ENGSTINGEN. Wer bei der Hauptversammlung der Feuerwehr Engstingen heiße Diskussionen wegen des anstehenden Bürgerentscheids über den Standort des geplanten zentralen Feuerwehrhauses erwartet hatte, war vielleicht enttäuscht. Bürgermeister Mario Storz blickte lediglich kurz auf »das große Thema« und zurück auf den Anlass.
Nachdem der Gemeinderat den Beschluss gefasst hatte, sich entgegen der Feuerwehr, die den Standort »neue Ortsmitte« favorisiere, für den »Festplatz beim Automuseum« zu entscheiden, habe sich dagegen ein Bürgerbegehren für einen Bürgerentscheid entwickelt. Der solle nun nach einer Informationsveranstaltung, die voraussichtlich am 15. Mai 2024 stattfinden wird, am 9. Juni 2024 gleichzeitig mit Tag der Kommunal- und Europawahlen durchgeführt werden. »Ich wünsche mir, dass wir dadurch zu einer guten und akzeptierten Entscheidung kommen, denn erst wenn wir den Standort haben, können die Planungen weiter vorangebracht werden«, appellierte Storz an die Beteiligung der Bürger.
»Arbeitsintensives und ereignisreiches Jahr 2023«
Von einem »arbeitsintensiven und ereignisreichen Jahr 2023« sprach Kommandant Daniel Geist. Die 127 Feuerwehrmänner plus eine Feuerwehrfrau waren mit 67 Einsätzen und über 1.900 Stunden deutlich mehr gefordert als im Vorjahr (400 Einsatzstunden bei 30 Einsätzen). So wurde die Wehr bei zwölf Brandeinsätzen benötigt und wurde zu 55 technischen Hilfeleistungen gerufen, worunter elf Verkehrsunfälle, acht Türnotöffnungen, Transportunterstützungen und Beseitigungen von Ölspuren und Sturmschäden fielen. Allein der Sturm Ende August erforderte 21 Einsätze. »Für vier Personen kam unsere Hilfe leider zu spät«, bedauerte Geist.
Schriftführer Jan Knapp definierte die für die Kameraden die oft eindrucksvollen und leider manchmal auch psychisch belastenden Vorkommnisse genauer. So sei die Wehr nur eine halbe Stunde nach Jahresbeginn zu ihrem ersten Brandeinsatz gerufen worden. Bei den zwölf Brandeinsätzen löschten sie kleinere Brände von Hecken, Fahrzeugen und einer Baumaschine, aber auch ein Vollbrand der Kategorie B4 einer Lagerhalle im Gewerbepark Haid musste bewältigt werden. Der erforderte nicht nur den Einsatz aller Engstinger Feuerwehrkameraden, sondern auch die Unterstützung der Wehren aus Pfullingen, Hohenstein, Reutlingen und Metzingen sowie der Werksfeuerwehr Bosch aus Reutlingen sowie Helfern des DRK, Sachverständigen des Umweltamts und des Wassermeisters. »Alles in allem war es ein kräfteraubender, anstrengender, aber auch sehr professioneller und gut strukturierter Einsatz der rund 150 Einsatzkräfte«, so Knapp.
Um die »heutigen Ansprüche und Herausforderungen« zu stemmen, haben die Feuerwehrler die beachtliche Zahl von über 5.500 Übungsstunden geleistet, zudem etliche Sonderdienste, zahlreiche Fortbildungen und Lehrgänge absolviert, fügte Geist an. Zusätzlich hätten sich 13 Kameraden in vielen Stunden mit Fleiß und Ehrgeiz auf das Ablegen des Leistungsabzeichens in Silber vorbereitet, das sie im Juli auch erfolgreich erreichten.
Ansonsten leisteten die Feuerwehrleute Brandschutzunterweisungen an Kindergärten und Schulen, absolvierten eine große Hauptübung mit der Schwäbische Alb-Bahn sowie dem DRK, regelten den Verkehr an der Fasnet und anderes, listete der Kommandant auf.
Jugendwart Andreas Staneker veranschaulichte die Aktivitäten der 18 Jugendlichen, darunter drei Mädchen, mit einem kurzweiligen Film. Bei 17 Übungsdiensten lernten die Kids Fahrzeugkunde, Erste Hilfe, einen dreiteiligen Löschangriff und Theorie. Neben einem Berufsfeuerwehrtag beteiligte sich die Jugendwehr an der Baumpflanzaktion »Hier wächst Zukunft« anlässlich des 50. Geburtstag der Jugendfeuerwehr Baden-Württemberg und pflanzte 2.000 kleine Buchen-Wildling-Setzlinge im Gemeindewald.
Seit Gründung der Jugendabteilung 1989 sind 199 Jugendliche zu den Aktiven übergetreten. »Rund 50 Prozent der Jugendlichen bleiben uns für die Aktiven erhalten«, bilanzierte Geist. Dies zeige die Wichtigkeit einer intakten Jugendarbeit, lobte der Kommandant die Ausbilder.
»Gutes Gewissen nur bei guter Ausstattung«
Weil für die Mitglieder der Altersabteilung »die Pflege der Kameradschaft im Vordergrund steht«, wie Uwe Seiferth meinte, absolvierten sie nur einige Dienste in den jeweiligen Gerätehäusern, machten eine Lehrfahrt ins Biosphärenreservat Münsingen und besuchten Kameraden bei runden Geburtstagen.
Die Gemeinde habe wichtige Beschlüsse gefasst, um die Feuerwehr entsprechend auszustatten, betonte Bürgermeister Storz. So erhielt die Abteilung Großengstingen einen neuen MTW (Mannschaftstransportwagen), Atemschutzgeräte wurden beschafft, auch werde derzeit intensiv an der europaweiten Ausschreibung für ein neues LF (Löschfahrzeug) 20 gearbeitet. »Um da ein Leistungsverzeichnis zu erstellen, wurden von ein paar Feuerwehrleuten viele hundert Stunden investiert«, sprach der Schultes seinen Dank aus.
Auch müsse die Einsatzkleidung komplett modernisiert werden, was die Gemeinde rund 130.000 Euro kostet, »aber wir können euch nur guten Gewissens in Einsatz schicken, wenn ihr auch gut ausgestattet seid«. (GEA)
EHRUNGEN UND BEFÖRDERUNGEN
Langjährige Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Engstingen
Ehrungen Ehrenzeichen in Bronze für 15 Jahre Feuerwehrdienst: Michael Stooß und Philipp Ninnemann. Ehrenzeichen in Gold für 40 Jahre: Bernd Hummel, Heinrich Roth, Heinz Failenschmid und Eckhard Reitter. Ehrennadel in Silber der Jugendfeuerwehr Baden-Württemberg: Andreas Staneker. Rheinland-pfälzische Fluthilfe-Medaille für den Einsatz im Ahrtal 2021: Michael Leippert, Lukas Hack, Marius Gödde, Luca Glück, Andreas Staneker und Michael Wälder. Beförderungen Feuerwehrmann in der Probe: Daniel Maurer und Achim Voit. Feuerwehrmann: Benjamin Renner, Jakob Reitter, Mattis und Jannik Wagner, Paul und Marcel Hummel. Oberfeuerwehrmann: Ben Zeeh, Daniel Schmid und Maximilian Werner. Hauptfeuerwehrmann: Christian Gauß, Matthias Leger, Thomas Adam und Thomas Hupp. Löschmeister: Steffen Glück und Jan Knapp. Brandmeister: Michael Wälder, Alexander Leippert,Thomas Glück. (lpt)