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Ein Förderverein für die Grund- und Werkrealschule in Würtingen

Die Idee steht schon seit Jahren im Raum, jetzt soll sie Wirklichkeit werden: Am Donnerstag, 11. April, gründet sich ein Förderverein für die Grund- und Werkrealschule in Würtingen. Die Schule erhofft sich davon nicht nur finanzielle, sondern auch ideelle Unterstützung.

Die Grund- und Werkrealschule Würtingen bekommt bald Unterstützung von einem Förderverein.
Die Grund- und Werkrealschule Würtingen bekommt bald Unterstützung von einem Förderverein. Foto: Schrade
Die Grund- und Werkrealschule Würtingen bekommt bald Unterstützung von einem Förderverein.
Foto: Schrade

ST. JOHANN-WÜRTINGEN. Als Uli Steinestel vor zwei Jahren als stellvertretender Rektor neu an die Grund- und Werkrealschule nach Würtingen gekommen ist, hat er sich gewundert: Gibt's hier tatsächlich keinen Förderverein? Nein - bisher tatsächlich nicht, auch wenn solche Vereine inzwischen zur bildungspolitischen Grundausstattung in fast jeder Gemeinde gehören. »Bemühungen gab's in der Vergangenheit immer wieder«, sagt Schulleiter Thomas Heidt, »gescheitert sind sie aber immer daran, dass es an Leuten gefehlt hat, die bereit waren, den Karren zu ziehen.« Die sind nun gefunden und werden sich am Donnerstag auch öffentlich als Zugpferde des neuen Vereins vorstellen: Um 19.30 Uhr treffen sie sich mit allen anderen Interessierten zur Gründungsversammlung im ehemaligen Musikraum der Schule im Untergeschoss.

In den vergangenen beiden Jahren, blicken Heidt und Steinestel zurück, ist das Thema Förderverein mit Blick auf die aktuellen Ereignisse sogar noch weiter in den Hintergrund gerückt: »Da stand erstmal die Bürgerinitiative im Fokus.« Die drohende und schließlich verhinderte Auflösung der Werkrealschule ist mit dem Bürgerentscheid im vergangenen Jahr erstmal vom Tisch, eine Schulentwicklungskommission aus Vertretern der Schulgemeinschaft und der Verwaltung hat mit der Einrichtung eines zusätzlichen Klassenzimmers im Feuerwehrhaus zumindest eine Übergangslösung gefunden.

»Es geht darum, das, was da ist, zu ergänzen und zu institutionalisieren«

Die Schülerzahlen sind stabil. Die nächste erste Klasse wird zum dritten Mal in Folge dreizügig sein, und die Debatte um die Schließung scheint dem Interesse an der immer seltener werdenden Schulart Werkrealschule keinen Abbruch getan zu haben: Eine Werkrealschulklasse wird derzeit von etwa 17 bis 24 Schülern aus einem Umkreis von rund 15 Kilometern besucht - und auch die neue fünfte Klasse wird nach den Sommerferien unter diesen Vorzeichen starten, die Anmeldezahlen geben's her. »Wir sind gefragt als Schule«, freut sich Uli Steinestel. Thomas Heidt formuliert die Gründe: »Die Kombination aus Schulart und -standort ist entscheidend, die Leute kommen gezielt zu uns.« Das nach wie vor große Interesse wertet er auch als »Vertrauensbeweis«.

Die Schulgemeinschaft, betont das Führungs-Duo, ist lebendig und kann nicht nur auf das Gremium des Elternbeirats, sondern auch auf viele Angehörige zählen, wenn's darum geht, etwa eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Dass nun ein Förderverein gegründet wird, hat also nichts mit mangelndem Engagement zu tun, dem man auf die Sprünge helfen muss. »Es geht darum, das, was da ist, zu ergänzen und zu institutionalisieren«, erklärt Uli Steinestel.

»Bei einem Förderverein sind finanzielle Themen gut aufgehoben und sauber abgegrenzt«

Ein ganz wichtiger Punkt sind die Finanzen - konkret: die rechtlich saubere Abwicklung von Spenden und deren Quittierung. So traurig es ist: Manche gut gemeinten Geschenke von Firmen oder clevere Ideen wie zum Beispiel die, Trinkwasserspender in der Schule aufzustellen, scheiterten letztlich an bürokratischen Hürden und steuerrechtlichen Vorgaben. »Bei einem Förderverein sind solche Themen gut aufgehoben und sauber abgegrenzt von Schulkollegium und Elternbeirat«, sagt Uli Steinestel.

Zumal in den Reihen derer, die sich bereit erklärt haben, als Geburtshelfer für den Verein zu fungieren, auch ein studierter Jurist ist. Das hilft - auch was das Aufstellen einer Satzung angeht - enorm weiter. Am Donnerstag wird sich das Kernteam vorstellen, dann wird auch die Vereinsspitze gewählt. Zunächst, so Steinestel, für zwei Jahre, um niemanden zu überfordern. Das Führungsquartett soll aus erstem und zweitem Vorsitzendem, Kassier und Schriftführer bestehen. Hinzu kommt ein Beirat mit voraussichtlich vier weiteren Personen.

Wer zum engeren Kreis derer gehört, die das Projekt maßgeblich vorangetrieben haben und die Vereinsgründung möglich machen, wollen die Schulleiter noch nicht verraten. Nur so viel: »Es handelt sich überwiegend um Menschen im großelterlichen Alter«, so Steinestel. Manche haben biografische Schnittstellen zum pädagogischen Bereich, andere fühlen sich einfach der Schule und ihrer Gemeinde verbunden. Sie bringen nicht nur viel Lebens- und Berufserfahrung in unterschiedlichen Bereichen mit, sondern auch die Zeit, die nötig ist, um eine Vereinsstruktur in der Anfangsphase aufzubauen.

»Wir wollen die Mitglieder nicht gleich mit To-do-Listen erschlagen«

Mindestens genauso wichtig wie die finanziellen Vorteile sind auch die ideellen Aspekte, betont Thomas Heidt. Für ihn ist der neue Förderverein ein wichtiger Baustein, der das Netzwerk weiter ergänzt und festigt - nicht nur auf Schul-, sondern auf Gemeindeebene. Der Förderverein wird sich in die Vereinslandschaft der Gemeinde einfügen, hier werden genauso weitere Kontakte entstehen wie zu den Betrieben im Ort, mit denen die Schule im Bereich Berufsbildung schon seit Jahren in regem Austausch steht. Auch mit dem vorschulischen Bereich - sprich den rund zehn Kindergärten in der Gemeinde - will man sich noch enger verzahnen.

Ansonsten sind die Zielsetzungen des Vereins noch völlig offen: »Es gibt zwar erste Ideen, aber es gilt: Alles kann, nichts muss. Wann entstehen kann und wird, wird sich zeigen«, betont Steinestel und gibt einige Beispiele, was ein Förderverein leisten könnte. Einem Kind, dessen Familie in finanziellen Nöten ist, den Schullandheimaufenthalt zu ermöglichen, gehört ebenso dazu wie ein Basar für gebrauchte Schulmöbel, dessen Erlös der Verein sauber abwickeln kann. Auch von den Berufen oder Hobbys der Menschen, die sich im Verein einbringen, könnte die Schule profitieren: Warum beispielsweise nicht den Imker für eine Unterrichtseinheit oder einen Projekttag einladen?

»Wir wollen das alles anlaufen lassen, ohne jemanden zu überfordern oder die Mitglieder gleich mit To-do-Listen zu erschlagen«, verspricht Steinestel, der hofft, dass viele Interessierte zur Gründungsversammlung kommen. Wenn alles glattläuft, soll sich der Verein beim Schulfest am 19. Juli erstmals öffentlich vorstellen, bis dahin könnte auch der Eintrag ins Vereinsregister gefeiert werden. (GEA)