TROCHTELFINGEN-WILSINGEN. Schlippr-Schlappr, Autze Bautze oder Schlanga-Fanger: So hallt es am Samstagabend durch die Gassen von Wilsingen. Der Narrenverein mit seinen Schlangen-Fanger und seiner Lumpenkapelle hat zum Nachtumzug gebeten und rund 2.500 Hästräger und Musikanten sind den Ruf der Freunde in den kleinsten Teilort von Trochtelfingen gefolgt.
Das ist schon erstaunlich, was die Wilsinger Schlanga-Fanger da auf den Weg gebracht haben: hat doch das Dorf gerade mal rund 400 Einwohner. Ein vielfaches davon tummelte sich am Samstagabend bei eisigen Temperaturen fröhlich im Flegga. 36 Narrenzünfte und 13 Lompakapella wärmten die Herzen der Zuschauer mit ihren Späßen, Spielereien, Klamauk oder waghalsigen Pyramiden, wo Mensch auf Mensch sich schichtet. Die Sause sorgte gleich für drei Premieren.
Es war der erste Nachtumzug der Narrenzunft, die anlässlich ihres 33-jährigen Bestehens etwas Besonderes machen wollte. Das war 2021 und was war da? Genau Corona. Also ging es nicht. Ein Jahr später auch nicht, da war immer noch, na was? Corona. So haben die Mannen und Frauen um Zunftmeister Ruben Hölz es aber nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben.
»Bei der Hauptversammlung vor zehn Monaten haben wir das spontan entschieden«, sagt der freundliche Vereinsvorsitzende und ergänzt: »eben auf dieses Jahr. Es war keine Frage, dass wir es nicht machen, sondern eben nur wann«, so Hölz. Also stürzten sich die engagierten Mitglieder ohne Scheu vor der Größe der Aufgabe mit viel Herzblut in die Arbeit und setzten um, was es zu tun gab.
Damit brachten sie als Erste einen Umzug in die Region – Premiere Nummer zwei. Die dritte folgt zugleich und war auch besonders. Denn für Bürgermeisterin Katja Fischer war es auch der erste Nachtumzug in ihrer Amtszeit und sie hatte so viel Spaß. Schon beim Zunftmeisterempfang – da treffen sich am Umzugstag alle Chefs und Chefinnen der Narrenzünfte zu Spiel und Spaß und Clownereien unter sich – hatte sie gekonnt gereimt, wie Ruben Hölz der Zuschauerschar vom Sprecherwagen aus erzählte.
»Ich schimpf nicht nur nicht, sondern ich lobe sie sogar«, hatte die Rathauschefin im schönsten Schwäbisch gesagt und wiederholte es auch auf dem Sprecherwagen, wo sie sich vor dem kleinen Gasheizerle immer wieder die Hände in der eisigen Nacht wärmte. »Die Narrenzunft hat wirklich was Tolles auf die Beine gestellt. So ein Nachtumzug hat schon was«, schwärmte sie mit leuchtenden Augen und betonte, dass es der erste Umzug in der Region sei. »Das merkt man den Narren schon an, dass sie sich richtig freuen«.
Nachdem der Narrenzug mit launigem und lautem Schällen und Rufen und Singen und Spielen durch den Ort gezogen war, traf sich die feierlaunige Schar im gemütlich warmen Zelt zum wohligen und lieblichen Beisammensein. Das Festzelt auf dem nahen Festplatz fasst bis zu 3.500 Leute und war also groß genug für eine große Sause.
Die gab’s dann auch, ohne dass die Ordnungshüter eingreifen mussten. Bürgermeisterin Katja Fischer zog die warme Stube dem großen Zelt vor, sie war mit ihrem Sohn unterwegs. Gleichwohl bleibt ihr Fazit unvergessen. »Ich genieße es total.« (GEA)