem Jahr begrüßt Bürgermeister Mike Münzing gleich drei Rathauschefs aus ganz Europa: Beat Moser aus dem schweizerischen Münsingen, John Prosser aus Abergavenny (Südwales) und István Siklósi aus der Partnerstadt Mezöberény (Ungarn). Anlässlich des 30-jährigen Bestehens der freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Städten überreichen die beiden Münsinger Schultheißen ihrem ungarischen Amtskollegen einen Scheck über 5.000 Euro für soziale Zwecke. Auch Münzings Vorgänger Rolf Keller, der einst diese Patenschaft ins Leben gerufen hat, ist mit dabei. Er schenkt am Stand des Partnerschaftskomitees Wein und Champagner aus.
Wie schon in den Jahren zuvor ist auch heuer das Wetter wieder wechselhaft. Zwischendurch regnet es immer wieder, dann sind die Buden rappelvoll und Menschentrauben versammeln sich unter den großen Schirmen. Die gute Laune lässt sich aber keiner nehmen. Stunde für Stunde kommen mehr Gäste aus nah und fern in die Innenstadt. So auch die elf Radler des FC Gipsfuß mit dem ehemaligen SPD-Landtagsabgeordneten Klaus Käppeler, die ihre rund 40 Kilometer lange Tour bei frisch gezapftem Bier und Apfelschorle ausklingen lassen.
Kulinarische Vielfalt
Die Festbesucher können unter zahlreichen kulinarischen Angeboten wählen. So zum Beispiel Schweinegeschnetzeltes beim Förderverein Martinskirche, Flammkuchen beim SV Apfelstetten, Hähnchen bei der Musikkapelle Rietheim, ungarische Spezialitäten bei der TSG Münsingen, Crêpes beim SV Auingen und Erbseneintopf aus der Gulaschkanone bei der Reservistenkameradschaft Münsingen. Letztere hat dieses Jahr tatkräftige Unterstützung vom Traditionsverband Panzerartilleriebataillon 285 und aktiven Soldaten des Artilleriebataillons 295 aus Stetten am kalten Markt, die im Frühjahr mit der Stadt Münsingen eine Patenschaft eingegangen sind (der GEA berichtete).
So abwechslungsreich das Essen ist, so unterschiedlich ist das musikalische Rahmenprogramm. Unter anderen gibt es auf der Hauptbühne Blasmusik von den Musikkapellen aus Rietheim, Magolsheim, Münsingen und Böttingen. Hits von heute bis anno dazumal präsentiert die Band Afterglow und das Akkordeonorchester Münsinger Alb erfreut mit einem abwechslungsreichen musikalischen Potpourri.
Auf dem Kirchplatz spielt Manfred Aeugle auf seinem mobilen Klavier und der Männergesangsverein Apfelstetten präsentiert sein vielseitiges Repertoire von klassischem Männerchorgesang bis zu modernen Stücken.
Der Verein Subkultur sorgt am Samstag auf dem Matthias-Erzberger-Platz für tolle Stimmung. Dort heizen die Punkrockbands All Bricks und Fire Ants From Uranus ein. Rappelvoll ist der Rathausvorplatz, als das Gässlesrap Kollektiv auf der Bühne steht. Die vier Jungs, die sich selbst die »Driabl von dr Alb ra« nennen, präsentieren bis nach Mitternacht groovigen Hip-Hop mit schwäbischen Texten. Noch nie von denen gehört? Kurz gesagt, die Band ist eine Mischung aus Wolle Kriwanek, Pommfritz und den Fanatischen Vier.
Tänzer, Turner, Tiere
Am Sonntag gibt es auf der Bühne viel Beifall für die Tänzer und Tänzerinnen, die das Publikum mit Turn-Akrobatik, Showtänzen, Breakdance und Zumba verwöhnen. Wieder zu Gast ist die DRK-Rettungshundestaffel Reutlingen. Eindrucksvoll präsentieren die Zweibeiner mit ihren Vierbeinern Gehorsams- und Geräteübungen samt Personensuche. Erstmals können die Stadtfest-Besucher durch die Hauptstraße schlendern, wo Kunsthandwerker an ihren Ständen lokale Produkte anbieten. Geschichtsinteressierte schauen sich zudem im Stadtmuseum um, wo der Eintritt an diesem Tag frei ist.
Am Nachmittag gibt es die Möglichkeit, mit Bezirkskantor Stefan Lust den Turm der Martinskirche zu besteigen. 120 Stufen geht es hinauf. In luftiger Höhe haben Schwindelfreie einen herrlichen Blick über das Fest und Münsingen, wo am später Nachmittag das Stadtfest zu Ende geht. (GEA)