Logo
Aktuell Infrastruktur

Eisenbahnbrücke in Trochtelfingen wird geflickt, Züge sollen Samstag wieder fahren

Dass auf der Bahnlinie zwischen Engstingen und Gammertingen, die 2019 reaktiviert wurde, alles reibungslos läuft, kann nicht behauptet werden. Immer wieder wurden in den vergangenen Jahren Streckenteile gesperrt. Nun kam es wieder zu Ausfällen im Bahnverkehr. Grund: Schäden an einer Eisenbahnbrücke in Trochtelfingen. Ein Provisorium soll vorerst Abhilfe schaffen.

Die Eisenbahnbrücke in Trochtelfingen in Höhe des Bauhofs wurde gesperrt. Sie wies so große Schäden auf, dass keine Züge mehr da
Die Eisenbahnbrücke in Trochtelfingen in Höhe des Bauhofs wurde gesperrt. Sie wies so große Schäden auf, dass keine Züge mehr darüber fahren durften. Die SWEG Schienenwege GmbH hat sie saniert, sodass die Schwäbische Alb-Bahn den Verkehr wieder aufnehmen können soll. Foto: Cordula Fischer
Die Eisenbahnbrücke in Trochtelfingen in Höhe des Bauhofs wurde gesperrt. Sie wies so große Schäden auf, dass keine Züge mehr darüber fahren durften. Die SWEG Schienenwege GmbH hat sie saniert, sodass die Schwäbische Alb-Bahn den Verkehr wieder aufnehmen können soll.
Foto: Cordula Fischer

TROCHTELFINGEN. Vor knapp zwei Wochen ging nichts mehr: Die Schwäbische Alb-Bahn (SAB) hatte ab dem 5. März ihre Endstation nicht wie seit vier Jahren gewohnt in Gammertingen, sondern am Haltepunkt Alb-Gold in Trochtelfingen. Seither hat der Bahnbetreiber alles getan, um Fahrgäste trotzdem zu ihrem Ziel zu bringen. Allerdings nicht auf der Schiene, sondern auf der Straße. Eine große Herausforderung für die Alb-Bahn, die wegen des Schienenersatzverkehrs pro Schicht mehr Personal einsetzen muss, als sonst eingeteilt wäre: Sieben statt fünf Mitarbeiter brauche man nun, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.

»Das können wir ein paar Tage stemmen«, sagt Alb-Bahn-Geschäftsführer Jens Hojdar. Auch krankheitsbedingte Ausfälle können so kompensiert werden. Manche Triebwagenführer seien ebenfalls als Busfahrer ausgebildet, auch aus anderen Unternehmensbereichen könnten sich Mitarbeiter hinters Bus-Steuer setzen oder man teile Aushilfs- oder Teilzeitkräfte ein. Dauert eine Streckensperrung aber länger, wird das zur großen Belastung aller. So musste die SAB zum Beispiel im Jahr 2020 über Monate den Zugverkehr zwischen Engstingen und Gammertingen stoppen. »Ein großes Malheur«, sagt Hojdar, der seit 2019 bei der SAB ist und auch eine Triebwagenführer-Ausbildung absolvierte. »Es hat ein dreiviertel Jahr gedauert, bis alles gerichtet war.« Zur Erinnerung: Grund für die Streckensperrung vor dreieinhalb Jahren war die sogenannte »Spurkranzkrise«. Veraltete Gleisbauformen führten zu Verschleißproblemen an den Rädern der Züge.

Am Bahnübergang Mühlgasse in Trochtelfingen ist das Schutzhalt-Schild Sh 2 aufgestellt. Es bedeutet, dass die Bahnstrecke ab hie
Am Bahnübergang Mühlgasse in Trochtelfingen ist das Schutzhalt-Schild Sh 2 aufgestellt. Es bedeutet, dass die Bahnstrecke ab hier gesperrt ist und nicht befahren werden darf. Ganz hinten ist ein gelbes Reparaturfahrzeug zu erkennen, das für die Arbeit an der Eisenbahnbrücke in Höhe des Bauhofs eingesetzt ist. Foto: Cordula Fischer
Am Bahnübergang Mühlgasse in Trochtelfingen ist das Schutzhalt-Schild Sh 2 aufgestellt. Es bedeutet, dass die Bahnstrecke ab hier gesperrt ist und nicht befahren werden darf. Ganz hinten ist ein gelbes Reparaturfahrzeug zu erkennen, das für die Arbeit an der Eisenbahnbrücke in Höhe des Bauhofs eingesetzt ist.
Foto: Cordula Fischer

In den folgenden Jahren erneuerte die SWEG dann immer wieder Gleise und Schienen, was durch die SAB kompensiert werden musste, indem sie ihre Busflotte ersatzweise einsetzte. Und das musste sie auch ab dem 5. März tun, schnell reagieren. Im Bereich der Eisenbahnbrücke am Trochtelfinger Bauhof, die die Seckach kreuzt, war bereits einige Tage zuvor eine Langsamfahrstelle eingerichtet worden. Statt normal mit Tempo 50 konnten die Züge nur in Schrittgeschwindigkeit passieren. Ein Sachverständiger sei vor Ort gewesen, der in seinem Gutachten festlegen sollte, wie die Brücke zu sanieren ist, sagt Hojdar.

Laut SWEG sei die Brücke »zur Teilerneuerung im Jahr 2025 eingeplant worden«, weil sie »Schäden an den beidseitigen Widerlagern« aufweise, die schon seit Längerem bekannt seien. Bei der anstehenden Sanierung »sollten die Widerlager erneuert, der Überbau aber erhalten werden«, teilt Unternehmenssprecher Christoph Meichsner mit. Anstatt einem Sanierungsplan für kommendes Jahr kam etwas anderes heraus: Der Gutachter zog die Rote Karte und sperrte die Brücke mit sofortiger Wirkung am Nachmittag des 5. März.

Das Provisorium zur Abstützung der Widerlager an der Eisenbahnbrücke über die Seckach in Höhe des Trochtelfinger Bauhofs wird er
Das Provisorium zur Abstützung der Widerlager an der Eisenbahnbrücke über die Seckach in Höhe des Trochtelfinger Bauhofs wird errichtet. Foto: Cordula Fischer
Das Provisorium zur Abstützung der Widerlager an der Eisenbahnbrücke über die Seckach in Höhe des Trochtelfinger Bauhofs wird errichtet.
Foto: Cordula Fischer

Die SWEG Schienenwege GmbH ist eine Tochtergesellschaft der Südwestdeutschen Landesverkehrs-AG (SWEG). Sie betreibt die Eisenbahninfrastruktur auf verschiedenen Strecken in Baden-Württemberg auf einer Gesamtlänge von rund 210 Kilometern. Auf der zum 15. Dezember 2019 wieder in Betrieb genommenen Strecke zwischen Engstingen und Gammertingen war über ein halbes Jahrhundert – der letzte Zug fuhr hier 1973 – wenig bis gar nichts gemacht worden. Auch zum Start des vom Land bestellten Bahnverkehrs war sie nicht wirklich komplett dafür ausgelegt. Viele Probleme sind zwar mittlerweile behoben. Geblieben sind aber unter anderem noch die mit den Brücken. »Die SWEG Schienenwege GmbH saniert derzeit im Rahmen eines Grunderneuerungsprogramms zahlreiche Gleisabschnitte und auch Brücken auf den Strecken Engstingen – Sigmaringen und Hechingen – Gammertingen. Im Zuge dieses Programms wird im Zeitraum 2021 bis 2026 eine Summe von voraussichtlich 105 Millionen Euro in die genannten Anlagen investiert«, erläutert Meichsner. »Das Ziel besteht darin, die Verfügbarkeit der Infrastruktur zu verbessern und damit auch dem plötzlichen Ausfall einzelner Bauwerke – wie im vorliegenden Fall leider dennoch geschehen – vorzubeugen.«

Stand am Freitagnachmittag war, dass ein Sachverständiger aus Karlsruhe anreisen sollte, um die Sanierung zu checken. Auch ein Testzug sollte über die Brücke fahren. Danach sollte die Entscheidung getroffen werden, ob die Strecke wieder freigegeben werden kann. Jens Hojdar ging bis zu diesem Zeitpunkt davon aus, dass die SAB den Regelverkehr dann wieder aufnehmen kann. Und atmete schließlich auf: Das Provisorium hielt stand, der Sachverständige gab das Go, und die Züge können tatsächlich wieder fahren.

Jedoch  erst am heutigen Samstag, 16. März, denn »wir brauchen Planungsvorlauf«. Dazu muss der erste Zug, der Samstagmorgen um 9.12 Uhr in Gammertingen startet, zunächst am Freitagabend als Leerfahrt dorthin überführt werden. Bedeutet auch gute Nachrichten für die Schüler: Sie müssen sich am Montagmorgen nicht an den Ersatzhaltestellen, sondern können sich wieder ganz normal an den Bahnhaltepunkten einfinden, um mit den Zügen der SAB zum Unterricht zu fahren. (GEA)

(GEA)

Die Brücke stammt aus dem Jahr 1902. Das Mauerwerk ist marode.
Die Brücke stammt aus dem Jahr 1902. Das Mauerwerk ist marode. Foto: Cordula Fischer
Die Brücke stammt aus dem Jahr 1902. Das Mauerwerk ist marode.
Foto: Cordula Fischer
Die Widerlager der Eisenbahnbrücke werden mit einem Provisorium abgestützt.
Die Widerlager der Eisenbahnbrücke werden mit einem Provisorium abgestützt. Foto: Cordula Fischer
Die Widerlager der Eisenbahnbrücke werden mit einem Provisorium abgestützt.
Foto: Cordula Fischer