ST.JOHANN-WÜRTINGEN. Sie mögen mit dem gleichen Engagement weitermachen, wie bisher: Das wünschte sich der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr St. Johann Ewald Höh von seinen sechs Ortsfeuerwehren. Bei der 48. Jahreshauptversammlung in der Würtinger Gemeindehalle gab er einen Abriss über die 999 geleisteten Stunden bei 79 Einsätzen im vergangenen Jahr.
Erfreulicherweise zum Schmunzeln war das Ausrücken zu Tierrettungen, wie das Befreien einer Katze, die sich zwischen Motorraum und Radverkleidung eines Autos versteckt hatte. Oder die Ziege, die sich in einem Zaun verheddert hat. »Wir haben sie ordnungsgemäß befreit, mit sechs Mann«, erheitert er die Versammlung. Erleichterung auch, als sich eine gemeldete Ölspur nur als Wasser entpuppte.
Psychische und physische Belastung
Insgesamt 160 Aktive, darunter neun Frauen, seien bereit für Einsätze, die sich nicht mehr nur auf Brände beschränken, so der Kommandant. Die Welt sei etwas in Schieflage, was sich unter anderem auch in den Extremwetterlagen bemerkbar mache. Zu 44 Sturmschäden rückten sie aus, kümmerten sich um umgestürzte Bäume, abgedeckte Dächer und Beeinträchtigungen durch Starkregen. Im August versetzte ein Unwetter mit Orkanböen, bei dem St. Johann mittendrin war, die Gemeinde in einen Ausnahmezustand, berichtete er weiter. Für eine Stunde fiel der Strom aus, für die Feuerwehr ein Hinweis darauf, für eine Notbeleuchtung in den Umkleideräumen und in der Fahrzeughalle im Würtinger Feuerwehrhaus zu sorgen.
Unter anderem wurden bei Bränden, Hilfeleistung bei Verkehrsunfällen, Beseitigung von Ölspuren und Hochwassereinsätzen zehn Personen medizinisch betreut, für zwei Personen kam jede Hilfe zu spät. »Bei einigen Einsätzen kamen die Kameraden an ihre psychische und physische Belastungsgrenze«, stellte Höh fest und ermutigte, die Hilfe des speziell für psychosoziale Notfallversorgung ausgebildeten Teams in Anspruch zu nehmen. Nur so könnte ein Trauma verhindert werden. Daher keine Scheu zeigen, Diskretion sei garantiert.
Nachwuchs hat Bestand
Um die beste Hilfe zu gewährleisten, seien Ausbildung, Fortbildung und Übungen wichtige Voraussetzungen. Und natürlich der Nachwuchs, in den in St. Johann große Erwartungen gesetzt werden. Die Jugendfeuerwehr zählt 18, die Kinderfeuerwehr 14 Mitglieder. »Vier Ausbilder machen hier einen super Job, es läuft wunderbar«, unterstrich Höh. Wie bei den Jugendlichen, wo sich laut Jugendwart Florian Kübler alles planmäßig entwickelte. Ein Besuch bei Kreisbrandmeister Wolfram Auch vermittelte ihnen Einblicke in seine Aufgaben, und bei der Feuerwehr Tübingen gab es eine Führung durch die Zentrale. »Wir sind mit elf Ausbildern auf einem guten Niveau. Alle Mannschaften haben die Leistungsspange geschafft«, zeigte er sich in seinem Bericht, den Julian Späth vortrug, sehr zufrieden. Walter Ochs ist bestrebt, seine Altersabteilung mit ihrem Durchschnittsalter von 74 Jahren zu beleben. Ausflüge und Zusammenkünfte für das kommende Jahr seien in der Planung.
Für Bürgermeister Florian Bauer wurde mit den Berichten die Leistungsfähigkeit der Feuerwehren wieder eindrucksvoll vor Augen geführt. »Feuerwehren sind heute längst nicht mehr nur reine Brandbekämpfer.« Sie seien vielmehr gut organisierte Einsatzkräfte für Schadensereignisse aller Art. Daher müsse auch die Ausrüstung zeitgemäß und modern sein. Das sei keine Kür, sondern zentrale Pflicht einer Gemeinde. »Über 100.000 Euro werden im Haushalt eingestellt für Ausrüstung wie Helme, Erneuerung defekter Gerätschaften, Einsatz- und Dienstkleidung, Führerschein und vieles mehr«, gab Bauer zur Freude der Kameraden bekannt. Einschneidend sei die durch einen Bürgerentscheid ausgelöste Maßnahme, den Schulungsraum im Feuerwehrhaus in Würtingen in ein Klassenzimmer für die Grund-, Haupt- und Werkrealschule umzufunktionieren. Der Raum stünde in der Regel vormittags leer und erweise sich als kostengünstigste Variante.
Als gute Nachricht sieht er die Anpassung der Entschädigungssatzung für die Feuerwehr. »Eine gut ausgerüstete und gut entschädigte Feuerwehr ist teuer, aber gleichzeitig unbezahlbar.« Für ihn leisten die Feuerwehren mit ihrem freiwilligen Engagement einen unschätzbar wertvollen Beitrag für die Gemeinde und sorgen dafür, dass sich die Bürger sicher und wohlfühlen.
Ehrungen für lange Zugehörigkeit
»Ich bin stolz darauf, dass wir in unserer Gemeinde eine so engagierte, gut ausgebildete und vor allem auch personell immer noch sehr gut aufgestellte Feuerwehr haben«, so Bauer weiter. Das zeigten auch die Ehrungen für treue Dienste. Für 40-jährige Zugehörigkeit zeichnete er zusammen mit dem Kommandanten Höh Matthias Röcker mit dem Ehrenzeichen in Gold aus, für 25 Jahre Willi Munz und Markus Böttcher, Daniel Bosler, Jost Brändle, Florian Mutschler, Dominik Paulokat, Julian Röhner für 15 Jahre. (GEA)