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Aktuell Fronleichnam

Fronleichnam: Blumenteppiche in Engstingen und Trochtelfinegn

In Großengstingen und Trochtelfingen werden Blumenteppiche für das katholische Hochfest gelegt

Der fertige Blumenteppich in Trochtelfingen.  FOTO: PRIVAT
Der fertige Blumenteppich in Trochtelfingen. FOTO: PRIVAT
Der fertige Blumenteppich in Trochtelfingen. FOTO: PRIVAT

ENGSTINGEN/TROCHTELFINGEN. »Mir hoffet halt auf an himmlischa Beistand für dr Donnerstag«, sagte mit einem Lachen Kerstin Schweitzer, Kirchenpflegerin der Großengstinger Kirchengemeinde St. Martin, am Dienstagnachmittag, als sie mit rund dreißig anderen Helfern die leider unerfreulichen Wetterprognosen für den Feiertag besprach.

Denn wie seit Jahrhunderten sollte am zweiten Donnerstag nach Pfingsten der für katholische Christen als »Hochfest des Leibes und Blutes Jesu Christi« zelebrierte Fronleichnam gefeiert werden. Und wie von allen Helfern erhofft, zogen am Festtag zwar immer wieder dunkle und bedrohliche Wolken über den Himmel, aber trotzdem blieb es weitgehend trocken, so dass Prozessionen und anschließende Gemeindefeste ohne Einschränkungen über die Bühne gehen konnten. 

Vor dem Legen der Motive müssen die Blüten von Großengstinger Helferinnen »abgezopfelt« werden.  FOTOS LEIPPERT
Vor dem Legen der Motive müssen die Blüten von Großengstinger Helferinnen »abgezopfelt« werden. FOTOS LEIPPERT Foto: Ottmar Leippert
Vor dem Legen der Motive müssen die Blüten von Großengstinger Helferinnen »abgezopfelt« werden. FOTOS LEIPPERT
Foto: Ottmar Leippert

Fronleichnam erinnere an die Einführung des Sakramentes »Eucharistie«, so wie 1246, als es erstmals im Bistum Lüttich zelebriert und von Papst Urban IV zum Fest der Gesamtkirche erhoben wurde, erklärte Großengstingens Pfarrer Wolfgang Jäger. »Fron stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet göttlich und Leichnam steht für Leib«, außerdem sei der Tag in früherer Zeit eigentlich als »Fronlichnam« bekannt gewesen, so Jäger.

Die Vorbereitungen zum Festtag waren immens, denn die bunten und höchst filigranen Blumenteppiche waren entgegen des Slogans »Sammeln, Blüten abzupfen, legen« nicht so schnell zu fertigen, es brauchte viele Stunden mühevoller Kleinarbeit.

In Großengstingen etwa wurden montagnachmittags die Blumen gesammelt, dienstags die Blüten abgezupft und in ihre verschiedenen Bestandteile zerlegt. Wie schon seit Jahrzehnten, waren neben Kindern und Jugendlichen etliche Seniorinnen wieder bei der teils gar nicht so einfachen Blütenteilung dabei.

»Mir machet des bestimmt scho seit vierzig Johr«

»Mir machet des bestimmt scho seit vierzig Johr«, erzählte Elisabeth Hummel, die gemeinsam mit Rosemarie Gauch, Anita Freudenmann, Else Rupp und Anna Hipp am Tisch saß. »Ich habe das vor 58 Jahren von meiner Schwiegermutter übernommen«, erinnerte sich Gertrud Betzmann. »Das hier ist einfach schön und man ist zusammen«, erklärte Lore Brugger ihre Beweggründe zum »Zopfla«.

Auch die Trochtelfinger Christen hatten mit den Vorbereitungen für das große Fest bereits am Montag mit dem Sammeln von Blumen begonnen. »Wir haben wieder viele fleißige Helfer«, freute sich Gerlinde Betz, Vorsitzende des Kirchenchors St. Martin. So wie Elfriede Kohler, die trotz ihres Alters schon wie seit über vierzig Jahren wieder fleißig mithalf. »Es ist einfach eine Tradition, die man aufrechterhalten muss«, betonte die 78-Jährige. »Fronleichnam und die Ökumene soll schließlich mit den Leuten in Verbindung kommen«, ergänzte Josefine Hummel und durch die Prozession werde der Glaube in die Öffentlichkeit getragen, meinte Annemarie Herzel, die beide ebenfalls schon über der Lebensmitte stehen. 

Feinarbeit in Trochtelfingen: Der Blumenteppich entsteht.
Feinarbeit in Trochtelfingen: Der Blumenteppich entsteht. Foto: Ottmar Leippert
Feinarbeit in Trochtelfingen: Der Blumenteppich entsteht.
Foto: Ottmar Leippert

Vier verschiedene Blumenteppiche wurden im Städtle gefertigt. »Einer wird von der Frauengemeinschaft vor der Bank gelegt, der von der Bürgerwehr gemachte Teppich ist dieses Jahr vorsichtshalber in der Kirche zu finden, die Nachbarschaftsmitglieder stellen einen im Hof des Bräuhauses her und unserer liegt vor dem Rathaus«, erklärte Betz. Als Motiv ausgesucht hatte sich der Chor das Thema »zwei Kerzen für eine Kirche«, entsprechend des neuen Ritus, dass in den Kirchen beider Konfessionen je eine Osterkerze geweiht wurde, deren Motive nur nebeneinander ein ganzes Bild ergeben.

»Wir haben eine tolle ökumenische Zusammenarbeit«

Während der Kirchentag in Großengstingen nur von Katholiken gefeiert wurde, ging man im »Städtle« nämlich schon zum zweiten Mal den Weg der Ökumene gemeinsam mit evangelischen Gläubigen, bei denen dieser Tag eigentlich nicht im Kirchenkalender steht. »Das ist ein schönes Bild für das Zusammenwachsen und die Einheit der Konfessions-Gemeinden«, lobte Ekkehard Roßbach, Pfarrer der Evangelischen Verbundkirchengemeinde Gammertingen-Trochtelfingen, das Kirchenchormotiv. Er freue sich sehr, dass die Idee für die gemeinsame Fronleichnams-Gestaltung von katholischer Seite aus gekommen sei, weil beide Konfessionen fast dasselbe Gemeindegebiet haben und ein gutes, ehrliches Miteinander gelebt werde. »Wir haben eine tolle ökumenische Zusammenarbeit und weil uns wirklich noch viel an unsrer Kirche liegt, müssen wir einfach aktiv mit Veränderungen mitgehen, denn die Zukunft kann nur ein christliches Miteinander« sein, schloss der Pfarrer. (GEA)